Er machte Dariusz Michaleczwski und die Klitschko-Brüder zu Weltmeistern. Der international renommierte Trainer Fritz Sdunek starb mit 67 Jahren in Hamburg.
Hamburg. Die Sportwelt trauert um einen einzigartigen Trainer. Der Mann, der Dariusz Michalczwski, die Klitschko-Brüder Vitali und Wladimir, Zsolt Erdei und viele mehr zu Boxweltmeistern machte, ist am Montagmorgen gestorben. Fritz Sdunek erlag in Hamburg den Folgen eines Herzinfarktes. Er wurde nur 67 Jahre alt.
„Wladimir und Witali haben es von der Familie erfahren. Sie sind tief bestürzt und sehr traurig. Es ist ein menschlicher und persönlicher Verlust. Er war für uns alle eine enger Freund, wir haben ihm viel zu verdanken. Als beide nach Hamburg kamen, war er die erste und wichtigste Bezugsperson“, sagte Klitschko-Manager Bernd Bönte.
„Worte können meinen Schmerz nicht ausdrücken. Fritz, ich werde dich nie vergessen“, schrieb Felix Sturm bei Twitter.
Thomas Pütz, der Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer, sagte: „Ich bin total schockiert. Damit geht der Boxwelt eine große Persönlichkeit verloren.“
Sdunek wurde von einem amerikanischen Box-Magazin einst als „Michelangelo des Boxens“ bezeichnet. Seine unnachahmliche Art, seine Athleten gewissenhaft und immer individuell vorzubereiten, zeichnete ihn aus. Auch in den USA hatte er unter anderem mit den Klitschko-Brüdern Erfolg. Sein Stil zeichnete sich dadurch aus, dass er die Boxer nicht in ein Schema gepresst, sondern ihre Stärken betont hat.
So wurden auch Profis mit begrenzter Technik zu Weltmeistern – und die mit herausragenden stilistischen Fertigkeiten zu ausdauerstarken Kämpfern. Denn sein Motto war: Physis schlägt Klasse. Die körperlichen Voraussetzungen und Grundlagen der Ringarbeit legte er mit einem Konditionsprogramm, das andere Weltklasseathleten als hart bezeichnet haben. Sdunek schaute sich aus anderen Disziplinen Übungen ab, verstand sich als beständig Lernender.
Und menschlich galt er als herausragende Persönlichkeit. Er unterstützte so manchen seiner Boxer, wenn sie in Schwierigkeiten geraten waren, finanziell wie psychisch.
Sdunek stammte aus einfachen Verhältnisse und wurde in Lüssow (Mecklenburg-Vorpommern) geboren. Schon in der DDR war er ein erfolgreicher Trainer und formte Boxer zu Olympiasiegern, ohne sich dem System anzubiedern. Mehrfach ließ er seine Schützlinge in der Sportschule heimlich die TV-Übertragungen von Kämpfen Muhammad Alis ansehen. Einmal erzählte er angewidert, wie er auf einer Kreuzfahrt DDR-Funktionäre erlebt hatte, die sich mit den Erfolgen der Sportler brüsteten und völlig danebenbenahmen.
Sehen Sie hier, wie Fritz Sdunek mit Vitali Klitschko trainierte
Nach der Wende betreute Sdunek die Boxer von Bayern 04 Leverkusen, wohin auch Dariusz Michalczewski aus Polen geflüchtet war.
Im Jahr 1994 wechselte Sdunek ins Profiteam von Universum Box-Promotion nach Hamburg. Dort arbeitete er mit Michalczewski, den Klitschko-Brüdern (ab 1996) und vielen anderen.
Auch nach dem Weggang von Universum und gesundheitlichen Rückschlägen (Herzinfarkt, Krebsbehandlung) arbeitete er weiter mit Vitali Klitschko. Zuletzt trainierte er Felix Sturm und Ruslan Chagev.
Sdunek hinterlässt seine Frau Carola, zwei Kinder und mehrere Enkel.