Für Bundesliga-Schlusslicht Borussia Dortmund gab es in der Woche vor dem Spiel gegen Hoffenheim die ganze Palette: Spott, Mitleid und Zuspruch. Führt Trainer Jürgen Klopp den BVB aus der Krise?

Düsseldorf. Nächster Anlauf, um aus der Krise zu kommen: Jürgen Klopp ist dafür genau der richtige Mann – jedenfalls für die Clubspitze des Tabellenletzten Borussia Dortmund und ehemalige Konkurrenten. Sie alle sind davon überzeugt, dass der 47 Jahre alte Fußballlehrer den BVB aus der Krise führen wird. „Unser Vertrauensverhältnis ist genauso eng wie in den Zeiten der größten Erfolge. Über den Trainer brauchen wir kein einziges Wort mehr verlieren“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Watzke beschwor vor dem schwierigen Heimspiel am Freitag gegen 1899 Hoffenheim (20.30 Uhr im Liveticker bei abendblatt.de) Einigkeit. „Bei Borussia Dortmund herrscht ein hohes Maß an Geschlossenheit. Wir sind ruhig, besonnen, aber natürlich nicht mehr gelassen“, sagte er und nahm daher die Stars erneut in die Pflicht: „Die Mannschaft ist jetzt in der Bringschuld, und ich bin mir sicher, dass sie der Situation gerecht werden wird.“

Watzke weiß, dass die wirtschaftliche Konsolidierung des Traditionsclubs nach der Fast-Insolvenz 2005 nur dank des rasanten sportlichen Aufstiegs möglich war. Und der ist eng mit Klopp verbunden, der die Borussia zu den Meisterschaften 2011 und 2012, zum DFB-Pokalsieg 2012 sowie in das Champions-League-Finale 2013 führte.

Daher gibt es auch für Klopps einstigen Konkurrenten und ehemaligen Bayern-Trainer Jupp Heynckes keinerlei Zweifel. „Klopp wird aus dieser missratenen Hinserie gestärkt hervorgehen“, sagte der Fußball-Pensionär dem „Kicker“ und sprach von seinen schweren Zeiten, als er am damaligen Widersacher Klopp scheiterte: „Ich selbst muss mich nur an die Saison 2011/2012 erinnern, als wir mit dem FC Bayern in drei Wettbewerben Zweiter wurden. In einer solch komplizierten Konstellation müssen der gesamte Verein, die Führungskräfte und vor allem der Trainer die Ruhe bewahren.“

Owomoyela glaubt an Trainerwechsel


Ex-Profi Patrick Owomoyela, der einst jahrelang unter Klopp spielte, glaubt indes, dass Dortmund nur noch ein Trainerwechsel helfen kann. „Jürgen Klopp wirkt im Moment relativ ratlos und sehr defensiv“, sagte der frühere BVB-Spieler vor einigen Tagen bei Sky Sport News HD: „Ich glaube, er wäre sich nicht zu schade zu sagen, 'vielleicht habe ich hier das erreicht und getan, was ich konnte und nun muss ein anderer weiterhelfen.'”

Klopp selbst gab sich Mitte der Woche mit etwas Distanz zur jüngsten 0:2-Pleite bei Eintracht Frankfurt aufgeräumt und gelassen. Er wisse, „wie Abstiegskampf funktioniert“. Seine Stars müssen nun zeigen, ob sie die von Bayern-Weltmeister Thomas Müller zitierten „Eier“ für diese Situation haben.

Gute Nachrichten im Vorfeld gab es für die in dieser Saison von Ausfällen gebeutelte Borussia – man nehme nur das Pech von Marco Reus – aus personeller Sicht. Klopp kann auf Weltmeister Mats Hummels hoffen. Weitere Optionen sind Nuri Sahin, Jakub Blaszczykowski und Lukasz Piszczek.

1899 Hoffenheim ist ein denkbar unangenehmer Gegner, die Duelle der jüngeren Vergangenheit waren für den BVB immer knappe Angelegenheiten. Und das Team von Trainer Markus Gisdol spielt in der laufenden Saison erfrischenden und frechen Fußball. Entsprechend forsch gab sich Eugen Polanski: „Wir fahren auf jeden Fall dorthin, um zu gewinnen. Wir brauchen uns da nicht zu verstecken.“