Borussia Dortmund steckt in einem Dilemma und weiß offenbar keine Lösung. In dieser Situation ist besonders Trainer Jürgen Klopp gefragt. Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer hat Ideen.
Dortmund. Die Körpersprache spricht Bände. Jürgen Klopp kauert auf der Bank, die Lippen zusammengepresst, leerer Blick. Das scheinbar ewige Lächeln ist längst verschwunden, die derzeitige Situation, die bisher prekärste in bisher sechs Trainer-Jahren bei Borussia Dortmund, und das Gefühl der Ratlosigkeit machen ihm schwer zu schaffen.
Denn unter Klopps Regie steht die nunmehr schlechteste BVB-Bilanz nach acht Bundesliga-Spieltagen seit 27 Jahren. Ein Sieg, drei Unentschieden und vier Niederlagen wies die Statistik in der Saison 1987/88 aus und damit einen Zähler weniger als die aktuell sieben Punkte.
Nach Jahren des steten Aufwärtstrend und Titeln müssen nun schnellstens Lösungen her für das Dilemma des deutschen Vizemeisters, denn schon am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF und Sky) stehen die Westfalen im Gruppenspiel der Champions League bei Galatasaray Istanbul erneut im Fokus – und unter Zugzwang.
„In diesem Moment fühle ich mich hilflos“, gab Klopp in einem Interview bei WDR 2 unmittelbar nach dem 1:2 am vergangenen Sonnabend beim 1. FC Köln zu. Er wolle der Mannschaft erst einmal nichts sagen, sondern erst einmal darüber nachdenken. Am Sonntagmorgen traf sich Klopp mit seinen Verlierern zur obligatorischen Aufarbeitung der Partie vom Vortag. Was und wie es besprochen wurde, bleibt Spekulation.
Die deutsche Fußball-Ikone Franz Beckenbauer hat offenbar die Lösung parat. „Jetzt ist die Zeit, auch mal die Ärmel hochzukrempeln. Dann muss man sich auch einmal anschreien“, sagte der Kaiser in der Sendung Sky90 und erinnerte an Keeper Roman Weidenfeller, der sich selbst die Schuld am Kölner Siegtreffer gab. „Wenn der Weidenfeller sagt, er hätte sich entschuldigt. Das ist falsch!“ Beckenbauer selbst hätte den beiden Abwehrspielern in den Arsch getreten, weil sie die Situation nicht geklärt haben.
Klopp in Dortmund unumstritten
Stattdessen müsse sich Klopp einige unangenehme Fragen gefallen lassen. „Harmonie ist falsch. Jetzt brauchst du Kerle.“ Sich selbst infrage zu stellen, hält Beckenbauer für falsch. „Klopp ist der perfekte Trainer für Dortmund. Keiner zweifelt an ihm.“
Acht Bundesliga-Spiele und schon fünf Niederlagen stehen in der Bundesliga-Tabelle. Dreimal in Folge verlor der BVB bisher unter Klopp nur einmal, Anfang 2010. Doch zu diesem Zeitpunkt waren Spieler und Ansprüche noch andere. Inzwischen hat sich der BVB zum wirtschaftlichen stärksten deutschen Fußball-Unternehmen hinter Rekordmeister Bayern München entwickelt.
In anderen Klubs würden schon längst größte Zweifel an der Strahlkraft, Kompetenz und Einfluss des Trainer diskutiert, nicht jedoch in Dortmund. Für BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, der Klopp am liebsten einen Vertrag auf Lebenszeit vorlegen würde, und selbst für die Fans, steht der Coach nicht annähernd zur Debatte.
Für Klopp liegen die Gründe auf der Hand, wie er stets betont. „Man kann über Fitness sprechen oder über Rhythmus, weil beides nicht da ist. Aber wenn wir die Gegentore nicht kriegen, eines schießen wir fast immer, dann gewinnen wir hier 1:0“, so der BVB-Coach in Köln. Eine Analyse also wie nach jedem der letzten fünf Begegnungen ohne Sieg.
Vielleicht hilft dem BVB ja eine Motivationsspritze aus der Champions League. Denn dort ist die Bilanz nach zwei Spielen mit 6 Punkten (5:0-Toren) kurioserweise bislang makellos.