Nur wenige Minuten nachdem der Verein die Trennung von Sportvorstand Fredi Bobic offiziell bestätigt hatte, kam der bisherige Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga zu einem achtbaren 2:2 (0:0) bei Borussia Dortmund. In den anderen Stadien setzte es knappe Erfolge.

Der wankende VfB Stuttgart hat trotz personeller Turbulenzen auf der Führungsebene einen ersten Schritt aus der Krise getan, den ersten Saisonsieg aber leichtfertig verspielt. Nur wenige Minuten nachdem der Verein die Trennung von Sportvorstand Fredi Bobic offiziell bestätigt hatte, kam der bisherige Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga zu einem achtbaren 2:2 (0:0) bei Borussia Dortmund. Unbeeindruckt von der Unruhe im Vorfeld der Partie boten die Schwaben am Mittwoch eine engagierte Vorstellung, verpassten vor 79 500 Zuschauern im Signal Iduna Park aber nach dem Doppelschlag von Daniel Didavi (48./68. Minute) ihren ersten Saisonsieg. Ciro Immobile sicherte den lange enttäuschenden Dortmundern noch einen Punkt (86.).

Dennoch ist die Spitzengruppe für den BVB schon zu Saisonbeginn vorerst in beachtliche Ferne gerückt. Wie schon vier Tage zuvor in Mainz (0:2) gelang es der Borussia nicht, die großen Personalprobleme zu kompensieren. Pierre-Emerick Aubameyang (73.) hatte den Anschlusstreffer erzielt.

Wie der VfB erst rund 50 Minuten vor dem Anpfiff der Partie mitteilte, wurde der seit Sommer 2010 für den sportlichen Bereich verantwortliche Bobic mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. „Ausschlaggebend für diesen Schritt sind die anhaltenden negativen sportlichen Platzierungen sowie die Tatsache, dass wir in der jetzigen personellen Konstellation keine Perspektiven mehr sehen, eine nachhaltig positive Entwicklung einzuleiten“, kommentierte der Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Schmidt.

Der Wunsch nach einem positiven Trend schien schon in Dortmund in Erfüllung zu gehen. Denn der VfB erwies sich gegen den Vorjahreszweiten über weite Strecken als gleichwertig. Der BVB hatte zwar mehr Spielanteile, der Gast aber zunächst die besseren Chancen. So scheiterte Timo Werner (23.) mit einem Flachschuss an BVB-Keeper Roman Weidenfeller.

Sehenswerte Angriffe der Dortmunder Notelf waren dagegen Mangelware. Ohne acht verletzte Profis fand der BVB kein probates Mittel, um die gut organisierte Stuttgarter Abwehr ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. So mussten die Fans ungewohnt lange auf die erste Möglichkeit in der 33. Minute warten. Beim Heber von Shinji Kagawa auf die Latte des VfB-Tores war der Gastgeber der Führung erstmals nahe. Vier Minuten vor der Pause parierte Stuttgarts Schlussmann Sven Ulreich einen Fernschuss von Nationalspieler Kevin Großkreutz.

Auch nach Wiederanpfiff war vom vielgerühmten Dortmunder Powerfußball wenig zu sehen. Zudem schlichen sich – wie schon in Mainz – in der Deckung Unsicherheiten ein. Nach einem missglückten Klärungsversuch gleich mehrerer BVB-Spieler war Didavi zur Stelle und sorgte aus kurzer Distanz für die nicht unverdiente Führung der Gäste.

Der Champions-League-Teilnehmer drängte in der Schlussphase auf den Ausgleich, ging dabei aber lange Zeit zu ideenlos vor. Der zweite Treffer von Divadi schien die bereits dritte Saisonschlappe der Borussia besiegelt zu haben – doch Aubameyang und Immobile sicherten das Remis.

Leverkusen kann noch gewinnen

Bayer Leverkusen hat seine kleine Schwächephase überwunden und bleibt dank eines Arbeitssieges über den FC Augsburg auf Tuchfühlung zu Bundesliga-Spitzenreiter Bayern München. Beim 1:0 (1:0) am Mittwochabend ließ sich das Team von Trainer Roger Schmidt weder von giftigen Schwaben noch einer Unwetter-Unterbrechung aus dem Konzept bringen. Torjäger Heung-Min Son sorgte mit seinem Tor in der 33. Minute für den ersten Erfolg der Leverkusener nach einem Remis und zwei ernüchternden Niederlagen in der Fußball-Bundesliga und der Champions League. Die Augsburger verpassten dagegen durch die Niederlage vor 23 081 Zuschauern den Sprung in die Europapokal-Ränge.

Die so furios in die Saison gestarteten Leverkusener taten sich nach dem überraschenden 1:4 in Wolfsburg auch gegen Augsburg schwer – vom gewohnt präzisen, zielstrebigen, ideenreichen Offensivfußball war bei strömendem Regen eher wenig zu sehen. Das lag auch an den Gästen von Coach Markus Weinzierl, die mit dem Selbstbewusstsein von zwei Siegen in Serie angereist waren und der Werkself mit gewohnt großer Laufbereitschaft und Zweikampfhärte alles abverlangten.

Als der FCA dann doch vor der Pause einmal defensiv nicht aufpasste, schlugen die Hausherren zu. Nach einem cleveren Pass in die Tiefe taucht Son frei vor Torwart Marwin Hitz auf und vollendete in die lange Ecke. Die Vorlage kam von Roberto Hilbert, der eigentlich gar nicht für die Startelf vorgesehen war. Weil sich aber Gonzalo Castro beim Aufwärmen verletzte, rückte der Ex-Nationalspieler ins Team.

Sollte sich Castros Muskelblessur als schwerwiegend herausstellen und er wie etwa Teamkollege Simon Rolfes länger ausfallen, träfe das Bayer zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt – vor allem im Hinblick auf das wichtige Gruppenspiel der Champions League am Mittwoch gegen Benfica Lissabon. Nach dem bitteren 0:1 zum Auftakt in Monaco stehen die Leverkusener da schon unter Zugzwang.

Gegen den FCA setzten die Schmidt-Schützlinge auch auf physische Härte und passten sich damit an die Augsburger Vorgehensweise an. Neben Sons Treffer hatte Bayer in Durchgang eins nur einen Kopfball von Stefan Kießling als Möglichkeit verzeichnet (5.), der aber ebenso ungefährlich blieb wie Tobias Werners Chance für den FCA (15.).

Für den größten Aufreger vor dem Seitenwechsel sorgte dann kein Profi auf dem Rasen, sondern ein heftiges Gewitter über der BayArena. Schiedsrichter Guido Winkmann schickte die Teams sogar für sieben Minuten in die Katakomben, ehe sich das Unwetter mit den starken Regenfällen ein wenig beruhigte und die Partie weiterlaufen konnte.

Danach wurde das Match zusehends härter und war von Fouls geprägt. Aber auch die Torchancen mehrten sich nach dem Seitenwechsel: Erst scheiterte Son zweimal (49./53.), dann hatte Caiuby plötzlich den Ausgleich für den FCA auf dem Fuß. Der früh für den angeschlagenen Sascha Mölders ins Spiel gekommene Brasilianer scheiterte aber nach feiner Vorarbeit von Halil Altintop an Bayers Bernd Leno (58.).

Die größte Möglichkeit vergab Kießling in der 65. Minute, als er nach einer Hereingabe von links aus kurzer Distanz allein vor Hitz zum Abschluss kam, der Schlussmann aber clever parierte. So mussten die Gastgeber bis zum Schluss bei Augsburger Kontern auf der Hut sein.

Kalou sei Dank - Hertha gewinnt 1:0

Dafür hat ihn Hertha geholt! Berlins prominenter Neuzugang Salomon Kalou hat dem Hauptstadtclub den ersten Bundesliga-Sieg seit 151 Tagen beschert. Mit seinem ersten Tor im Berliner Trikot sorgte der ehemalige Champions-League-Sieger am Mittwochabend für den knappen 1:0 (1:0)-Erfolg von Hertha BSC gegen den VfL Wolfsburg (35. Minute). Dank einer furiosen kämpferischen Leistung holte das Team von Trainer Jos Luhukay den ersten „Dreier“ der neuen Spielzeit und sprang mit fünf Zählern auf Rang 14.

„Das ist ein Befreiungsschlag“, erklärte Hertha-Manager Michael Preetz. Die Mentalität der Berliner schlug am Ende die Qualität der Wolfsburger – genau das hatte Luhukay gefordert. Die Gäste schlugen aus ihrer klaren spielerischen Überlegenheit kein Kapital. „Wir haben heute alles in die Waagschale gelegt mit unglaublich viel Herz. Es war ein hartes Stück Arbeit“, bekannte der Hertha-Coach bei „Sky“.

Am 26. April gegen Braunschweig (2:0) hatte das Berliner Publikum zuvor letztmals über einen Heimsieg ihrer Elf jubeln dürfen, es war zugleich der letzte Sieg in der Bundesliga für die Herthaner gewesen. Matchwinner Kalou war froh über seinen Treffer und lobte: „Es war ein sehr schöner Pass. Wir haben als Mannschaft hervorragend gekämpft.“

Die Niedersachsen konnten ihren Schwung vom erfolgreichen vergangenen Spieltag nicht mitnehmen und hinken als 12. ihren Ansprüchen mit ebenfalls nur einem Sieg in dieser Saison noch hinterher (5 Punkte).

Nach dem überraschend klaren 4:1 gegen Leverkusen am Sonntag traten die Wolfsburger vor 35 847 Zuschauern im Berliner Olympiastadion von Beginn an selbstbewusst und dominant auf. Vor allem über Herthas rechte Seite, auf der Marcel Ndjeng verteidigte, initiierten die Gäste einige verheißungsvolle Offensivaktionen. Die beste Chance der Niedersachsen vergab Vierinha: Gefährlich und temporeich zog der Portugiese mit dem Ball in den Strafraum, nachdem Kevin De Bruyne ihn bedient hatte (31.). Hertha-Torhüter Thomas Kraft klärte mit dem Fuß.

Die Gastgeber holten sich Selbstbewusstsein über eine kompakte Defensive. In der bislang so anfälligen Berliner Abwehr war der niederländische Routinier John Heitinga wieder an die zentrale Position gerückt.

Neuzugang Kalou kam schon in den ersten 20 Minuten zweimal in die Gefahrenzone, blieb aber erst noch ohne Abschluss. Einen Kopfball des fleißigen Hajime Hosogai entschärfte VfL-Keeper Diego Benaglio (27.). Zehn Minuten vor der Pause stibitzte dann Ndjeng Wolfsburgs Verteidiger Ricardo Rodriguez den Ball und flankte präzise nach innen – Kalou köpfte frei stehend zu seinem ersten Hertha-Tor ein: 1:0. Erstmals stand Herthas neuer Topstürmer in der Startelf.

Wolfsburg, im Vergleich zum Leverkusen-Spiel wieder mit Innenverteidiger Timm Klose und Offensivkraft Ivica Olic in der Anfangsformation, blieb das überlegene Team, nutzte aber auch eine klare Überzahlsituation bei einem Konter nicht (41.). Kurz vor dem Halbzeitpfiff wurde ein Schuss des Belgiers De Bruyne noch in letzter Sekunde von Hertha-Kapitän Fabian Lustenberger abgeblockt.

Nach dem Seitenwechsel brachte Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking Daniel Caligiuri, später auch Aaron Hunt und Ivan Perisic für die Offensive. Die Gäste bemühten sich, agierten aber weitestgehend ideenlos. Aus der klaren spielerischen Überlegenheit konnten die Niedersachsen gegen aufopferungsvoll kämpfende Berliner keinen zählbaren Nutzen ziehen. Auf der Gegenseite bot sich Kalou (70.) eine weitere Schusschance, der 29-Jährige scheiterte an VfL-Torhüter Diego Benaglio. Am Ende reichte es für den ersten Sieg der Hertha gegen Wolfsburg seit sieben Jahren (2:1). „Ganz wichtig“ seien die drei Punkte, erklärte Per Skjelbred: „Das gibt Selbstvertrauen.“

Hannover fügt Köln erste Saison-Niederlage zu

Am fünften Spieltag hat es auch den 1. FC Köln erwischt: Der Aufsteiger kassierte seinen ersten Gegentreffer und zudem seine erste Niederlage seit der Rückkehr in die Fußball-Bundesliga. Der zuvor viermal ungeschlagene Aufsteiger verlor am Mittwochabend vor 39 400 Zuschauern das Gastspiel bei Hannover 96 mit 0:1 (0:1). Hannover setzt sich dank des Treffers von Joselu (6. Minute) in der Spitzengruppe der Tabelle fest und rehabilitierte sich fünf Tage nach dem 0:2 in Paderborn für die unerwartete Niederlage beim anderen Aufsteiger.

Bei der erstmaligen Rückkehr an seinen früheren Arbeitsplatz sah der ehemalige 96-Manager Jörg Schmadtke eine nur ganz am Anfang flotte Partie. Die Begegnung verflachte nach dem frühen Treffer schnell und bot den Zuschauern wenig Höhepunkte. Auch in der zweiten Halbzeit, als die Kölner aufkamen und mehr Ballbesitz hatten, wurde es nur selten unterhaltsam. Hannover verwaltete das Ergebnis und überzeugte nur im Zweikampfverhalten.

Die Kölner zeigten auch in Hannover eine solide Defensivarbeit und ließen wenig Torchancen zu, doch sie kassierten ihr erstes Gegentor in dieser Saison schon kurz nach Anpfiff. Joselu drehte sich blitzschnell um die eigene Achse, ließ Dominic Maroh stehen und schob unhaltbar ein.

Die Offensive der Hannoveraner, die sich schon in Paderborn schwer getan hatte, erspielte sich gegen die Gäste aus dem Rheinland wenig Möglichkeiten. Obwohl Joselu ein steter Unruheherd war und durch seine Ballsicherheit und abgelegten Bälle auffiel, wurde es selten gefährlich.

Neuzugang Jimmy Briand, der erstmals vom Anpfiff an spielen durfte und für Artur Sobiech begann, fiel gegen Joselu ab. Der zuletzt vier Jahre bei Olympique Lyon spielende Franzose bereitete mit seinem geblockten Schuss zwar das frühe Tor vor, vermochte sich indes nur selten durchzusetzen und wurde nach einer knappen Stunde duch Kenan Karaman ersetzt.

Der Kölner Torhüter Timo Horn hatte wenig Möglichkeiten, sich auszuzeichnen. Der Erstliga-Neuling, der erst nach 366 Minuten seinen ersten Erstliga-Treffer kassierte, verlebte einen ruhigen Abend. Aber auch Ron-Robert Zieler, der in Köln geborene und aufgewachsene 96-Keeper, hatte wenig zu tun. Obwohl seine Vorderleute Mitte der zweiten Halbzeit nachlässig agierten, blieb Zieler weitestgehend unbehelligt.

Die Kölner Offensive war viel zu selten gefährlich. Yuja Osaka, den Trainer Peter Stöger überraschend für Anthony Ujah in die Sturmspitze beordert hatte, konnte sich überhaupt nicht durchsetzen. Der Coach beendete das Experiment nach einer knappen Stunde und brachte Ujah für Osaka sowie Simon Zoller für Slawomir Peszko – was wenig Verbesserung brachte.

Die Kölner Stürmer erhielten allerdings zu wenig Unterstützung aus dem Mittelfeld. Daniel Halfar, dieses Mal als Zehner in der Startelf, sorgte für wenig Akzente. Das lag auch an der neuen Doppel-Sechs der Niedersachsen mit Leon Andreasen und Ceyhun Gülselam.