Mit vier deutschen Football-Profis beginnt die 95. NFL-Saison. Neu dabei ist Rookie Kasim Edebali aus Hamburg. Auf Michael Sam, der als erster offen schwuler Profi in der US-Eliteliga spielen wollte, müssen die Fans hingegen womöglich verzichten.

Köln/Seattle. Für NFL-Nobody Kasim Edebali war das Wiedersehen mit seinem Kumpel das erste Highlight der Saison. „Ob Hamburg Huskies gegen Berlin Adler, Boston College gegen Florida State oder Saints gegen Colts – irgendwie finden Björn Werner und ich immer einen Weg, uns zu messen“, sagte der Rookie der New Orleans Saints nach dem Testspielsieg gegen Werner und dessen Indianapolis Colts.

Die Partie vor der am Donnerstag beginnenden 95. Saison in der US-Football-Profiliga wird aber das vorerst letzte Duell der beiden 24-Jährigen bleiben, in der regulären Saison treffen ihre Teams nicht aufeinander. „Es war großartig, meinen Bruder nach dem Spiel zu sehen“, schrieb Edebali bei Twitter und Werner sagte, beide seien „einfach zwei Jungs aus Deutschland, die einen Traum“ hätten.

Für Neuling Edebali erfüllte dieser sich bereits mit dem Sprung in den Profikader. Werner aber will in seinem zweiten NFL-Jahr ganz nach oben. Der Titel soll her. „Wir glauben daran und werden es auch packen“, sagte der Linebacker. Zum Start geht es für den Halbfinalisten der abgelaufenen Saison zu den Denver Broncos um Star-Quarterback Peyton Manning. Die Seattle Seahawks bleiben als Titelverteidiger der große Favorit in einer Liga, die ein bisschen das Gütesiegel „Made in Germany“ trägt.

Markus Kuhn (28) vom viermaligen Champion New York Giants und Sebastian Vollmer (30) von den New England Patriots (drei Titel) komplettieren das deutsche NFL-Quartett. Die Routiniers haben in der jüngeren Vergangenheit schwere Verletzungen erlitten, nun wollen sie mit ihren ambitionierten Teams wieder angreifen.

Werner freut sich über seine Landsleute: „Es kommen immer mehr Deutsche rüber. Das wird in den nächsten zehn Jahren Normalität werden“, sagte er im Interview mit Sport1: „Ich hoffe, dass Football auch in Deutschland größer wird und die großen Talente, die da sind, besser gefördert werden und an die Colleges kommen.“

Kuhn ist erstmal froh, zurückzusein. „Ich freue mich sehr, dass ich es wieder in den Kader geschafft habe. Das ist nie einfach, aber harte Arbeit zahlt sich immer aus. Ich kann den Saisonstart kaum erwarten“, sagte der Defensive Tackle, den ein Kreuzbandriss in der Saison 2012 fast ein Jahr außer Gefecht gesetzt hatte. Am Montag trifft er mit den Giants auf die Detroit Lions.

Vollmer und die Patriots treffen mit den Miami Dolphins auf jenes Team, gegen das sich der gebürtige Düsseldorfer im Oktober 2013 einen Beinbruch zugezogen hatte. Vollmer ist zurück, und bester Laune – der etatmäßige Tackle witzelte sogar über einen Positionswechsel. „Hey, ich spiele auch Wide Receiver, wenn ich da gebraucht werde. Ich spiele da, wo sie mich aufstellen.“

Auf einen, der in den vergangenen Monaten für Schlagzeilen gesorgt hatte, müssen die Fans hingegen womöglich verzichten: Michael Sam schaffte es als erster offen homosexueller NFL-Kandidat nicht in den Kader der St. Louis Rams. Deren Headcoach Jeff Fisher bekräftigte, die Entscheidung sei „rein sportlicher Natur“, Sam habe sich in der Vorbereitung dennoch „toll entwickelt“.

Der 24-Jährige, der sich seinem Collegeteam in Missouri anvertraut und danach sein Coming-out hatte, war in der letzten Runde des Drafts von den Rams ausgewählt worden. Wie es nun mit dem Defensive End weitergeht, ist offen. Ein Hoffnungsschimmer tat sich für Sam am Dienstag auf. Laut ESPN wollen die Dallas Cowboys den Free Agent kurz vor dem Saisonauftakt am Donnerstag in ihren Trainingskader aufnehmen. Auf diesem Weg wäre es Sam doch noch möglich, sich zu empfehlen.

Die Saison eröffnet der aktuelle Super-Bowl-Champion, die Seattle Seahawks. Am Donnerstagabend (Ortszeit) kommt es zum Wiedersehen mit den Green Bay Packers. Das Spiel wird in den US-Medien als "Revenge of Fail Mary" betitelt. In Anlehnung an den fehlgeschlagenen "Hail Mary"-Pass von Aaron Rodgers in der letzten Saison in Seattle. Damals waren "Aushilfs"-Schiedsrichter auf dem Platz, die in den Schlusssekunden eine äußerst strittige Entscheidung gegen die Packers fällten, die zum Sieg des späteren Super-Bowl-Gewinners führte. Die Profi-Schiedsrichter befanden sich zu dem Zeitpunkt in einem Streik. Nach dem Spiel wurde dieser beendet.

Als erster Deutscher schaffte es Horst Mühlmann in die NFL. Schalkes erster Bundesliga-Torhüter lief als Kicker für die Cincinnati Bengals (1970–74) und die Philadelphia Eagles (1974–77) auf. Der bisher erfolgreichste Deutsche ist Kicker Uwe von Schamann. Mit Miami (1979–84) spielte er zweimal um die Super Bowl. Der erste deutsche "Feldspieler" war der frühere Blue Devil Constantin Ritzmann, der 2005 einmal für die Atlanta Falcons auflief. Aktuell stehen drei weitere Spieler aus Deutschland, darunter Sebastian Vollmer (New England), Markus Kuhn (New York Giants) und Björn Werner (Indianapolis), unter Vertrag.