Nach der verpassten WM-Qualifikation hat der Deutsche Handballbund den Vertrag mit Bundestrainer Martin Heuberger nicht verlängert. Kommt nun der Trainer des HSV Hamburg, Martin Schwalb, als Nachfolger?

Berlin. Nach dem WM-Aus wird Martin Heuberger als Bundestrainer der Handball-Nationalmannschaft der Männer abgelöst. Der Deutsche Handballbund (DHB) beendete am Mittwoch die Zusammenarbeit mit dem Schutterwalder und verlängerte den zum 30. Juni auslaufenden Vertrag nicht, nachdem die DHB-Auswahl am vergangenen Sonnabend die Qualifikation für die WM 2015 in Katar gegen Polen verspielt hatte und damit unter Heubergers Führung nach Olympia 2012 und der EM zu Jahresbeginn in Dänemark das dritte Großereignis verpasst.

Ein Nachfolger wurde noch nicht genannt. Eine Entscheidung darüber soll mit Blick auf das Gesamtkonzept für den männlichen Leistungssport getroffen werden. Dies teilte der DHB nach einem Treffen zwischen Heuberger, Verbandspräsident Bernhard Bauer und Leistungssport-Vizepräsident Bob Hanning mit.

„Wir haben uns offen ausgetauscht, die sportliche Situation und die damit verbundenen Perspektiven analysiert. Nach der verpassten WM-Teilnahme stecken wir in einer schwierigen sportlichen Situation, die keine weitere Zusammenarbeit mit Martin Heuberger als Bundestrainer mehr zulässt. Wir brauchen nun neue Impulse, um auf dem in der Perspektive 2020 aufgezeigten Weg voranzukommen“, meinte DHB-Präsident Bernhard Bauer nach dem Sechs-Augen-Gespräch am Mittwoch in Berlin mit Sportchef Bob Hanning und Heuberger.

Offenbar hatte Hanning, in Personalunion auch Manager und Geschäftsführer der Füchse Berlin, keinen Plan B vorbereitet. „Wir werden jetzt in aller Ruhe und mit großer Sorgfalt einen Nachfolger suchen. Die Entscheidung treffen wir dann auch mit Blick auf das Gesamtkonzept für den männlichen Leistungssport“, meinte er.

Heuberger glaubt, dass die von ihm eingeleitete Neuausrichtung der Nationalmannschaft zukünftig Erfolg haben wird. „Ein solcher Umbruch braucht Zeit. Ich respektiere die Entscheidung des Präsidiums, den begonnenen Umbruch mit einem neuen Trainer fortführen zu wollen. Ich glaube an das Potenzial der Mannschaft“, betonte er.

Lange kann sich der DHB mit einem Heuberger-Nachfolger nicht befassen, denn die Zeit drängt. Erster Härtetest ist die Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 in Polen. Im Kampf um die 15 EM-Tickets müssen sich die Deutschen mit dem zweimaligen Weltmeister Spanien, den sensationell für die WM 2015 in Katar qualifizierten Österreichern sowie mit Außenseiter Finnland auseinandersetzen.

Die ersten Spiele finden schon Ende Oktober statt. Fortgesetzt wird die Qualifikation im April und Juni 2015. Die jeweils beiden Ersten der sieben Vierer-Gruppen und der insgesamt beste Gruppen-Dritte qualifizieren sich für die EM vom 15. bis 31. Januar im Nachbarland, wo das Team von Michael Biegler als Gastgeber gesetzt ist.

Gelingt den Deutschen der Sprung zur EM, steht die Herausforderung der Olympia-Qualifikation an. Nur der Europameister ist direkt qualifiziert. Zudem gibt es noch zwei zusätzliche Tickets. Welcher Platz dafür notwendig ist, entscheidet die WM 2015 in Katar. Oder es gibt noch eine Wildcard, die die Internationale Handball-Föderation (IHF) einführen will. Deren Präsident Hassan Moustafa hatte die Idee, da Handball im Ranking heruntergestuft wurde – und die TV-Quoten in Deutschland fehlten.

Vor allem muss der von Heuberger gestartete Generationswechsel fortgesetzt werden. Der frühere Handball-Nationalspieler und TV-Experte Kretschmar brachte dafür einen alten Kollegen ins Gespräch. "In der Kombination mit Markus Baur oder Christian Schwarzer halte ich Martin Schwalb für die ideale Lösung. Er ist verfügbar und kann alles, was ein Nationaltrainer können muss", sagte Kretschmar über den Trainer des HSV Hamburg: "Er hat zudem ein hohes Know-how, die nötige Souveränität und ist von den Spielern akzeptiert."

Offenbar passt der 51-Jährige aber nicht ins Anforderungsprofil des Verbandes. Es wird vor allem Dagur Sigurdsson von den Füchsen Berlin hoch gehandelt, auch wenn Hanning da mit seinem Club ein gewagtes Risiko eingehen würde.

Immerhin holte der Isländer, der schon 2011 eine glänzende Bewerbung beim DHB abgegeben hatte, mit den Füchsen gerade den DHB-Pokal. Der 41-jährige Isländer gilt als perfekter Teamplayer und verkörpert einen modernen Führungsstil. Zudem war er in seinem Verein auf allen Ebenen präsent und baute die Berliner Nachwuchsspieler wie Fabian Wiede und Paul Drux perfekt ins Bundesliga-Team ein.

Parallel zur DHB-Entscheidung hatte Ljubomir Vranjes am Mittwoch sein Bleiben beim frischgebackenen Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt bekanntgeben. Vranjes wurde neben dem Kieler Alfred Gislason von Experten als möglicher Bundestrainer gehandelt.