Grund sind die wiederholten Angriffe von Theo Zwanziger auf seinen Nachfolger als DFB-Chef, Wolfgang Niersbach. Zwanziger betonte bereits, „natürlich nicht“ zurücktreten zu wollen.
Berlin. Die von Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger gegen seinen Nachfolger Wolfgang Niersbach initiierte öffentliche Schlammschlacht soll Zwanziger das Amt im Fifa-Exekutivkomitee kosten. Das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat den 69-Jährigen aus Altendiez zum Rücktritt aus der „Regierung“ des Weltverbandes aufgefordert. Dies teilte der DFB am Samstag per Presseerklärung mit.
Noch nie in der 114-jährigen Verbandsgeschichte hat es einen vergleichbaren Vorgang gegeben. Jurist Zwanziger wird vorgeworfen, „nicht mehr angemessen die Interessen des deutschen Fußballs“ in der Fifa zu vertreten. Im Sport1-Gespräch sagte Zwanziger, er werde „natürlich nicht“ zurücktreten. Geplant ist, dass er als gewähltes Fifa-Exko-Mitglied am 29. Mai 2015 aus dem Gremium ausscheiden wird.
„Gleichzeitig verwahrt sich das Präsidium dagegen, dass durch Anspielungen zur Vergütung des DFB-Präsidenten ein falscher und rufschädigender Eindruck vermittelt wird“, heißt es weiter in der Mitteilung. Das DFB-Präsidium stellte nach Zwanzigers Anschuldigungen bezüglich des „Gehalts“ von Niersbach fest: Die Aufwandsentschädigung für Niersbach entspreche „exakt der des Amtsvorgängers Zwanziger“, die Altersversorgung sei gutachterlich geprüft und vollumfänglich mit den Vorgaben des gemeinnützigen Verbandes vereinbar, so der DFB. Dazu sagte Zwanziger Sport1: „Ich empfehle die Höhe dieser Rente einmal zu nennen. Da müssen andere Ehrenamtler lange für stricken.“
Zwanziger hatte am Samstag in der Rhein-Zeitung aus Koblenz über Niersbachs Entlohnung gesagt: „Ich kann mir doch nicht bei Hunderttausenden von Menschen, die unter Ehrenamt im Fußball etwas ganz anderes verstehen, aus der Kasse des DFB Vergütungen in einer deutlich sechsstelligen Größenordnung zahlen lassen. Das ist Heuchelei. Der DFB ist schließlich ein gemeinnütziger Verband. Aus diesem Grund habe ich die Distanz gesucht.“ Zwanziger kritisiert damit, dass Niersbach angeblich mehr als die normale Aufwandsentschädigung eines DFB-Präsidenten erhalte.
Die Präsidiumsmitglieder wiesen „die offensichtlich persönlich motivierten und völlig haltlosen Aussagen auf das Schärfste“ zurück. Darüber hinaus distanzierten sie sich „geschlossen und in aller Form“ von Zwanziger. Zuvor hatte der Ex-DFB-Chef bereits in einem FAZ-Interview Niersbach verbal attackiert.
„Diese öffentlichen Aussagen sind völlig inakzeptabel, noch dazu während einer Fußball-Weltmeisterschaft, bei der die Spieler und der Sport im Mittelpunkt stehen sollten. Als Ligaverband können wir uns nur klar davon distanzieren und die hervorragende Zusammenarbeit mit dem amtierenden DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach unterstreichen“, sagte Liga-Präsident Reinhard Rauball.
Zwanziger hatte zuvor einmal mehr verbal um sich geschlagen. „Da Niersbach nicht schnell genug in dieses Amt kommen konnte, wurde mit Einverständnis einiger Herren im DFB ein Weg gewählt, den ich nicht akzeptiert habe“, erklärte Zwanziger in der Rhein-Zeitung, „so wurde offenbar, wie es der DFB in einer Presseerklärung eingeräumt hat, über eine Betriebsrente ein Ausgleich zwischen der Aufwandsentschädigung für einen DFB-Präsidenten und dem Gehalt eines Generalsekretärs gesucht.“
Der ehemalige Regierungspräsident von Koblenz stellt sogar die Frage, „ob das gesetzlich zulässig ist“. Er habe sich aber, „weil ich das Ganze durchaus für problematisch halte, genaue Aufzeichnungen gemacht, um nicht in Mitverantwortung gezogen zu werden“. Das sei der Grund, „warum ich in die Isolation gegangen bin. Für Heuchelei bin ich nicht zu haben“.
Dagegen übte Generalsekretär Helmut Sandrock offen Kritik am Führungsstil Zwanzigers als DFB-Chef: „Es ist mir als Generalsekretär für das gesamte Haus ein Anliegen zu betonen, dass wir unter Wolfgang Niersbach wieder ein Klima des Vertrauens haben, dass zuvor verloren gegangen war. Diese öffentlichen Anspielungen sind nicht nur falsch, sondern auch schlechter Stil.“