Bei der 26-Jährigen versagten im Tie-Break des zweiten Satzes die Nerven. Sie unterlag 2:6, 6:7 (4:7) gegen die an Nummer vier gesetze Rumänin Halep. Der Traum vom Titel ist damit geplatzt.
Paris. Für Paris-Fan Andrea Petkovic ist der Traum vom Titel bei den French Open geplatzt. Die Weltranglisten-27. aus Darmstadt verlor das erste Grand-Slam-Halbfinale ihrer Karriere mit 2:6, 6:7 (4:7) gegen die an Position vier gesetzte Simona Halep (Rumänien). Trotz zeitweise starker Leistung konnte Petkovic im zweiten Satz eine 3:1-Führung nicht nutzen und erlaubte sich 36 unerzwungene Fehler.
Nach 1:30 Stunden verwandelte die ehemalige Nürnberg-Siegerin Halep ihren ersten Matchball und durfte sich bereits auf das Endspiel am Samstag (15.00 Uhr/Eurosport) gegen die Russin Maria Scharapowa (Nr. 7) freuen, die zuvor Australian-Open-Halbfinalistin Eugenie Bouchard (Kanada/Nr. 18) mit 4:6, 7:5, 6:2 bezwungen hatte.
Die 26-jährige Petkovic wandelt damit (vorerst) nicht weiter in den Spuren von Tennis-Legende Steffi Graf. Die frühere Nummer eins hatte das bedeutendste Sandplatzturnier der Welt als bislang letzter deutscher Tennisprofi vor 15 Jahren gewonnen und dabei den letzten ihrer insgesamt 22 Grand-Slam-Titel geholt.
Die immer wieder vom Verletzungspech zurückgeworfene Petkovic hatte am Mittwoch durch ein grandioses 6:2, 6:2 gegen die einstige Paris-Finalistin Sara Errani (Italien) den Einzug ins Halbfinale besiegelt. Damit wird die Fed-Cup-Spielerin, die 412.500 Euro Preisgeld kassiert, ab Montag in der Weltrangliste erstmals seit August 2012 wieder in den Top 20 zu finden sein.
Wie am Vortag gegen Errani lag Petkovic auch gegen Halep schnell mit 0:2 zurück. In der Neuauflage des Nürnberg-Finals von 2013 musste Petkovic zu Beginn weite Wege gehen, Halep zwang sie durch ihre druckvolle Schläge immer wieder zu Fehlern.
In den ersten vier Spielen gelangen Petkovic gerade einmal fünf Punkte. Nach dem zweiten Break gegen sich hatte die Einser-Abiturientin bei einem 1:4-Rückstand bereits neun unerzwungene Fehler auf dem Konto. Auch die aufmunternden Gesten von Coach Eric van Harpen und Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner in der Box halfen zunächst nichts.
Die vom ehemaligen Lisicki-Coach Wim Fissette trainierte Halep (22), die im bisherigen Turnierverlauf noch keinen Satz abgegeben hat, zeigte kaum Schwächen. Beim vierten Satzball nach 27 Minuten profitierte die Aufsteigerin der letzten Saison allerdings von einem Rückhand-Longline-Fehler der Deutschen. Noch am Vortag war dieser Schlag von Petkovic der Schlüssel zum Erfolg gegen Errani gewesen.
Auf dem 15.000 Zuschauer fassenden Court Philippe Chatrier agierte „Petko“ in der Folge mutiger, feuerte sich immer wieder an und ging nach ihrem ersten Break mit 3:1 in Führung. Unmittelbar danach konnte sie allerdings zwei Spielbälle nicht verwerten und verlor ihrerseits das Service. Die Ballwechsel wurden immer intensiver, ehe Halep im Tiebreak triumphierte, nachdem sich Petkovic einfache Fehler erlaubt hatte.
Vor dem Match hatte die Hessin viele Glücks-SMS bekommen. Unter anderem von Vizepräsident Markus Pfitzner vom Zweitliga-Aufsteiger SV Darmstadt 98. „Klasse, Petko! Alle Lilien freuen sich mit Dir. Die ganze Stadt ist happy“, schrieb er. Die in Darmstadt-Eberstadt wohnende Petkovic ist großer Fan der Mannschaft vom Böllenfalltor.
Petkovic kann Paris hoch erhobenen Hauptes und mit der Gewissheit verlassen, dass sie wieder um die großen Titel mitspielen kann. Auch dank ihres neuen Trainers van Harpen, mit dem sie seit März fest zusammen arbeitet. „Ich spüre, dass ich schon so vieles besser mache. Aber der Weg ist noch lang“, sagte Petkovic, die immer noch mit ihren „Dämonen“, wie sie es nennt, eine inneren Kampf führt: „Die wüten dann und trinken Schnaps.“
Trotzdem hat der 70-jährige Niederländer van Harpen schon viel bewegt - auch in mentaler Hinsicht. „Ich schiebe meinen Dickschädel zur Seite und lasse mich jetzt mehr führen. Ich spiele mehr auf Sicherheit, ohne rumzulöffeln“, beschreibt die 26-Jährige van Harpens Einfluss, den ihr Rittner empfohlen hatte. Auch die 41-Jährige traut „Petko“ den Sprung zurück in die Top Ten zu. „Andrea kann sich noch steigern, wenn ich sehe, was sie im Training teilweise spielt“, meinte Rittner.