Acht Jahre nach dem letzten Titel von Arsenal London holte das Team von Arsene Wenger den FA Cup. Wenger verlängerte seinen Vertrag, Özil und Co. ließen nach eigenen Angaben „die Sau raus“.

London. Lukas Podolski kippte Arsène Wenger eine komplette Flasche Gourmet-Champagner in den Hemdkragen, den Deckel des ehrwürdigen Silberpokals trug er feixend als Hütchen. Als Prinz William höchstselbst den FA Cup überreicht hatte und die Konfettischlangen zu Ehren des FC Arsenal durch das Wembleystadion flatterten, startete Podolski mit seinen Nationalmannschaftskollegen Per Mertesacker und Mesut Özil in einen berauschenden Party-Marathon. Fern schien für einen Moment der ernüchternde Gedanke, dass schon am Mittwoch die WM-Vorbereitung in Südtirol beginnt.

„Es geht richtig ab! Wir lassen die Sau raus. Ich lasse nichts aus“, kündigte Mertesacker an. Pflichtbewusst schob er schnell nach, es gehe danach „hochkonzentriert“ zur WM. Selbstverständlich...

„Unglaublich, fantastisch, genial“, das waren aber erst einmal die wichtigsten Vokabeln der deutschen WM-Fahrer nach dem 3:2 nach Verlängerung gegen Hull City an einem dramatischen Sonnabend. Das Ende von „3283 Tagen der Schmerzen“ (“Daily Mail“) ohne Titel für die Gunners wurde bereits in der Kabine mit kistenweise Bier begossen – es folgten ein edles Siegerdinner, Musik, Tanz und die Parade der übernächtigten Helden vor Zehntausenden Fans am Sonntag im Londoner Stadtteil Islington.

„Nach neun Jahren etwas zu gewinnen, ist etwas Besonderes. Wir feiern!“, sagte Podolski, der wie Mertesacker und der überglückliche Özil nur einen Teil der Durststrecke mitgegangen ist. Die größte Erlösung war der Sieg nach sensationellem 0:2-Rückstand eindeutig für Wenger, der sich völlig durchnässt von seinen Spielern in die Luft werfen ließ. 8 Jahre, 11 Monate und 25 Tage hatte es gedauert, ehe der 64-Jährige wieder eine Trophäe in Empfang nehmen durfte. Er tat es mit Genuss, hüpfte über den Rasen wie ein 20-Jähriger. Arsenal ist nun gemeinsam mit Manchester United Rekordpokalsieger.

„Wir wollten Geschichte schreiben – das haben wir getan“, sagte Wenger. Erwartungsgemäß bestätigte der Elsässer, er werde mit den Gunners in seine 18. Saison gehen, er spüre „Erleichterung und enorme Freude“ zugleich. „Dies war ein Wendepunkt in der Entwicklung meiner Mannschaft“, fügte er an, „sie hat erfahren, dass man auf diese Weise gewinnen kann.“

Wenger wusste, wovon er sprach, denn er hatte das frühe 0:2 durch Tore von James Chester (nach 187 Sekunden) und Curtis Davies (8.) als „schlimmen Schock“ empfunden. Doch Arsenal „came from behind“, wie die Engländer es so gerne sehen: Santi Cazorla (17.), Laurent Koscielny (71.) und Aaron Ramsey in der Verlängerung (109.) gaben dem Spiel vor 89.345 Zuschauern die Wende.

Der Anteil der Deutschen hielt sich in Grenzen – die Presse vergab die Bestnoten zu Recht an andere. Podolski war nach 60 schwachen Minuten ausgewechselt worden, Özil ist mit unauffällig wohlwollend beschrieben, Mertesacker gefährdete mit einem Fehler („Die Saison war fünf Minuten zu lang“) in der 116. Minute sogar den Sieg. Doch: „Am Ende zählt, wer den Pokal mitnimmt – das sind wir“, sagte Podolski.

Knapp zwei Monate später, das wünschten sie sich, auch ohne es auszusprechen, könnte es genauso sein: Am 13. Juli nach dem WM-Finale in Rio de Janeiro. Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff jedenfalls gratulierten umgehend. Spieler, die wissen, wie sich ein Pokal anfühlt, können der DFB-Auswahl nur guttun.