Eintracht Braunschweig schöpft dank Domi Kumbela neue Hoffnung im Abstiegskampf. Doch die Zukunft des Torjägers bei den Löwen ist offen. Der HSV und Nürnberg sind nun am heutigen Mittwoch gefordert.
Braunschweig. Domi Kumbela hatte seine Baseball-Kappe tief ins Gesicht gezogen und machte ein grimmiges Gesicht. Der Mann, der Eintracht Braunschweig im Abstiegskampf mit seiner Gala-Vorstellung neue Hoffnung eingehaucht hatte, wollte partout nicht reden.
Nicht über seinen Doppelpack beim 3:1 (2:1) gegen den FSV Mainz 05 inklusive eines Fallrückziehers der Marke „Tor des Jahres“ - und schon gar nicht über seine Zukunft bei dem Traditionsklub. Und so schritt Kumbela nach getaner Arbeit wortlos in die Nacht. Das Reden übernahmen andere für den Helden des Tages.
„Er hat seinen Job sensationell gemacht“, sagte Eintracht-Trainer Torsten Lieberknecht über seinen Angreifer: „Domi ist vorausgegangen und hat das Team gepusht. Das zeigt, was in ihm steckt.“ Kurz vor Abpfiff holte Lieberknecht seinen Kapitän vom Platz und die Braunschweiger Anhänger unter den 21.880 Zuschauern erhoben sich von ihren Plätzen, um den Kongolesen für dessen Saisontore sieben und acht entsprechend zu feiern.
Kumbela hatte nahezu im Alleingang für den so wichtigen Sieg im Ringen um den Klassenerhalt gesorgt und seiner Leistung mit einem spektakulären Fallrückzieher (77.) die Krone aufgesetzt. „Wahnsinns-Treffer“, sagte Harvard Nielsen, der selber in der Nachspielzeit der ersten Hälfte sein erstes Bundesliga-Tor erstochert hatte (45.+2).
Kumbela hatte per Kopf schon für die Führung gesorgt (18.), Nicolai Müller konnte für Mainz nur zwischenzeitlich ausgleichen (20.). Und so sind die Löwen zwar weiter Tabellenletzter, aber wieder mittendrin im Kampf um einen Nichtabstiegsplatz. „Wir leben noch“, sagte Damir Vrancic.
HSV und Nürnberg unter Zugzwang
Braunschweig liegt nur noch zwei Punkte hinter dem 1. FC Nürnberg und dem HSV, die am heutigen Mittwoch allerdings wieder davonziehen können. Der HSV und Nürnberg würden mit Siegen gegen Freiburg und Stuttgart die Abstiegsränge verlassen und ihre Gegner dagegen nach unten befördern.
Der Druck im Abstiegskampf ist groß – und die Eintracht pirscht sich immer mehr an die Nicht-Abstiegsplätze heran. Und das haben sie Kumbela zu verdanken. Der 29-Jährige erzielte sechs der 14 Eintracht-Tore in der Rückrunde.
Doch Lieberknecht wollte seinen Tor-Helden nicht allzu sehr loben. „Wir schätzen ihn - mit all seinen Ecken und Kanten“, sagte er mit liebevoller Strenge und erinnerte indirekt daran, dass der Klub dem zum Aufbrausen neigenden Vollblut-Stürmer auch in privat schwierigen Phasen der Karriere die Unterstützung nicht verwehrte. Lieberknecht ist etwas angesäuert, dass Kumbela damit zögert, der Eintracht auch über den Sommer hinaus die Treue zu schwören.
„Ich denke, er hat uns viel zu verdanken“, hatte Lieberknecht vor der Partie gesagt. Im Falle eines Abstiegs kann Kumbela den Klub trotz eines Vertrages bis 2016 ablösefrei verlassen. „Aufgrund dieser Vertragssituation kann ich keinen Haken an die Sache machen“, sagte Lieberknecht. Aber vielleicht schafft die Eintracht ja mit einem wiedererstarkten Kumbela doch noch das vermeintlich Unmögliche. Der Wille ist jedenfalls da.
Gegen Mainz überzeugte der Aufsteiger zwar nicht spielerisch, aber technische Mängel und Spielkultur kompensierten die Niedersachsen durch Kampf, Leidenschaft und Laufbereitschaft. Der Tabellensiebte mit Europa-League-Ambitionen wurde förmlich niedergerannt.
„Wir sind unkaputtbar“, sagte Nielsen. Und Lieberknecht sprach von einer „wahnsinnigen Energieleistung“. Das Wunder von Braunschweig sei weiter möglich. „Die Chance ist immer noch klein“, sagte Lieberknecht, „aber nach dem Sieg ein Prozent besser als vorher.“