Der FC Bayern hat durch das 2:0 im Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den FC Arsenal eine gute Ausgangslage. Guardiola beruhigt das trotzdem nicht – der Coach erinnert an das vergangene Jahr.

München. Verwalten verboten! Beim Sturmlauf zur historischen Titelverteidigung in der Champions League lässt Pep Guardiola seine Rekord-Bayern keine Sekunde verschnaufen. Trotz des 2:0-Polsters aus dem Hinspiel warnt der Erfolgscoach vor dem zweiten Achtelfinal-Duell gegen den FC Arsenal vor dem Schlendrian. „Wenn wir anfangen, auf Zeit zu spielen und das Ergebnis nur zu verteidigen, werden wir große Probleme bekommen“, betonte Guardiola am Montag in München.

Der Trainer weiß um die Klasse der Londoner, die den Bayern schon vor einem Jahr beim 2:0 gehörig Angst eingejagt hatten. „Das ist uns Warnung genug“, erinnerte Toni Kroos rückblickend an die Heimniederlage, die nach dem souveränen 3:1 in England fast das Aus im Achtelfinale bedeutet hätte. „Theoretisch kann das wieder passieren“, meinte Thomas Müller vor dem Rückspiel gegen die Gunners am Dienstag (20.45 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de). „Aber wir haben unsere Lektion gelernt“, sagte er. „Ich gehe nicht davon aus, wieder 0:2 zu verlieren.“

Aus dem Nationalspieler spricht das Selbstvertrauen von 16 Bundesligasiegen in Serie und zuletzt 31 Bayern-Toren in sieben Liga-Matches. „Wir haben ein gewisses Selbstverständnis entwickelt in diesem Jahr“, berichtete der Stürmer. Übermut oder abfallende Spannung mische sich nicht darunter. „Wie ich den Teamcharakter so einschätze, kann das bei uns eigentlich gar nicht gefährlich werden“, meinte er. „Wir sind nie leichtfertig oder arrogant unterwegs.“

Die Schwere der Aufgabe in der Fußball-Königsklasse, als erstes Team überhaupt seinen Titel zu verteidigen, ist dem Stürmer bewusst. Auf die Frage nach einen Angstgegner meinte er in typischer Müller-Art: „Respekt haben wir vor jedem Gegner, der noch in der Champions League ist. Ich bin gut erzogen, ich habe Respekt gelernt“.

So gefällt das Guardiola, der vor dem Spiel um den Viertelfinaleinzug und damit verbunden weitere 3,9 Millionen Euro Einnahmen durch die Uefa die gegnerische Elf von Trainer Arséne Wenger überschwänglich lobte – verbunden mit der Warnung an seine Schützlinge, den Gästen auf keinen Fall die Kontrolle über das Spiel zu überlassen. „Wenn die den Ball haben, kann mit diesen Mittelfeldspielern alles passieren!“

Guardiola kam regelrecht ins Schwärmen, als er die Kreativabteilung der Gunners um Mikel Arteta, Santi Cazorla und auch Mesut Özil aufzählte. Der Deutsche war vor drei Wochen zur tragischen Figur geworden, als er einen Foulelfmeter verschoss und zum Gespött in England wurde. „Aber er ist immer in der Lage, irgendwo eine entscheidende Aktion zu haben“, erinnerte DFB-Auswahlkollege Kroos. „Wichtig für uns ist, ihn und auch andere individuell starke Spieler in den Griff zu bekommen, so wie im Hinspiel. Das ist unser Ziel.“

Die Engländer reisen zwar gestärkt durch einen 4:1-Sieg im FA Cup gegen Everton, zugleich aber mit personellen Sorgen nach Bayern: Torhüter Wojciech Szczesny ist nach seiner Roten Karte gesperrt und wird von Lukasz Fabianski ersetzt. Jack Wilshere verletzte sich jüngst bei der Nationalmannschaft, Theo Walcott fehlt schon länger. Bei den Bayern ist nur Dante gelb-vorbelastet.

Das Selbstvertrauen in London hält sich in Grenzen. Verteidiger Per Mertesacker sprach von einem „ganz brutalen Programm“, das Arsenal derzeit durchlaufe. Die Münchner Rekordtruppe, die in der Champions League daheim noch nie mit mehr als zwei Toren Differenz verloren hat, kommt ungelegen. „Wir haben keine andere Wahl, wir müssen uns den Bayern stellen. Die Frage ist, ob sich die Bayern nach unserem 2:0 im vergangenen Jahr noch einmal von uns überraschen lassen.“

Auf eine andere Überraschung müssen sich Müller, Kroos und Co. dann aber doch noch gefasst machen, nämlich wen von ihnen Guardiola in die Startaufstellung beordert und welcher Star auf die Ersatzbank muss. „In so einem Spiel will man unbedingt von Anfang an spielen“, betonte Müller. Fit seien alle, berichtete der Coach und scherzte, dass stets in den K.o.-Spielen der Champions League plötzlich niemand mehr verletzt sei. „Ich weiß nicht warum, aber dann sind immer alle fit.“