Nach dem erkämpften Punkt in Frankfurt richten sich in Bremen alle Augen auf das brisante Duell gegen den HSV. Dabei erwartet an der Weser niemand ein schönes Spiel. Eichin fordert stattdessen Aggressivität.
Frankfurt/Main. Robin Dutt ging es wie schon häufig in dieser Saison. So recht konnte der Werder-Coach nicht erklären, wie es seiner Mannschaft gelungen war, den Platz nicht als Verlierer zu verlassen. Auch beim 0:0 gegen Eintracht Frankfurt waren die Bremer am Sonntag 90 Minuten lang deutlich unterlegen gewesen, doch weil sie die eklatanten spielerischen Schwächen zumindest mit großer Moral und riesiger Laufbereitschaft ausglichen, sammelten sie einen weiteren Punkt im Kampf gegen den Abstieg – und sehen sich vor dem brisanten Nordderby gegen den HSV am Sonnabend (15.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) sogar gestärkt.
„Das war ein Punkt für die Moral“, sagte Dutt, „wir werden sehen, wofür er am Ende noch gut ist.“ Immerhin verhinderten die Hanseaten, dass sich in Eintracht Frankfurt ein direkter Abstiegskonkurrent absetzen konnte. Sollte gegen den Erzrivalen aus Hamburg am kommenden Wochenende sogar ein Sieg gelingen, hätte Werder bereits sechs Zähler Vorsprung auf den HSV. Und der Klassenverbleib wäre mit einer Mannschaft zum Greifen nah, die nur bedingt den Ansprüchen an einen Erstligisten genügt.
Denn auch wenn sich die Bremer am Sonntag dafür lobten, in fast einstündiger Unterzahl den Punkt verbissen verteidigt zu haben. Schon als in der Commerzbank-Arena noch Elf gegen Elf spielten, waren die Gäste die deutlich schlechtere Mannschaft. Nach vorne brachte das Dutt-Team nahezu nichts zustande, der in der Vergangenheit für seinen Offensivgeist bekannte Club ist in dieser Saison zu einem Mauerteam geworden. Esprit und Ideen sucht man vergebens.
Dutt und Eichin denken ans Nordderby
Doch das ist den Verantwortlichen derzeit egal, es geht nur darum, die Klasse zu sichern. Und wenn dann auch noch der große Rivale aus der anderen Hansestadt den Gang in die Zweitklassigkeit antreten müsste, wäre das Glück an der Weser wohl perfekt. „Welche Bedeutung dieses Derby für den Verein und die ganze Stadt hat, habe ich schon im Hinspiel erlebt“, sagte Dutt. Damals siegte Werder durch zwei Treffer von Nils Petersen mit 2:0.
„Dieses Derby ist das wichtigste Spiel“, sagte Dutt: „Zum einen hat es eine sehr hohe emotionale Bedeutung, zum anderen ist es aufgrund der Wettkampfsituation immens wichtig.“
Den HSV sieht Dutt nach dem Sieg gegen Borussia Dortmund (3:0) am kommenden Wochenende sogar leicht favorisiert. „Es geht gegen einen direkten Konkurrenten, der mit einem überraschenden Erfolgserlebnis antreten wird“, sagte Dutt, „wir müssen zusehen, dass wir hoch-, aber nicht übermotiviert ins Spiel gehen werden.“
In den kommenden Tagen wird sich die Stimmung zwischen den beiden Rivalen weiter hochschaukeln, dessen ist sich Bremens Geschäftsführer Thomas Eichin bewusst. Er warnte deshalb davor, das Derby zu überhöhen. „Wir müssen das Duell annehmen, es aber auch nicht überladen. Wir müssen mit kontrollierter Aggressivität ins Spiel gehen und schlau spielen“, forderte Eichin. „Es geht um sehr viel. Aber wir müssen unsere Nerven im Griff behalten.“
Spiel ist restlos ausverkauft
Karten für das 100. Nordderby gibt es inzwischen keine mehr, am Montagmittag meldete Werder „ausverkauft“. „Es ist toll, dass wir uns auch gegen den HSV wieder auf die volle Unterstützung unserer Fans verlassen können“, sagte Bremens Verteidiger Sebastian Prödl.
Der Österreicher hofft dabei auf bedingungslose Unterstützung: „Das Spiel gegen Gladbach hat einmal mehr gezeigt, was möglich ist, wenn die Fans auf den Rängen und wir auf dem Rasen als Einheit auftreten.“
Einen Schönheitspreis wird es im Weserstadion sicher nicht zu gewinnen geben, was beide Teams brauchen, ist ein dreckiges Erfolgserlebnis. In Bremen kennen sie sich damit inzwischen ganz gut aus.