Nur zum Feiern konnte er nicht einfach in eine Bar gehen: Er ist erst 16. Hamburgs Supertalent Alexander Zverev hat die Tür zu einer großen Karriere weit aufgestoßen.
Melbourne. Er ist der jüngere Bruder von Mischa Zverev – und schon jetzt schlägt er auf wie ein ganz Großer: Nachwuchs-Ass Alexander Zverev hat den Junioren-Wettbewerb der Australian Open gewonnen. Der 16 Jahre alte Hamburger setzte sich im Finale problemlos gegen den Amerikaner Stefan Kozlov 6:3, 6:0 durch.
Zverev holte sich als vierter deutscher Tennisspieler den Junioren-Titel in Melbourne. Zuvor hatten Dirk Dier (1990), Nicolas Kiefer (1995) und Daniel Elsner (1997) triumphiert.
In Schwierigkeiten geriet Alexander Zverev erst nach seinem bislang größten Triumph. „Ich kann ja nicht einfach in eine Bar gehen. Ich bin ja erst 16“, antwortete der Hamburger auf die Frage, wie er seinen Junioren-Titel bei den Australian Open denn feiern wolle. Die große Party fiel in Melbourne daher altersbedingt aus, nur ein gemütliches Essen mit der Familie und Freunden stand auf dem Programm.
Doch aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. „Mein Traum ist es, irgendwann einmal ein Grand-Slam-Turnier bei den Großen zu gewinnen“, sagte Zverev – der es danach dann sicher richtig krachen lassen wird.
„Der Brocken ist schon groß, der mir von den Schultern gefallen ist“, meinte Zverev, dessen älterer Bruder Mischa es auf der ATP-Tour 2009 immerhin schon einmal auf Platz 45 gebracht hat und eine Zeitlang als großer Hoffnungsträger im deutschen Tennis galt. Doch schon damals sagten die Experten, dass der zehn Jahre jüngere Bruder noch mehr Talent habe.
Im vergangenen Jahr ließ Zverev-Junior erstmals aufhorchen, als er bei den French Open das Finale erreichte. „Damals war ich noch zu nervös“, sagte der 16-Jährige, der auch im Endspiel in der Rod Laver Arena etwas Anlaufzeit benötigte. „Einen Tag später spielen da dann Rafael Nadal und Stanislas Wawrinka, das ist schon etwas Besonderes.“
Gerne hätte Zverev im Finale der Herren Roger Federer gesehen, der Schweizer ist sein absolutes Vorbild. „Ich liebe Roger Federer. Er ist der größte Spieler aller Zeiten“, meinte der Hamburger, der das Jahr 2013 als erste Deutscher überhaupt auf Platz eins der Junioren-Rangliste abgeschlossen hat. Ansonsten orientiert er sich viel an seinem Bruder Mischa, der ihm per Telefon immer wieder Tipps gibt.
In Zukunft werden sich die beiden Zverevs wohl häufiger sehen. Denn nachdem er sich seinen Traum vom Grand-Slam-Titel bei den Junioren erfüllt hat, plant Alexander Zverev den Übergang zu den Großen. „Der Unterschied ist gar nicht so groß, sie sind einfach etwas erfahrener als wir“, sagte der Norddeutsche, der von seinem Vater trainiert wird. „Der Sieg ist eine große Belohnung für ihn“, freute sich Zverev Senior.
Nur eines macht beiden noch Sorgen, Alexanders Größe. Mit 1,95 Metern ist er schon jetzt ein ganz schöner Schlacks. „Ich habe keine Lust mehr, zu wachsen“, sagte Zverev, doch die Ärzte haben noch vier weitere Zentimeter prognostiziert. „Hoffentlich haben sie sich geirrt“, sagte die deutsche Tennis-Hoffnung. Denn das fortschreitende Wachstum beeinträchtigt auch das Training. „Da müssen wir vorsichtig sein“, sagte Vater Alexander. Bislang gehen sie damit sehr gut um – wie der Erfolg am Yarra River eindrucksvoll gezeigt hat.
Rollstuhl-Tennisspielerin Sabine Ellerbrock hat das zweite Grand-Slam-Turnier ihrer Karriere gewonnen. Die 39-Jährige aus Bielefeld besiegte im Finale der Australian Open in Melbourne die Japanerin Yui Kamiji 3:6, 6:4, 6:2. Durch ihren Sieg übernimmt Ellerbrock auch wieder die Führung in der Weltrangliste. Im vergangenen Jahr hatte sie bei den French Open in Paris triumphiert und damit den ersten deutschen Grand-Slam-Titel im Rollstuhltennis gewonnen.
Derweil hat Ex-Superstar Pete Sampras gesagt, dass er anders als andere ehemalige Weltklassespieler wie Boris Becker oder Stefan Edberg keinen Job als Trainer auf der Tennis-Tour anstrebt. „Nein, nein, nein. Das ist nichts für mich“, sagte der ehemalige Weltranglisten-Erste in Melbourne. „Ich bin von einigen Jungs gefragt worden, aber das Reisen, unterwegs zu sein, all das zu tun, was sie machen, das ist nichts, woran ich interessiert bin“, sagte der 42-Jährige.
Sampras hatte seine Karriere, in der er 14 Grand-Slam-Titel gewann, nach seinem letzten Sieg bei den US Open 2002 beendet. 2003 wurde er in New York offiziell verabschiedet. Zuletzt waren unter anderem Becker als Trainer von Novak Djokovic und Edberg als Coach von Roger Federer ins Tennis-Geschäft zurückgekehrt.
Der Weltranglistenerste Rafael Nadal hatte Roger Federer im Halbfinale von Melbourne deklassiert und greift bei den Australian Open nach seinem zweiten Titel. Federer war beim 6:7 (4:7), 3:6, 3:6 ohne Chance und verlor auch das fünfte Duell in Serie gegen den Spanier. Die letzten fünf Vergleiche bei Grand-Slam-Turnieren hat Federer nun ebenfalls allesamt verloren. Der letzte große Sieg für den Schweizer gegen Nadal datiert von Wimbledon 2007.
Im Endspiel am Sonntag (9.30 Uhr/Eurosport) trifft der Spanier nun auf Federers Landsmann Stanislas Wawrinka, der sich im ersten Halbfinale gegen den Tschechen Tomas Berdych durchgesetzt hatte. Wie Wawrinka den entfesselt aufspielenden Nadal stoppen soll, bleibt schleierhaft. Die Bilanz verheißt für Wawrinka nichts Gutes – er hat bislang alle zwölf Spiele gegen den Mallorquiner verloren. Alles spricht dafür, dass Nadal der erste Spieler seit Einführung des Profitennis wird, der alle vier Grand-Slam-Turniere zweimal gewonnen hat. In Melbourne hatte er erstmals 2009 triumphiert.