Am zweiten Turniertag gibt es in Down Under Temperaturen von bis zu 43 Grad Celsius. Die Hamburger Witthöft, Reister und Kamke sind raus, Kohlschreiber musste verletzt absagen. Auch Andrea Petkovic muss bereits die Koffer packen. Lesen Sie hier alles zum Geschehen rund um die Australian Open.
Melbourne. In der Hitze von Melbourne sind die deutschen Tennis-Hoffnungen am zweiten Turniertag der Australian Open gleich reihenweise verglüht, darunter auch drei Hamburger. Während Philipp Kohlschreiber zu seiner Partie gegen den Slowenen Aljaz Bedene wegen einer Oberschenkelverletzung gar nicht erst antrat, erlebte Andrea Petkovic bei Temperaturen von über 40 Grad ihren nächsten Australien-Alptraum. Gegen die an Nummer 32 gesetzte Slowakin Magdalena Rybarikova verlor die Darmstädterin klar mit 2:6, 3:6 und konnte nach der ernüchternden Vorstellung ihre Tränen nicht zurückhalten.
„Ich bin schon sehr enttäuscht“, sagte die 26-Jährige, „aber ich bin, um ganz ehrlich zu sein, nicht mit sehr großen Erwartungen hierher gefahren“, meinte sie später etwas gefasster. Zu frisch sind noch die Gedanken an all die negativen Dinge, die Petkovic Down Under widerfahren sind. Der Kreuzbandriss 2008, die verletzungsbedingten Absagen 2012 und 2013 jeweils kurz vor dem ersten Grand-Slam-Turnier der Saison. „Das sind noch seltsame Erinnerungen hier, das ist noch nicht weg“, gestand Petkovic. „Ich bin schon mit schwierigeren Erinnerungen in den Flieger gestiegen, von daher haut mich das nicht um.“
Immerhin habe sie kein „grottenschlechtes Spiel“ absolviert, meinte die frühere Top-Ten-Spielerin. „Es war ein bisschen komisch. Ich hatte eigentlich das Gefühl, es läuft alles ok, aber irgendwie haben dann immer ein paar Zentimeter gefehlt.“ Während ihre Fed-Cup-Kolleginnen Angelique Kerber, Sabine Lisicki und Co. an diesem Mittwoch um den Einzug in die dritte Runde kämpfen, ist Petkovic nur noch im Doppel dabei – und um eine negative Australien-Erfahrung reicher.
Kohlschreiber musste schon vor dem ersten Ballwechsel passen. „Ich habe gestern nach dem Training schon über Schmerzen im hinteren Oberschenkel geklagt“, sagte der 30-Jährige. Nachdem die Probleme auch beim Einspielen am Vormittag nicht verschwunden waren, entschied sich der Augsburger „schweren Herzens“ kurz vor dem Match für einen Verzicht. „Es fühlt sich relativ nah an der Verletzung an, die ich letztes Jahr hatte, als mir der Muskel gerissen ist“, sagte Kohlschreiber. „Von daher wollte ich extrem vorsichtig sein.“ Sein Einsatz im Davis Cup gegen Spanien in zweieinhalb Wochen ist fraglich.
Ausgeschieden sind bei den Herren auch die Hamburger Tobias Kamke (6:7 (5:7), 7:5, 2:6, 4:6 gegen den Amerikaner James Sock) und Julian Reister. Der Norddeutsche gab gegen den Brasilianer Thomaz Bellucci beim Stand von 6:4, 3:6, 6:7 (5:7) auf. Daniel Brands verlor in einem Marathonmatch gegen den an Nummer 18 gesetzten Franzosen Gilles Simon mit 7:6 (7:4), 4:6, 6:3, 3:6, 14:16. Dabei vergab der Davis-Cup-Spieler im fünften Satz sieben Matchbälle, ehe Simon die Partie nach 4:32 Stunden für sich entschied.
Auch Peter Gojowczyk (6:7 (5:7), 6:7 (5:7), 3:6 gegen den Rumänen Victor Hanescu) und Benjamin Becker (3:6, 7:6 (7:5), 2:6, 6:7 (2:7) gegen den Australier Nick Kyrgios) schieden aus. Bei den Damen stand die Hamburger Qualifikantin Carina Witthöft gegen Mandy Minella aus Luxemburg beim 1:6, 4:6 auf verlorenem Posten.
Für eine Überraschung sorgte dagegen Michael Berrer. Der 33 Jahre alte Stuttgarter setzte sich gegen den Franzosen Michael Llodra mit 6:4, 7:5, 6:1 durch, nachdem er sich erst über die Qualifikation ins Hauptfeld gekämpft hatte. „Ich habe das Gefühl, je älter ich werde, desto fitter werde ich“, sagte der Routinier nach der körperlichen Grenzerfahrung im Glutofen Melbourne Park.
Die Favoriten hatten trotz der großen Hitze keine Probleme. Bei den Damen gewann Titelverteidigerin Victoria Asarenka aus Weißrussland gegen die Schwedin Johanna Larsson 7:6 (7:2), 6:2. Bei den Herren marschierte Roger Federer beim Trainerdebüt von Stefan Edberg ohne Schwierigkeiten in die zweite Runde. Gegen den Australier James Duckworth gewann der Schweizer mit 6:4, 6:4, 6:2. Andy Murray meldete sich nach langer Verletzungspause mit einem 6:1, 6:1, 6:3 zurück.
Rafael Nadal profitierte beim Stand von 6:4 von der Aufgabe des australischen Hoffnungsträgers Bernard Tomic. Zuvor war bereits Publikumsliebling Lleyton Hewitt gegen den Italiener Andreas Seppi nach erneut großem Fight mit 6:7 (4:7), 3:6, 7:5, 7:5, 5:7 ausgeschieden.
Der Turniertag im Ticker:
+++ Daniel Brands als achter Deutscher raus +++
12.28 Uhr: Daniel Brands ist als achter deutscher Tennisprofi in der Herren-Konkurrenz ausgeschieden. Der Deggendorfer verlor in einem Marathonmatch gegen den an Nummer 18 gesetzten Franzosen Gilles Simon mit 7:6 (7:4), 4:6, 6:3, 3:6, 14:16. Dabei vergab der Davis-Cup-Spieler im fünften Satz sieben Matchbälle, ehe Simon die Partie nach 4:32 Stunden für sich entschied. Von den zehn im Hauptfeld vertretenen Deutschen stehen damit nur Florian Mayer und Michael Berrer in der zweiten Runde.
+++ Rafael Nadal ist weiter - Tomic gibt verletzt auf +++
11.34 Uhr: Der Weltranglisten-Erste Rafael Nadal ist mit Kurzarbeit in die zweite Runde eingezogen. Nadals Gegner Bernard Tomic musste beim Stand von 4:6 wegen einer Fußverletzung aufgeben, die ihn bereits von Beginn an behindert hatte. Zwar versuchte der australische Hoffnungsträger alles, nach dem ersten Durchgang musste er aber passen. Nadal trifft bei der mit 21,64 Millionen Euro dotierten Veranstaltung nun auf Tomics Landsmann Thanasi Kokkinakis.
+++ Hamburger Kamke gleich gescheitert +++
11.11 Uhr: Tobias Kamke ist als siebter deutscher Tennisspieler in der ersten Runde der Herren-Konkurrenz ausgeschieden. Der Hamburger verlor in Melbourne gegen den Amerikaner Jack Sock mit 6:7 (5:7), 7:5, 2:6, 4:6. Nach zwei ausgeglichenen ersten Sätzen verlor Kamke seinen Rhythmus und hatte Sock bei großer Hitze nicht mehr viel entgegenzusetzen.
+++ Hewitt trotz Aufholjagd draußen +++
9.55 Uhr: Publikumsliebling Lleyton Hewitt ist trotz einer beeindruckenden Aufholjagd im Glutofen von Melbourne ausgeschieden. Der Lokalmatador kämpfte sich gegen den Italiener Andreas Seppi nach 0:2-Satzrückstand wieder heran, unterlag jedoch nach 4:18 Stunden 6:7 (4:7), 3:6, 7:5, 7:5, 5:7. Beim Stand von 5:4 im fünften Satz hatte Hewitt sogar Matchball, Seppi servierte allerdings ein Ass.
Der ehemalige Weltranglistenerste Hewitt war als Australiens Hoffnungsträger ins Turnier gestartet, nachdem er das Vorbereitungsturnier in Brisbane im Finale gegen den Schweizer Roger Federer gewonnen hatte. Den letzten Einzeltitel in Down Under in der Herrenkonkurrenz gewann Mark Edmondson 1976.
+++ Petkovic scheitert in Runde eins
9.34 Uhr: Riesenenttäuschung für Andrea Petkovic: Die ehemalige Weltranglistenzehnte aus Darmstadt verlor bei Temperaturen um 40 Grad gegen die Slowakin Magdalena Rybarikova nach 2:6, 3:6. Damit stehen von acht deutschen Spielerinnen fünf in der zweiten Runde.
+++ Haas auf dem Weg in die USA +++
9.05 Uhr: Zweieinhalb Wochen vor der Davis-Cup-Partie gegen Spanien in Frankfurt am Main gehen dem deutschen Davis-Cup-Teamchef Carsten Arriens Arriens die Spieler aus. „Damit hatte ich natürlich nicht gerechnet“, sagte der 44-Jährige nach den Ausfällen von Kohlschreiber und Haas. „Wir müssen jetzt einfach mal abwarten, wie es sich entwickelt.“ Arriens muss sein Aufgebot für die Erstrundenpartie vom 31. Januar bis 2. Februar am Dienstag kommender Woche nominieren.
Während Haas am Dienstag zu seiner Familie in die USA flog und dort seine lädierte Schulter behandeln lassen will, machte sich Kohlschreiber in Melbourne auf den Weg ins Krankenhaus, um an seinem lädierten Oberschenkel ein MRT vornehmen zu lassen. „Ich habe gestern nach dem Training schon über Schmerzen im hinteren Oberschenkel geklagt“, sagte der Augsburger.
„Es fühlt sich relativ nah an der Verletzung an, die ich letztes Jahr hatte, als mir der Muskel gerissen ist“, sagte Kohlschreiber. „Von daher wollte ich extrem vorsichtig sein.“ Die Verletzung im Davis-Cup-Spiel in Argentinien vor genau einem Jahr setzte den 30-Jährigen damals wochenlang außer Gefecht. „Ich denke, dass es dieses Mal mindestens eine angehende Zerrung ist, wenn nicht sogar mehr.“
Sollten Haas und Kohlschreiber für den Davis Cup wirklich ausfallen, wären die Chancen gegen Spanien schlecht – unabhängig davon, ob die Iberer mit dem Weltranglistenersten Rafael Nadal und David Ferrer antreten oder nicht. Neue deutsche Nummer eins dürfte im Worst-Case-Szenario dann Florian Mayer sein, für eine Nominierung kämen zudem noch Daniel Brands und Tobias Kamke infrage.
„Ich werde jetzt die erste Woche in Melbourne abwarten und sehen, wer wie in Form ist“, sagte Arriens. Dass in Benjamin Becker, Julian Reister und Peter Gojowczyk in Melbourne drei mögliche Kandidaten ihre Erstrundenspiele verloren, trägt nicht gerade dazu bei, die Sorgenfalten auf Arriens' Stirn zu vertreiben.
+++ Deutsche Ergebnisse im Überblick +++
8.34 Uhr: Herren-Einzel, 1. Runde: Michael Berrer (Stuttgart) – Michael Llodra (Frankreich) 6:4, 7:5, 6:1; Victor Hanescu (Rumänien) – Peter Gojowczyk (München) 7:6 (7:5), 7:6 (7:5), 6:3; Nick Kyrgios (Australien) – Benjamin Becker (Mettlach) 6:3, 6:7 (5:7), 6:2, 7:6 (7:2); Thomaz Bellucci (Brasilien) – Julian Reister (Reinbek) 4:6, 6:3, 7:6 (7:5) Aufgabe
Damen-Einzel, 1. Runde: Mandy Minella (Luxemburg) – Carina Witthöft (Hamburg) 6:1, 6:4
+++ Auch Benjamin Becker scheitert - Berrer weiter +++
7.42 Uhr: Mit Benjamin Becker ist der nächste deutsche Tennisherr in der ersten Runde gescheitert. Der 32-Jährige verlor gegen den australischen Newcomer Nick Kyrgios mit 3:6, 7:6 (7:5), 2:6, 6:7 (2:7). Als einziger Deutscher in der Herren-Konkurrenz schaffte damit am zweiten Turniertag bislang Michael Berrer den Sprung in die nächste Runde. Der Stuttgarter bezwang Michael Llodra aus Frankreich überraschend mit 6:4, 7:5, 6:1.
+++ Auch Reister muss aufgeben +++
7.08 Uhr: Der nächste norddeutsche Tennisprofi muss aufgeben: Der Hamburger Julian Reister musste gegen den Brasilianer Thomaz Bellucci beim Stand von 6:4, 3:6, 6:7 (5:7) passen. Der Grund für die Aufgabe war zunächst nicht klar, allerdings waren die Bedingungen mit rund 43 Grad extrem.
+++ Hamburgerin Witthöft ist raus +++
6.39 Uhr: Qualifikantin Carina Witthöft ist bei den Australian Open in der ersten Runde ausgeschieden. Die 18-Jährige aus Hamburg war bei Temperaturen von mehr als 40 Grad gegen Mandy Minella (Luxemburg) lange Zeit chancenlos und verlor 1:6, 4:6. Witthöft stand in Melbourne erst zum zweiten Mal nach Wimbledon 2013 im Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers.
+++ Federer bei Edberg-Debüt ohne Mühe +++
6.28 Uhr: Roger Federer ist problemlos in die zweite Runde eingezogen. Der viermalige Titelträger aus der Schweiz, der erstmals von Altstar Stefan Edberg betreut wurde, gewann gegen Lokalmatador und Wildcard-Inhaber James Duckworth 6:4, 6:4, 6:2.
Federer hatte das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres 2004, 2006, 2007 und 2010 gewonnen. Im vergangenen Jahr stand der 17-malige Majorsieger erstmals seit elf Jahren in keinem Finale bei einem der vier weltweit wichtigsten Turniere. Daraufhin suchte sich der 32-Jährige einen neuen Trainer und präsentierte den Schweden Edberg, der selbst zweimal in Melbourne triumphiert hatte (1985, 1987).
+++ Qualifikant Gojowczyk scheitert bei 40 Grad +++
6.15 Uhr: Der deutsche Qualifikant Peter Gojowczyk ist in der ersten Runde der Australian Open ausgeschieden. Der 24 Jahre alte Münchner unterlag in der Mittagshitze von Melbourne dem Rumänen Victor Hanescu 6:7 (5:7), 6:7 (5:7), 3:6. 2:16 Stunden dauerte das Match bei Temperaturen von 40 Grad im Schatten.
+++ Titelverteidigerin Asarenka gewinnt Hitzeschlacht +++
6.09 Uhr: Titelverteidigerin Wiktoria Asarenka hat in der Mittagshitze ihren Auftakt gewonnen. Die Weltranglistenzweite aus Weißrussland setzte sich bei Temperaturen von knapp 40 Grad im Schatten gegen die Schwedin Johanna Larsson 7:6 (7:2), 6:2 durch. Asarenka hat in Melbourne zuletzt zweimal triumphiert.
+++ Es wird immer heißer +++
6.06 Uhr: Für den zweiten Tag der Australian Open hatten die Meteorologen Temperaturen bis zu 43 Grad prognostiziert. Der Rekord liegt bei 45,6 Grad im Januar 1936. Bei extremer Hitze hat der Oberschiedsrichter die Möglichkeit, die Matches zu unterbrechen.
Seit 1998 gibt es bei den Australian Open eine „Extreme Heat Policy“ (EHP). Diese sieht unter anderem bei Frauen-Matches eine zehnminütige Pause zwischen dem zweiten und dritten Satz vor. Entscheidend ist dabei nicht nur die reine Gradzahl, sondern ein sogenannter WBGT-Faktor, der sich aus der Temperatur, der UV-Strahlung, dem Wind und der Luftfeuchtigkeit errechnen lässt. Sollte es zu unangenehm werden, kann das Dach der Rod-Laver- beziehungsweise der Hisense-Arena geschlossen werden.
+++ Kohlschreiber sagt kurzfristig ab +++
6.03 Uhr: Die Australian Open finden ohne Philipp Kohlschreiber statt. Der Tennisprofi aus Augsburg sagte am Dienstag seine Erstrundenpartie gegen den Slowenen Aljaz Bedene wegen einer Oberschenkelverletzung ab. „Ich habe gestern nach dem Training schon über Schmerzen im hinteren Oberschenkel geklagt“, sagte Kohlschreiber. Nachdem die Probleme auch beim Einspielen nicht verschwunden waren, entschied sich der 30-Jährige kurz vor dem Match für einen Verzicht. Wie Haas ist nun auch Kohlschreiber für die anstehende Davis-Cup-Partie gegen Spanien fraglich.