Die deutschen Skispringer haben die großen Erwartungen zum Auftakt der 62. Vierschanzentournee nicht erfüllt. Als bester DSV-Adler flog Marinus Kraus auf Rang acht. Freitag und Schmitt schieden aus.
Oberstdorf. Severin Freund schüttelte enttäuscht den Kopf, Andreas Wellinger war frustriert und Richard Freitag schlich traurig davon: Die Tournee-Träume der deutschen Skispringer sind beim Auftakt in Oberstdorf brutal geplatzt. Lediglich Senkrechtstarter Marinus Kraus sorgte am Sonntag vor 25.500 Fans mit dem überraschenden achten Platz als bester DSV-Adler für einen kleinen Lichtblick. „Wir haben keinen Springer vorne reinbekommen und hatten mit der absoluten Spitze nichts zu tun“, stellte Bundestrainer Werner Schuster enttäuscht fest.
Von der im Vorfeld verbreiteten Euphorie blieb nach dem ernüchternden Start in die 62. Vierschanzentournee nicht viel übrig. Freund, der als heißeste Aktie im deutschen Team gehandelt worden war, verlor als Zehnter 22,6 Punkte auf den strahlenden Sieger Simon Ammann. Der viermalige Olympiasieger aus der Schweiz setzte sich mit 139 und 133 Metern vor dem Norweger Anders Bardal durch. Rang drei teilten sich der Österreicher Thomas Diethart und Peter Prevc aus Slowenien.
„Freund haben vier, fünf Meter gefehlt. Wir müssen sehen, dass wir die in Garmisch-Partenkirchen wiederfinden“, meinte Schuster. Der Frontmann im deutschen Team war entsprechend unzufrieden. „Der erste Sprung war von den Bedingungen nicht einfach. Beim zweiten Versuch habe ich was liegen gelassen“, berichtete Freund nach seinen Flügen auf 130,5 und 127,5 Meter. Einziger Trost: „Immerhin bin ich in den Top Ten und damit gut dabei. Die Tournee ist noch lang und längst nicht entschieden.“
Zur positiven Überraschung avancierte Kraus, der sein Glück nach Sprüngen auf 130,5 und 130 Meter kaum fassen konnte. „Das ist ein Wahnsinnsgefühl. Es war ein schöner Wettbewerb“, frohlockte der 22-Jährige. Auch Schuster war vollauf zufrieden: „Er hat einen super Wettkampf gemacht.“
Das galt nicht für Freitag, der einen schwarzen Tag erwischte. Der 22 Jahre alte Sachse wurde vom starken Rückenwind schon bei 120,5 Metern auf den Hang gedrückt und büßte als 33. alle Tournee-Hoffnungen ein. „Es bringt nichts, über den Wind zu lamentieren. Raus ist raus, das ist bitter. Ich muss zusehen, dass ich wieder auf die Beine komme“, erklärte Freitag mit glasigen Augen.
Das Handicap der Verletzungen im Vorfeld war einfach zu groß. Zunächst hatte Freitag wegen eines Mittelfußbruches zehn Wochen pausieren müssen, kurz vor Weihnachten warf ihn eine Knochenhautreizung zurück. „Es hat einfach nicht gereicht“, stellte er frustriert fest.
Zur großen Enttäuschung geriet der Auftritt von Youngster Andreas Wellinger. Der 18-Jährige, der bei der vorweihnachtlichen Generalprobe in Engelberg noch Zweiter geworden war, musste sich mit Rang 29 begnügen. Schon im ersten Versuch ließ der Bayer viele Punkte liegen, als er bereits bei 124 Metern die Ski auf den Schnee setzte. Nach 115,5 Metern im Finale stapfte er missmutig davon.
Auch Routinier Martin Schmitt war über Platz 36 nicht gerade begeistert, winkte nach seinem Kurzauftritt zum persönlichen Tournee-Abschied von Oberstdorf aber zumindest tapfer lächelnd den Fans zu. „Frustrierend ist es nicht, denn ich wusste, dass ich nicht die Tournee gewinne. Trotzdem hätte ich gerne einen guten Wettkampf gezeigt, aber ich bin hier nicht zurechtgekommen“, bilanzierte Schmitt nach seinem letzten Karriere-Auftritt im Allgäu.
121 Meter waren zu wenig, um im Finale mitmachen zu dürfen. „Ich bin nicht zu meinem Sprung gekommen. Jetzt will ich es in Garmisch besser machen und mein Optimum erreichen“, erklärte der 35 Jahre alte Oldie.
Zufrieden war dagegen der ein Jahr jüngere Michael Neumayer. Mit 135 und 134 Metern landete er auf dem elften Platz. „Das hat richtig Spaß gemacht. Ich habe zweimal richtig schönen Aufwind gehabt. So kann es weitergehen“, sagte der Bayer. Das hofft auch Andreas Wank nach seinem 15. Platz.