Vierschanzentournee und Olympia stehen an – pünktlich dazu präsentiert sich der deutsche Adler mit dem ersten Weltcup-Sieg des Winters in Topform.

Lillehammer. Nach einem nahezu perfekten Wochenende ließen sich die deutschen Skispringer auch von den beachtlichen norwegischen Preisen nicht aufhalten. Bei einen gemeinsamen Abendessen stießen die DSV-Adler um Lillehammer-Sieger Severin Freund auf ihren Traumstart in den Olympia-Winter an, ehe am Montagmorgen der frühe Rückflug in die Heimat auf dem Programm stand. Anlass für die kleine Feier gab es genug. Vier Weltcups, vier verschiedene Deutsche auf dem Podest – das gab es noch nie.

Im Mittelpunkt stand natürlich Tagessieger Freund. Was Marinus Kraus, Andreas Wellinger und Richard Freitag zuvor knapp verwehrt geblieben war, gelang nun dem deutschen Vorflieger. „Das war ein perfekter Tag für mich und ein gutes Wochenende für das Team. Wenn ich gut springe, bin ich vorne dabei. Das zu wissen, ist sensationell“, sagte der 25-Jährige, der einen Tag nach dem dritten Platz von Rückkehrer Freitag noch einen draufgesetzt hatte.

Fünf Weltcup-Siege hat Freund nun auf dem Konto, in der ewigen Rangliste deutscher Skispringer liegt er damit schon auf dem fünften Platz. Nur die großen Vier, Jens Weißflog (33), Martin Schmitt (28), Sven Hannawald (18) und Dieter Thoma (12), standen häufiger ganz oben auf dem Podest. „Für Severin freut es mich riesig. Er hat vom Saisonstart an kämpfen müssen und hat nie die Nerven verloren. Wenn er Ruhe hat, wird er immer stärker“, sagte Bundestrainer Werner Schuster.

In der Tat gab es in der Vorbereitung auch Tiefen. Freund konzentrierte sich nicht zuletzt wegen seines Bandscheibenvorfalls ein Jahr zuvor auf den Kraftbereich. „Das hat ihm im Sommer seine Technik ein wenig zerstört, da hat er erst zum Schluss die Kurve gekriegt“, sagte Schuster. In Klingenthal verpatzte die deutsche „Führungsfigur“ (Schuster) mit Platz 28 den Saisonstart, es folgten die Ränge sechs und sieben und schließlich der Sieg als Krönung.

Oberstes Ziel ist es nun, die Qualität endlich auch bei einem Großereignis umzusetzen. Denn weder bei der Vierschanzentournee noch bei Olympia oder einer WM stand Freund bisher am Ende auf dem Podest. Bestes Beispiel ist die vergangene Saison: Freund gewann zwei der ersten drei Springen, trug das Gelbe Trikot des Gesamtweltcup-Führenden, doch auf einen weiteren Erfolg musste der Bayer lange warten – bis zum Sonntag in Lillehammer.

Bange werden muss Bundestrainer Schuster deswegen aber nicht. Denn im Windschatten von Freund ist eine Mannschaft gereift, die jederzeit für eine Top-Platzierung gut ist. Neben den vier Podestspringern hat auch der 20-jährige Karl Geiger schon die Norm für Olympia erfüllt. Zumindest im Teamwettbewerb gilt das DSV-Quartett in Sotschi automatisch als heißer Kandidat auf eine Medaille, die durchaus auch aus Gold sein kann. In der Nationenwertung des Weltcups führt das DSV-Team derzeit vor den erfolgsverwöhnten Österreichern.

Das Selbstvertrauen könnte also größer kaum sein, und nun steht auch noch das Heimspiel in Titisee-Neustadt an. Schon am Donnerstag reisen Freund und Co. in den Schwarzwald, viel Zeit für Regeneration bleibt also nicht. Auf der Hochfirstschanze, wo erstmals seit Februar 2007 wieder ein Weltcup stattfindet, soll das kleine Wintermärchen seine Fortsetzung finden, damit am Ende wieder eine kleine Party steigen kann. Immerhin: Für saftige Preise ist der Schwarzwald nun wirklich nicht bekannt.