Borussia Dortmund und Schalke 04 müssen sich das Achtelfinale der Champions League in echten Endspielen erkämpfen. „Schuld“ daran sind der BVB-Sieg gegen Neapel und die Nullnummer der Knappen in Bukarest.

Bukarest/Dortmund. Borussia Dortmund kämpfte sich ins „Endspiel“ um das Achtelfinal-Ticket in der Champions League, Schalke 04 taumelte dagegen in das entscheidende letzte Spiel: Unterschiedlicher konnte die Gefühlslage bei den Ruhrpott-Rivalen nach der fünften Nacht in der Königsklasse nicht sein. Dem emotionalen 3:1 (1:0)-Sieg des BVB im Alles-oder-Nichts-Spiel gegen den SSC Neapel stand die trostlose Nullnummer der Schalker bei Steaua Bukarest gegenüber.

„An unserer Ausgangsposition hat sich nichts geändert“, behauptete Trainer Jens Keller. Dabei hat sein Team seinen einst komfortablen Vorsprung vollständig verspielt, nur noch ein Sieg im Vorrundenfinale am 11. Dezember gegen den FC Basel kann den Bundesliga-Sechsten in der Königsklasse halten. „Wir freuen uns jetzt auf das Endspiel“, sagte der Coach allen Ernstes. Einen Tag zuvor hatten alle noch davon geredet, dass sie einen Showdown im letzten Gruppenspiel unbedingt vermeiden wollten.

Sportvorstand Horst Heldt war die Nullnummer im Schneetreiben in der Nationalarena sogar „am Ende egal – so blöd es sich auch anhört“. Weil Basel überraschend 1:0 gegen Tabellenführer FC Chelsea gewann, war der vorzeitige Einzug ins Achtelfinale sowieso nicht möglich. Das Abrutschen auf Platz drei sei weniger schlimm – im Gegenteil: „Wir wissen jetzt, woran wir sind, dass wir gewinnen müssen“, meinte Heldt.

Wenn in zwei Wochen gegen Basel ein Remis gereicht hätte, hätte er „nicht so ein gutes Gefühl gehabt, wir sind nicht so gut in Unentschieden“, sagte der Manager – nach der fünften Punkteteilung der Saison.

Dass die königsblaue Millionentruppe nach 90 schwachen Minuten gegen die seit 17 Jahren in der Champions League zu Hause sieglosen Rumänen mit dem 0:0 noch gut bedient war, blieb in den Schalker Analysen unerwähnt. Stattdessen führte Keller die Personalsituation als Entschuldigung an. „Wir reden im Moment von neun Ausfällen“, sagte der Trainer.

Offensivstar Kevin-Prince Boateng und Jungnationalspieler Julian Draxler fehlten in der Tat an allen Ecken und Enden, nicht nur der 18-jährige Max Meyer vermisste „einen Schuss Kreativität und Torgefährlichkeit“.

Dortmund darf dank „Eisenschädel“ Bender weiter träumen

In Dortmund musste derweil Zeugwart Frank Gräfen Schwerstarbeit leisten. Er hatte alle Mühe, genügend saubere Trikots mit der Nummer „6“ und Aufschrift „Bender“ heranzuschaffen. Denn Nationalspieler Sven Bender hatte gleich in der Anfangsphase des Champions-League-Spiels gegen den SSC Neapel durch einen Schlag von Christian Maggio einen Nasenbeinbruch erlitten, und die Mediziner hatten alle Mühe, die Blutung zu stoppen. Am Ende mussten die Borussen sogar noch einen Dress aus dem Fan-Shop besorgen.

„Wir wollten unseren Champions-League-Traum allen Unkenrufen zum Trotz weiterleben. Jetzt sieht es wieder besser aus, aber wir müssen auch bei Olympique Marseille gewinnen“, sagte Trainer Jürgen Klopp mit dem Hinweis auf das Gruppen-„Endspiel“ am 11. Dezember. Zumindest der vorzeitige Abstieg in die Europa League wurde verhindert.

Dass die Borussia überhaupt weiter träumen dürfen, lag auch an „Eisenschädel“ Bender. „Es ist ein Wahnsinn, was er für ein Pech hat. Angesichts seiner gezeigten Leistung war es wichtig, dass er auf dem Platz bleiben konnte. Es war ein Superspiel von ihm“, äußerte Klopp.

Der BVB-Coach wirkte drei Tage nach dem 0:3 im Bundesliga-Hit gegen Bayern München erleichtert – wie alle schwarz-gelben Hauptdarsteller und die BVB-Fans unter den 65.829 Zuschauern in der ausverkauften Arena. Der Fight um den letzten Strohhalm nach zuletzt drei Pflichtspiel-Niederlagen in Folge und der spannende wie erwärmende Spielfilm am kalten Dienstagabend hatte Nerven gekostet.

Nach den Toren von Marco Reus (10., Foulelfmeter) und Jakub Blaszczykowski (60.) deutete sich nach dem Anschlusstreffer von Lorenzo Insigne (75.) eine Zitterpartie an, bevor Pierre-Emerick Aubameyang (78.) alles klarmachte. Wieder einmal erspielte sich der BVB hochkarätige Chancen in Serie und machte sich das Leben selbst unnötig schwer.

Was wäre wenn:

Dem deutschen Fußball-Vizemeister Borussia Dortmund genügt nach dem 3:1 (1:0) gegen den SSC Neapel ein Sieg im letzten Gruppenspiel der Champions League am 11. Dezember (20.45 Uhr) bei Olympique Marseille, um sicher das Achtelfinale zu erreichen. Selbst eine Niederlage würde nicht unbedingt den Abstieg in die Europa League bedeuten, bei einem Dreier wäre sogar noch der Gruppensieg drin. – Der mögliche Weg ins Achtelfinale:

Die Tabelle: Der FC Arsenal führt die die Gruppe F nach fünf Spieltagen mit 12 Punkten an. Es folgen Dortmund und Neapel (jeweils 9 Punkte) vor Marseille (kein Punkt).

- Dortmund benötigt einen Sieg, egal in welcher Höhe, um ins Achtelfinale einzuziehen.

- Spielen die Westfalen in Marseille unentschieden, ziehen sie ins Achtelfinale ein, wenn Neapel gegen Arsenal nicht gewinnt.

- Bei einer Niederlage des BVB darf Neapel nicht punkten. Spielen die Italiener gegen Arsenal remis oder gewinnen sogar gegen die Gunners, müsste der BVB in die Europa League absteigen.

Dortmund würde die Vorrunde sogar als Gruppensieger beenden, wenn die Londoner in Neapel 0:3 verlieren und der BVB gleichzeitig in Marseille gewinnt. Arsenal wäre dann Gruppen-Dritter und ausgeschieden.