Während Götze erstmals nach seinem Wechsel in seine alte Heimat zurückkommt, gibt es einen indirekten Zweikampf zwischen Mandzukic und Lewandowski. Die Stürmer spielen nächstes Jahr vermutlich gemeinsam in München.

München. Ob Mario Götze überhaupt spielen darf, ist längst noch nicht ausgemacht. Doch selbst als Reservist auf der Bayern-Bank stünde der Nationalspieler an diesem Sonnabend (18.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) im Blickpunkt wie niemand sonst.

144 Tage nach seinem Wechsel von Borussia Dortmund zum Rekordchampion aus München kehrt der 21-Jährige erstmals in seine alte Heimat zurück – und trifft auf die epochale gelbe Wand: Keiner weiß, wie rund 25.000 BVB-Anhänger in der legendären Dortmunder Südkurve ihren einstigen sportlichen Heilsbringer empfangen werden.

„Angst habe ich auf keinen Fall“, sagt der Mittelfeldprofi vor seinem vielleicht bewegendsten Auftritt in der Beletage. 83-mal lief er allein in der Bundesliga für die Borussia auf, durchlief alle Nachwuchsteams seit der E-Jugend, zog im vergangenen Frühjahr mit seinem Heimatclub ins Champions-League-Finale ein.

Dennoch weiß er: „Das wird einer der schwersten Momente meiner Karriere.“ Vor allem, weil er mit der Nachricht von seinem Millionentransfer wenige Stunden vor dem Dortmunder Königsklassen-Hinspiel gegen Real Madrid einen beim BVB bis heute unvergessenen Sturm der Entrüstung entfachte.

Zweikampf zwischen Mandzukic und Lewandowski

Doch auch Mario Mandzukic und Robert Lewandowski, der im Sommer wohl den Luxus-Kader der Münchner verstärkt, stehen am Sonnabend unter Beobachtung. Die beiden Stürmer gelten als Stinkstiefel, wenn sie länger auf der Bank sitzen. Der Konkurrenz-Kampf in der kommenden Saison könnte daher besondere Brisanz hervorrufen.

Mandzukic weiß, dass er sich nicht auf die Liebesschwüre Pep Guardiolas (“Ich liebe diesen Spieler“) verlassen kann, den Kampf mit Lewandowski will er dennoch aufnehmen. „Ich mache mir keine Sorgen“, sagte er Ende September: „Ich kann ja auch nichts machen. Es werden immer gute Spieler zu Bayern kommen.“

Trotzdem war in dieser Woche von einer möglichen „Flucht“ die Rede. Die italienische Zeitung Tuttosport zitierte einen Vertrauten von Mandzukics Berater Ivan Cvjetkovic mit den Worten, eine Trennung im Juni 2014 sei „wahrscheinlich“ und Juventus Turin ein möglicher Abnehmer. Cvjetkovic dementierte am Donnerstag in der Bild-Zeitung. Sein Klient fühle sich wohl in München und müsse „vor niemandem flüchten. Außerdem: Er kann auch mit Lewandowski zusammen spielen.“

Das ist jedoch kein wahrscheinliches Szenario. Guardiola lässt gerne mit „falscher Neun“ spielen - sehr zum Leidwesen Mandzukics, der dieser taktischen Vorliebe immer mal wieder zum Opfer fiel. Erst Anfang November, nachdem Mandzukic die Siege gegen Hertha BSC Berlin (3:2) und Viktoria Pilsen (1:0) sichergestellt hatte, hat Guardiola erkannt: „Wir sind besser mit einem echten Stürmer.“ Seitdem darf sich Mandzukic (27) etwas sicherer fühlen. Präsident Uli Hoeneß gab zu Protokoll: „Ich möchte ihn nicht missen.“

Beckenbauer hält Lewandowski für stärker

Mit einer guten Leistung gegen den BVB im direkten Vergleich mit Lewandowski (25) könnte er weitere Pluspunkte sammeln. Mandzukic hat gute Erinnerungen an Dortmund, den Sieg im Champions-League-Finale im vergangenen Mai leitete er mit seinem Führungstreffer ein. In der Liga hat er aber noch nie gewonnen gegen die Borussia (fünf Spiele, ein Tor). Lewandowski dagegen verlor keines seiner sechs Duelle mit den Münchnern in der Liga verloren, wenngleich er selbst dabei nur einen Treffer erzielte. In fünf weiteren Pflichtspielen gegen den FC Bayern brachte er es auf fünf Tore.

Auch in der aktuellen Spielzeit ist der Pole, der schneller und technisch etwas versierter ist als sein kopfball- und kampfstarker kroatischer Widerpart, erfolgreicher: Seinen 13 Treffern in 19 Pflichtspielen für den BVB (sechs Vorlagen) stellt Mandzukic zehn Tore in 18 Spielen (eine Vorlage) entgegen. „So stark Mandzukic ist: Lewandowski wäre ein Bereicherung“, sagte FCB-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer wohl auch angesichts dieser Zahlen der Sport Bild: „Vielleicht ist er sogar noch einen Tick stärker und beweglicher.“

Den Beweis dafür will „Lewa“ am Sonnabend antreten. Anders als der frühere Dortmunder Götze wird er von den BVB-Fans wohl auch nach der für Anfang Januar erwarteten Bekanntgabe seines Wechsels nach München pfleglich behandelt werden. Schließlich hat er sich in den vergangenen Monaten meist korrekt verhalten - anders als seine geschwätzigen Berater.

Götzes Abgang im Frühjahr sorgte für ein Entsetzen bei den eigenen Fans. In vielen sozialen Netzwerken entluden die geschockten Anhänger ihre Wut, reagierten aber zumindest im Stadion halbwegs besonnen und nur mit wenigen Schmährufen.

Auch jetzt erinnern die BVB-Macher an die Anstandsregeln: „Pfiffe wären nicht gerecht, das hätte Mario nicht verdient“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Sportchef Michael Zorc betont im „Kicker“: „Er hat zwölf Jahre erfolgreich und gut für uns gespielt, und wir haben eine Rekordablösesumme verbuchen können. Das alles gilt es am Samstagabend zu berücksichtigen.“

Götze betreibt Werbung in eigener Sache

Abseits seiner Rückkehr nach Westfalen hat Götze momentan sowieso ganz andere Sorgen – sportliche nämlich. Fast fünf Monate nach seinem Einstand bei den Bayern hat sich der verletzungsgeplagte Dribbler noch immer nicht durchgesetzt unter Startrainer Pep Guardiola. Die Nachwirkungen eines Muskelbündelrisses Ende Mai und ein Kapselriss im Spätsommer erschwerten ihm den Kampf um einen Stammplatz, auf den Götze nach wie vor warten muss. Wenn er spielen durfte, demonstrierte er punktuell zwar oft seine Klasse, zeigte aber keine Konstanz.

„Er ist ein Superkicker, das sagen alle, auch Pep Guardiola. Jetzt muss man abwarten“, kommentiert Vereinspräsident Uli Hoeneß, dem angesichts seiner Steuer-Affäre ebenfalls Anti-Gesänge von den Dortmunder Anhängern drohen könnten. Guardiola setzte bisher im offensiven Vierermittelfeld nur in Maßen auf Götze und ließ ihn in der Bundesliga gar nur dreimal von Anfang an spielen. Neben den Flügelflitzern Franck Ribéry und Arjen Robben sind auch Thomas Müller und Toni Kroos in der Gunst des Katalanen noch immer vorn.

Trotzdem sei der Wechsel „für mich persönlich auf jeden Fall der beste Schritt gewesen“, urteilt Götze – schließlich sei der FC Bayern „vergangene Saison der erfolgreichste Verein“ gewesen.

Via „Sport Bild“ machte er nun auch in Richtung Guardiola Werbung in eigener Sache: „Ich denke, es gibt wenige Spieler in der Bundesliga, die mehr Pflichtspiele bestritten und ähnlich viele Assists auf dem Konto haben wie ich in den letzten Jahren“, sagte er mit Blick auf 51 Partien und 42 Scorerpunkte in der abgelaufenen Saison. „Das haben einige Leute aber anscheinend vergessen.“ Ob sich zumindest Guardiola bis Sonnabend wieder dran erinnern wird?