Die Elfenbeinküste, Nigeria und die von Volker Finke trainierten Kameruner haben das Ticket für die WM 2014 in Brasilien in den Play-offs gelöst. 24 von 32 WM-Startern stehen damit fest.
Hamburg. Nur sechs Monate nach seinem Antritt hat der frühere Bundesligatrainer Volker Finke Kamerun verzückt und die „Unzähmbaren Löwen“ zur Fußball-WM 2014 in Brasilien geführt. Die Mannschaft um den launischen Stürmerstar Samuel Eto'o besiegte Tunesien am Sonntag im Playoff-Rückspiel mit 4:1 (2:0) und nimmt zum siebten Mal an der Endrunde teil. Finke eifert damit dem ehemaligen Karlsruher Coach Winfried Schäfer nach, der Kamerun 2002 bei der WM in Japan und Südkorea betreut hatte.
Bei Tunesien stand Bundesliga-Profi Karim Haggui (VfB Stuttgart) in der Startelf. Die Hertha-Profis Sami Allagui und Änis Ben-Hatira saßen zunächst nur auf der Bank. Allagui wurde in der 73. Minute eingewechselt, konnte die Niederlage seiner Nation aber auch nicht mehr verhindern. Ex-HSV-Profi Ben-Hatira kam nicht zum Einsatz.
Zuvor hatten als erste afrikanische Teams die Elfenbeinküste und Nigeria die Tickets für das Großereignis am Zuckerhut gelöst. In den Duellen zwischen Ägypten und Ghana sowie Algerien und Burkina Faso am Dienstag werden die letzten WM-Karten für den Kontinent vergeben.
Mit einer quietschgelben Mütze auf dem Kopf dirigierte Finke seine Kameruner zum verdienten Erfolg. Nach dem 0:0 im Hinspiel stellten Pierre Webo (4. Minute) und Benjamin Moukandjo (30.) in der Hauptstadt Yaoundé schon früh die Weichen auf Sieg, ehe der ehemalige Ingolstädter Ahmed Akaïchi (51.) noch einmal für Spannung sorgte. Jean Makoun mit einem Doppelpack (66./86.) erlöste schließlich Roger Millas Erben und ließ den WM-Traum von Karim Haggui und Sami Allagui platzen.
Es ist ein riesiger Erfolg für Kamerun – aber vor allem für Finke, dessen Team vom Weltverband Fifa erst im Sommer wegen staatlicher Einmischung vorübergehend suspendiert worden war. Zudem musste sich der 65-Jährige mit dem launischen Eto'o herumschlagen, der seine Karriere im Nationaltrikot erst für beendet erklärt und dann doch eine Kehrtwende vollzogen hatte.
Im strömenden Regen von Calabar waren schon tags zuvor bei den „Super Eagles“ alle Dämme gebrochen, mit entblößtem Oberkörper hatte sich Didier Drogba dem emotionalen Ausnahmezustand hingegeben: Die Ivorer um ihren Superstar von Galatasaray Istanbul und die Nigerianer genossen die Qualifikation für die WM in Brasilien in vollen Zügen.
Afrika-Champion Nigeria machte mit einem lockeren 2:0 in Calabar über Äthiopien die Endrunden-Teilnahme perfekt. Nach dem 2:1 im Hinspiel sorgten am Samstag Victor Moses vom FC Liverpool (21. Minute/Handelfmeter) und Victor Obinna (82.) von Lokomotive Moskau für den Freudentaumel.
„Die Spieler waren ein bisschen ängstlich, weil sie alles richtig machen wollten“, beschrieb Stephen Keshi die Anlaufschwierigkeiten seiner „Super Eagles“. Nach der Führung habe seine Elf dann einen Gang rausnehmen können. Richtig auf Touren kam hingegen nach Abpfiff Äthiopiens Coach Sewnet Bishaw. „Nigeria hätte sich nicht qualifizieren dürfen“, schäumte er und warf dem Schiedsrichter vor, seinem Team zwei Elfmeter nicht gewährt zu haben.
Für nachträglichen Ärger könnten auch die nigerianischen Fans sorgen. Nach Schlusspfiff stürmten sie den vom Regen durchtränkten Rasen im Stadion der Hafenstadt Calabar, um die fünfte WM-Teilnahme ihres Landes (1994, 1998, 2002, 2010 und 2014) zu bejubeln. Die Sicherheitskräfte waren offensichtlich überfordert. Der Weltverband Fifa dürfte sich nun mit den Vorgängen befassen.
Aufruhr herrschte auch in der Partie der Ivorer gegen den Senegal. Vor allem die Schlussphase hatte es in sich. Lilles Salomon Kalou sicherte den „Elefanten“ mit seinem Treffer in der dritten Minute der Nachspielzeit das Remis, nachdem Fenerbahçe-Stürmer Moussa Sow (77.) Senegal per Elfmeter in Führung gebracht hatte. Auf dem Weg zur dritten WM-Teilnahme hatten der in die Jahre gekommene Drogba und seine Teamkollegen das Hinspiel mit 3:1 für sich entschieden. Damit platzte für den ehemaligen Freiburger Papiss Demba Cissé und das Hannoveraner Duo Salif Sané und Mame Diouf der Traum von der Endrunde in Brasilien.