Der DFB war 1988 letztmalig Gastgeber einer Europameisterschaft. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach rechnet sich deshalb gute Chancen aus, die EM 2024 austragen zu dürfen.
Nürnberg. Die Vorfreude auf ein neues Sommermärchen war förmlich greifbar: Als Präsident Wolfgang Niersbach die Bewerbung des Verbandes um die Ausrichtung der Euro 2024 verkündete, löste er gleich zum Auftakt des ersten DFB-Bundestages unter seiner Führung Jubelstürme unter den Delegierten in Nürnberg aus.
„18 Jahre nach der einzigartigen WM 2006 ist dann die Zeit reif für ein neues Sommermärchen in Deutschland“, sagte Niersbach in Anwesenheit von Uefa-Präsident Michel Platini. Der dem DFB-Boss freundschaftlich verbundene Franzose lächelte bei den Worten Niersbachs, der optimistisch ist, dass der DFB den Zuschlag erhalten wird: „Der DFB war 1988 letztmalig Gastgeber einer Euro. Wir rechnen uns gute Chancen aus, weil der DFB als Ausrichter großer Turniere in der Vergangenheit stets eine exzellente Visitenkarte bei Fifa und Uefa abgegeben hat.
Auf Münchens Bewerbung als Ausrichter eines Spielpakets der einmalig in 13 europäischen Städten ausgetragenen Euro 2020 hat die Bewerbung für 2024 keinen Einfluss. Die Entscheidung des Uefa-Exekutivkomitees über das Gastgeberland für die Euro 2024 erfolgt voraussichtlich nicht vor dem Jahr 2017.
Zuvor gelte es aber, die aktuellen Projekte voranzutreiben. Zwar sieht der 62-jährige Niersbach, der am Freitag mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für drei weitere Jahre in seinem Amt bestätig wird, den DFB im Jahr 2013 gut aufgestellt, dennoch gäbe es einige Baustellen. Der DFB-Boss nannte vor Bundestrainer Joachim Löw, Teammanager Oliver Bierhoff, dem neuen IOC-Präsidenten Thomas Bach und vielen weiteren hochrangingen Vertretern aus Sport und Politik exemplarisch die ausufernde Gewalt im Fußball, das Doping-Problem sowie das nach wie vor aktuelle Thema Wettmanipulationen.
Niersbach erhofft sich nicht nur bei diesen, sondern auch bei allen anderen gesellschaftspolitisch relevanten Themen die Unterstützung der Politik. Deshalb richtete er seine Worte an Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, der wegen der Koalitions-Verhandlungen seine Teilname am DFB-Bundestag kurzfristig abgesagt hatte. “Dafür muss man Verständnis haben – oder auch nicht„, kommentierte der DFB-Boss launig das Fernbleiben des für den Sport zuständigen Ministers.
Umso herzlicher begrüßte Niersbach seinen Freund Platini. Der 58-jährige Franzose würdigte in seiner Rede die Verdienste des DFB: “Der Erfolg der deutschen Bundesliga ist nicht vom Himmel gefallen, sondern es mussten viele Opfer gebracht werden. Der deutsche Fußball hat es geschafft, den Breiten-Fußball, die nationale Meisterschaft und sein internationale Auftreten unter einen Hut zu bringen.„
Anschließend sorgte Thomas Bach für einen Lacher, als er von seinen Visionen berichtete: “Mein Traum ist es, dass 2016 zwei Medaillen im olympischen Fußballturnier vom Land des Fußball-Weltmeisters von 2014 geholt werden„, sagte der neue starke Mann im Weltsport.
Eröffnet wurde der Bundestag mit der neuen Hymne des DFB, die von den Nürnberger Staats-Philharmonikern, die anschließend noch mit Popstar “Graf„ von Unheilig auf der Bühne auftraten, intoniert wurde.
Zudem gab es diverse Ehrungen. Dabei wurde Kaiser Franz Beckenbauer, 68, und der frühere Generalsekretär Horst R. Schmidt, 71, eine besondere Ehre zuteil. Den beiden Machern der WM 2006 in Deutschland wurde die Ehrenmitgliedschaft im DFB verliehen.
Zudem wurden die Triple-Gewinner von Bayern München bei den Herren und des VfL Wolfsburg bei den Frauen für ihre außergewöhnlichen Erfolge ausgezeichnet. Die dreimalige Welt-Fußballerin Birgit Prinz, 35, wurde zur Ehrenspielführerin des DFB ernannt. Die 35-Jährige, die die deutsche Nationalmannschaft zu zwei Weltmeistertiteln führte (2003 und 2007) und über Jahre hinweg zu den besten Spielerinnen der Welt gehörte, ist nach Bettina Wiegmann, 42, die zweite Frau, der diese Ehre zuteil wird.
Nach dem Festakt am Donnerstag wird der Bundestag am Freitag fortgesetzt. In Abwesenheit von Niersbachs Vorgänger Theo Zwanziger (68), der seine Teilnahme an der Veranstaltung möglicherweise wegen seiner Dissonanzen mit dem neuen DFB-Boss abgesagt hatte, stand unter anderem am zweiten Tag das Stühelrücken im Verbands-Präsidium auf der Tagesordnung.
Beim zweiten Teil des Bundestages, der unter dem Motto “Fußball ist Zukunft – Vereint. Innovativ. Leistungsstark„ steht, wird aus Altersgründen ein Quartett mit Schatzmeister Schmidt, 71, und den Vizepräsidenten Rolf Hocke (71), Hermann Korfmacher, 70, und Karl Rothmund, 70, verabschiedet. Zum neuen Schatzmeister soll Reinhard Grindel, 52, Vizepräsident des Niedersächsischen Fußballverbandes, gewählt werden.
Eugen Gehlenborg (64) aus Niedersachsen, Ronny Zimmermann (Badischer FV/52) und Peter Frymuth, 56, Vizepräsident des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes, stellen sich als DFB-Vizepräsidenten zur Wahl. Aus dem aktuellen DFB-Präsidium will Dr. Rainer Koch, 54, Präsident des bayerischen Verbandes, für das Amt des 1. Vizepräsidenten kandidieren.