Nach der blamablen Niederlage in Braunschweig kann Leverkusen bei den Ukrainern das Tor zum Achtelfinale weit aufstoßen. Aber nur mit einer deutlichen Steigerung.

Donezk. Weiche Knie statt breiter Brust: Als Stefan Kießling und Co. am Montagmorgen die Chartermaschine von Air Berlin bestiegen, war in den Gesichtern der Profis immer noch die Enttäuschung vom vergangenen Sonnabend abzulesen. Die Angst vor einer weiteren Pleite am Dienstagabend (20.45 Uhr MEZ/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) in der Champions League bei Schachtjor Donezk begleitete Bundesligist Bayer Leverkusen auf den rund dreieinhalbstündigen Flug mit AB 1004 in die ostukrainische Industrie-Metropole, wo es für den Werksclub drei Tage nach der 0:1-Blamage beim Bundesligaletzten Eintracht Braunschweig nicht nur um sportliche Meriten, sondern auch um Moneten geht.

„Wir müssen jetzt ganz schnell umschalten und in Donezk wieder unser wahres Gesicht zeigen“, sagte Sportchef Rudi Völler (53) und fordert im 2240 km von Leverkusen entfernten Dombass-Stadion eine Trotzreaktion seiner Mannschaft. Im Rückspiel gegen den ukrainischen Meister kann die Mannschaft von Teamchef Sami Hyypiä (40) die Tür zum Achtelfinale ganz weit aufstoßen und damit die Voraussetzungen für einen weiteren Geldsegen schaffen.

„Wir haben eine gute Ausgangsposition. Wenn wir gewinnen, haben wir eine sehr gute Ausgangsposition“, sagte Kapitän Simon Rolfes. Der Einzug in die K.o.-Runde würde zusätzlich 3,5 Millionen Euro in die Kasse spülen, nachdem bislang schon in der Königsklasse 10,6 Millionen Euro kassiert wurden.

Nach der leblosen Vorstellung in Niedersachsen, die Hyypiä mit seiner überzogenen Rotation entscheidend mitzuverantworten hatte, versuchten der Coach und sein Kapitän das Team schnell wieder aufzurichten – und er rotiert wieder zurück. In Donezk wird Bayer wohl in Bestbesetzung antreten.

„Wir wissen, dass wir es besser können. Es ist gut, dass wir das schon am Dienstag wieder beweisen können“, sagte Hyypiä, der auf Stefan Reinartz (Fersenprobleme) und Ersatztorhüter Andres Palop (Wadenprobleme) verzichten muss. Und Rolfes ergänzte: „Wir sind in einer sehr guten Form und dürfen uns nicht wegen einem Ausrutscher alles kaputt reden lassen.“ Der 31-jährige mahnte aber auch: „Wir müssen in Donezk hellwach sein, denn vor 50.000 fanatischen Zuschauern wollen sie sich für das 0:4 im Hinspiel revanchieren.“

Torwart Bernd Leno (21) erwartet in Donezk ebenfalls einen ganz anderen Gegner als im Hinspiel. „Schachtjor wird ganz anders auftreten. Deshalb muss bei uns jeder 110 Prozent geben, damit wir dort bestehen.“ Sebastian Boenisch (26) pflichtet seinem Keeper bei: „Das wird ein ganz heißer Tanz.“

Den verspricht auch Donezk-Trainer Mircea Lucescu dem Werksklub. Der Rumäne will mit seinem Team den zweiten Platz zurückerobern. Die Statistik spricht allerdings gegen Donezk, denn Schachtjor gewann vor eigenem Publikum seit über 30 Jahren nicht mehr gegen einen Bundesligisten. Letztmals siegte der Klub als Titelverteidiger in der Saison 1980/81 in der ersten Runde des UEFA-Pokals gegen Eintracht Frankfurt (1:0). Leverkusen verlor allerdings bei seinem letzten Auftritt in der Ukraine im vergangenen November in der Gruppenphase der Europa League mit 0:2 bei Metalist Charkow.

So könnten sie spielen:

Donezk: Pjatow – Srna, Rakizki, Kutscher, Schewtschuk – Fernando, Hübschman – Douglas Costa, Bernard, Ilsinho – Luiz Adriano.

Leverkusen: Leno – Donati, Wollscheid (Spahic), Toprak, Boenisch – Bender, Rolfes, Castro – Sam, Kießling, Son.