Der 5:0-Erfolg des FC Bayern in der Champions League lieferte viel Gesprächsstoff: Robben weigerte sich den Elfmeter zu schießen, Götze glänzte erneut als Joker und Matchwinner Ribery wurde von allen Seiten geadelt.

München. Der Elfmeter-Streik von Arjen Robben? Nur kurz ein Thema. Das erste Pflichtspieltor von Mario Götze? Fast Nebensache. Die Gala-Form der Guardiola-Bayern? Inzwischen Normalität. Dafür überstrahlte wieder einmal Superstar Franck Ribery den glanzvollen 5:0 (2:0)-Erfolg des Titelverteidigers Bayern München gegen Viktoria Pilsen in der Champions League.

In dieser Form ist der 30 Jahre alte Franzose, im August bereits zum Fußballer Europas gekürt, bei der Wahl zum Weltfußballer selbst für einen Lionel Messi ein ernstzunehmender Konkurrent. Bei den Bayern genießt er längst Heldenstatus. Sein bärenstarker Auftritt gegen die überforderten Tschechen zauberte auch Präsident Uli Hoeneß ein Lächeln ins Gesicht.

„Franck hat eine Spielfreude gezeigt, die unglaublich ist. Was er mit dem Ball macht, das ist wie Rastelli“, schwärmte Hoeneß bei Sky. Für Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ist Ribery schon jetzt „der vielleicht beste Spieler der Welt“. Wenn er so weitermache, sei er „auf dem besten Weg“, Messi im Januar vom Thron zu stoßen: „Wir werden versuchen, ihn dabei zu unterstützen.“

Ribery wollte gar nicht so weit denken. So ein Spiel mache „einfach Spaß“, sagte er lapidar. Er musste auch gar nicht viel sagen: Was der Mittelfeldspieler in der Arena zeigte, war Werbung genug. War sein Führungstor in der 25. Minute durch einen verwandelten Elfmeter noch die Pflicht, war sein Solo mit abschließendem Lupfer zum 3:0 (61.) höchste Fußball-Kunst.

68.000 Zuschauer feierten Ribery bei dessen Auswechslung in der 67. Minute entsprechend mit Standing Ovations. Überhaupt war die Stimmung beim Bundesliga-Tabellenführer, der am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) gegen Hertha BSC seine Vormachtstellung untermauern will, ausgezeichnet. „Unsere Mannschaft spielt in den letzten Wochen wie aus einem Guss - die Fortsetzung haben wir heute gesehen“, lobte Hoeneß.

Da war selbst ein Zwischenfall vor Riberys 1:0 schnell ad acta gelegt. Robben war vom früheren Berliner Roman Hubnik gefoult worden und sollte den fälligen Strafstoß nach Anweisung von Trainer Pep Guardiola im Gegensatz zum 4:1 gegen Mainz diesmal auch selbst schießen. Doch der Niederländer weigerte sich trotzig wie ein kleines Kind. Robben sei wegen Sonnabend „noch sauer“ gewesen, sagte Ribery, „aber das ist doch kein Thema“.

Auch für Robben war die Geschichte nach dem achten Sieg in Serie in der Königsklasse (Vereinsrekord) schnell „vorbei“ - genauso wie für Guardiola: „Ich bin nicht sauer. Ich mag Spieler mit Mut und Courage, die sich den Ball beim Elfmeter holen. Wir haben viele, die es können. Ich wollte zwar, dass Arjen schießt, aber das ist egal.“

Wichtiger waren da die weiteren Tore durch David Alaba (37.) und Bastian Schweinsteiger (64.) - und der erneut bemerkenswerte Auftritt des lange Zeit verletzten Mario Götze. Nach der Gala gegen Mainz zeigte der 37-Millionen-Einkauf auch gegen Pilsen nach seiner Einwechslung in der 63. Minute sein großes Talent. Nur wenige Sekunden auf dem Platz, legte er für Schweinsteiger vor. In der Nachspielzeit erzielte der 21-Jährige sogar noch seinen ersten Pflichtspieltreffer für die Münchner.

„Ich war sehr, sehr lange verletzt und freue mich jetzt auf die kommenden Aufgaben“, sagte Götze, von dem Rummenigge auch in Zukunft einiges erwartet: „Wir werden wahnsinnig viel Spaß mit ihm haben, weil er auch über ausgezeichnete Qualitäten verfügt. Er passt gut zu Bayern München.“

So wie Guardiola, in dessen Amtszeit der Rekordmeister nur eines von 16 Pflichtspielen verlor. Für den 42 Jahre alten Perfektionisten ist dies aber nur eine Momentaufnahme. Auch die ganze Euphorie geht dem Spanier zu weit. „Wir sind erst am 23. Oktober“, betonte er. Der FC Bayern müsse sich weiter verbessern, sonst werde man „nichts gewinnen“.

Deshalb denkt Guardiola lieber Schritt für Schritt, zunächst an Hertha am Sonnabend, dann an Hoffenheim und schließlich an das nächste Gruppenspiel in der Champions League in Pilsen am 5. November. Mit einem Sieg könnten die Bayern schon alles für das Achtelfinale klar machen. Doch sie wollen mehr - nicht nur Ribery.