Der FC St. Pauli ist mit einem 1:0-Sieg über den TSV 1860 München in die neue Zweitligasaison gestartet. Nach dem Spiel kam es zum Eklat zwischen Trainer Frontzeck und Präsident Orth,

Hamburg. Es war zwar nicht der von Präsident Stefan Orth vorhergesagte „klare Sieg“, doch am Ende herrschte nur Jubel bei Spielern, Anhängern und Verantwortlichen des FC St. Pauli. Dank des hart erkämpften 1:0-Erfolges über den hoch ambitionierten TSV 1860 München ist der Saisonstart für das Millerntor-Team gelungen. Gefeierter Held des Abends war Angreifer Lennart Thy, der zehn Minuten vor Schluss das entscheidende Tor erzielte.

Nur Trainer Michael Frontzeck schien verärgert: „Ich weiß nicht wie unser Präsident auf die Idee kommt, dass wir 1860 deutlich schlagen. Das war Aufbauhilfe für den Gegner. St. Pauli steht für Respekt, den man vor jedem Gegner haben muss. Das habe ich schon mit sechs Jahren gelernt. Und zwar egal, ob man gegen einen Kreisligisten oder gegen Bayern München spielt. Das macht mich wirklich ärgerlich. Ich habe es am Morgen gelesen. Mit dem Präsidenten habe ich darüber nicht gesprochen, das brauche ich auch nicht.“

+++ DER SPIELVERLAUF ZUM NACHLESEN +++

Ein lauer Sommerabend, auf dem Heiligengeistfeld wurde der Dom eröffnet, und im angrenzenden, fast voll besetzten Millerntor-Stadion schoss sich der FC St. Pauli in die neue Zweitligasaison. Mehr geht eigentlich nicht. Frontzeck hatte sich nicht unerwartet für Sören Gonther als Innenverteidiger neben Markus Thorandt entschieden, nachdem Jan-Philipp Kalla vor einer Woche mehrere Tage mit starken Kopfschmerzen und Übelkeit mit dem Training aussetzen musste.

Im zentralen Mittelfeld setzte der Trainer auf die etwas defensivere Variante mit Florian Kringe neben Kapitän Fabian Boll. Der offensiver ausgerichtete Christopher Buchtmann kam erst eine Viertelstunde vor Schluss zum Einsatz. Dennoch übernahm St. Pauli von Beginn an die Initiative und setzte die Münchner früh unter Druck. Dabei bot sich in der fünften Spielminute nach einem gut getretenen Freistoß von Neuzugang Marc Rzatkowski die erste Torchance. Doch der Kopfball des in den gegnerischen Strafraum vorgerückten Gonther strich knapp über das Tor. Sechs Minuten später sahen die Zuschauer ein Zusammenspiel zweier anderer Neuzugänge: Von links flankte Linksverteidiger Marcel Halstenberg auf Christopher Nöthe, dessen Kopfball rechts am Tor vorbeirauschte.

Viele Gelbe Karten


Danach nahm die Hektik auf dem Spielfeld zu. Auslöser war ein Foul von Münchens Mittelstürmer Rob Friend, der von hinten Bernd Nehrig mit Anlauf ansprang und am Kopf verletzte. Zu Recht sah der Kanadier die Gelbe Karte. St. Paulis Torwart Philipp Tschauner erregte sich über die überharte Aktion derart, dass er in die Mitte des Spielfeldes stürmte, um Friend seine Meinung zu sagen. Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer zeigte auch ihm Gelb. Danach wurden wegen weiterer Fouls noch Gonther und Nöthe verwarnt. Auf Seiten der 60er traf es den Ex-St.-Paulianer Moritz Volz.

Als die Nachspielzeit der ersten Halbzeit abgelaufen war, stockte den Anhängern des FC St. Pauli noch einmal der Atem. Nach einem Eckball kam Christopher Schindler im Hamburger Strafraum frei zum Schuss. Auf der Torlinie konnte Rzatkowski den Ball gerade noch abblocken. Diese Szene diente den „Löwen“ offenbar als Mutmacher. Jedenfalls übernahmen sie in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit die Kontrolle über das Spiel. Mit einer Rettungsaktion konnte Thorandt den erneut drohenden Rückstand verhindern, als er einen fulminanten Schuss von Yannick Stark abblockte.

Thy fasst sich ein Herz


Für die Schlussphase setzte Frontzeck dann doch noch zwei Akzente in der Offensive, als er den Niederländer John Verhoek für den enttäuschenden Nöthe und Buchtmann für den müder werdenden Rzatkowski einwechselte.

Das ersehnte Tor aber erzielte in der 80. Minute einer, der von Beginn an auf dem Platz stand. Der dynamische Lennart Thy strebte von der linken Außenbahn nach innen, fasste seinen Mut zusammen und schoss aus rund 18 Metern hart aufs untere kurze Eck. Der Ball setzte noch einmal auf und flutschte dem Münchner Torwart Gabor Kiraly unter dem Körper hindurch zum 1:0 ins Netz. Zu diesem Zeitpunkt hatte kaum einer der 27.818 Zuschauer noch mit einem Treffer gerechnet. Umso größer war der Jubel der St.-Pauli-Anhänger über das Siegtor. Der Rest war Party – nach einem spannenden und erfolgreichen Fußballabend. Und ein Feuerwerk gab es dann auch noch – auf dem Dom.