Tommy Haas gewinnt sein Auftaktspiel in Wimbledon ohne Aufschlagverlust. Philipp Kohlschreiber muss sein Match dagegen im fünften Satz aufgeben.
London. Steffi Graf traut ihm an „einem richtigen Tag“ den Wimbledonsieg zu, Tommy Haas selbst wollte „nur die erste Runde überstehen“. Das gelang Deutschlands derzeit bestem Tennisprofi auf dem Heiligen Rasen des All England Clubs ohne große Anstrengung. Ganz so, wie man es von einem Top-Spieler erwartet. Haas, in Wimbledon an Position 13 gesetzt, gewann gegen den Russen Dimitri Tursunow ohne Aufschlagverlust 6:3, 7:5, 7:5.
Auf dem besten Weg zu einem glatten Erfolg schien auch Deutschlands Nummer zwei Philipp Kohlschreiber (Augsburg/Nr. 16) zu sein. Gegen den Kroaten Ivan Dodig hatte der Viertelfinalist des Vorjahres die ersten beiden Sätze gewonnen, ehe er den Ausgleich kassierte und zu Beginn des fünften Durchgangs aufgab. Die Ursache dafür war zunächst nicht bekannt.
Damit ist Haas einmal mehr der einzige gesetzte deutsche Spieler bei einem Grand Slam. Im vergangenen Jahr hatte er gegen Kohlschreiber in Runde eins noch verloren, nun scheint der Weg für weitere Erfolge frei zu sein. In Runde zwei wartet zunächst in Wayne Odesnik (USA) oder Jimmy Wang (Taiwan) erneut eine machbare Aufgabe.
Vorjahres-Viertelfinalist Florian Mayer hat eine Überraschung gegen Novak Djokovic dagegen verpasst. Der 29 Jahre alte Bayreuther musste sich am Dienstag zum Wimbledon-Auftakt dem Weltranglisten-Ersten aus Serbien erwartungsgemäß 3:6, 5:7, 4:6 geschlagen geben. Mayer stand 2004 und 2012 bei den All England Championships in der Runde der besten Acht.
Geht es nach der 22-maligen Major-Siegerin Steffi Graf, muss auch in einem möglichen Achtelfinale gegen Djokovic (Serbien/Nr. 1) für Haas nicht Schluss sein. „Tommy hat auf jeden Fall Riesenpotenzial in Wimbledon, wenn man gesehen hat, dass er nicht nur in Paris sehr gut gespielt hat. Er hat Möglichkeiten gehabt gegen Djokovic und er hat in Halle ganz knapp gegen Federer verloren“, sagte Graf dem TV-Sender Sport1.
In Runde zwei wird der 35-jährige Haas flankiert von drei deutschen Qualifikanten. Nach Julian Reister (Hamburg) und Dustin Brown (Winsen/Aller) gewann auch Jan-Lennard Struff (Warstein) sein Auftaktmatch und damit das erste Spiel seiner Grand-Slam-Karriere. Der 23-Jährige setzte sich souverän mit 6:4, 6:1, 6:3 gegen Blaz Kavcic (Slowenien) durch und bekommt es nun mit Jeremy Chardy (Frankreich/Nr. 28) oder Ryan Harrison (USA) zu tun.
Am späten Dienstagabend siegte auch Daniel Brands. Der Weltranglisten-57. aus Deggendorf bezwang den Spanier Daniel Gimeno-Traver nach mehr als drei Stunden Spielzeit 7:6 (7:5), 6:7 (4:7), 6:7 (5:7), 6:1, 6:4 und trifft nun auf Tomas Berdych (Tschechien/Nr. 7).
Bei den Damen wehrte Mona Barthel gegen Monica Niculescu (Rumänien) drei Matchbälle ab und beendete ihre Negativserie bei Grand Slams. Nach fünf Erstrundenniederlagen in Folge gewann die 21-Jährige aus Neumünster 6:3, 4:6, 7:5 und spielt nun gegen Madison Keys (USA). Barthel folgte damit Andrea Petkovic (Darmstadt), die bereits am Montag ihren ersten Majorsieg seit fast zwei Jahren feierte und glücklich gestand: „So sehr habe ich mich noch nie über einen Sieg in der ersten Runde gefreut.“
Auch Deutschlands beste Tennisspielerin Angelique Kerber ist ihren Fed-Cup-Kolleginnen Andrea Petkovic und Mona Barthel in die zweite Runde von Wimbledon gefolgt. Die Halbfinalistin des vergangenen Jahres, im All England Club an Position sieben gesetzt, gewann gegen Bethanie Mattek-Sands (USA) 6:3, 6:4. In der Runde der besten 64 trifft Kerber am Donnerstag auf Kaia Kanepi (Estland).
Am späten Abend ist dann auch Annika Beck als vierte deutsche Tennisspielerin in die zweite Runde eingezogen. Die 19-Jährige aus Bonn setzte sich beim dritten Grand-Slam-Turnier des Jahres am Dienstag gegen die Russin Nina Brattschikowa 6:3, 6:2 durch. Bei ihrem zweiten Start bei dem Rasenklassiker in London trifft Beck nun auf Klara Zakopalova aus Tschechien oder die Slowakin Daniela Hantuchova.
Als letzte Deutsche hat Sabine Lisicki in Wimbledon am Dienstag die zweite Runde erreicht. Die Weltranglisten-24. aus Berlin feierte einen ungefährdeten 6:1, 6:2-Erfolg gegen die Italienerin Francesca Schiavone und komplettierte den starken Auftritt der deutschen Tennis-Damen bei dem Grand-Slam-Turnier.
Ausgeschieden ist dagegen Nachwuchs-Ass Carina Witthöft (Hamburg), die im Generationenduell gegen die 42-jährige Japanerin Kimiko Date-Krumm beim 0:6, 2:6 chancenlos war. Nicht viel mehr Möglichkeiten hatte Philipp Petzschner (Bayreuth), der dem polnischen Qualifikanten Michal Michal Przysiesny 3:6, 6:7 (6:8), 0:6 unterlag.
Ebenfalls raus ist Fed-Cup-Spielerin Julia Görges. Die Weltranglisten-36. aus Bad Oldesloe unterlag der an Position 117 notierten Kolumbianerin Mariana Duque-Marino mit 4:6, 7:6 (7:3), 5:7 und verlor damit wie schon bei den French Open und den US Open 2012 ihr Auftaktmach. Bei den Australian Open hatte die 24-Jährige im Frühjahr immerhin noch das Achtelfinale erreicht. Görges leistete sich gegen die Außenseiterin aus Mittelamerika 46 Unforced Errors.