Achter Sieg beim Sandplatz-Klassiker. Ungefährdeter Dreisatz-Erfolg für den 27-jährigen Mallorciner im spanischen Duell. Unglaubliches Comeback nach monatelanger Verletzungspause gekrönt.
Paris. Rekordmann Rafael Nadal ist vor den Augen von Ehrengast Usain Bolt bei den French Open in neue Tennis-Dimensionen gestürmt. Der spanische Titelverteidiger siegte 6:3, 6:2, 6:3 gegen seinen Landsmann David Ferrer und gewann am Sonntag als erster Spieler zum achten Mal das selbe Grand-Slam-Turnier – und dies nur vier Monate, nachdem er nach monatelangen Kniebeschwerden sein Comeback gegeben hatte.
„Das ist einer der speziellsten Siege. Ohne meine Familie und mein Team wäre ich nicht hier, wir hatten im vorigen Jahr lange Momente“, sagte Nadal, bevor Bolt ihm den Musketier-Cup überreichte. Normalerweise kümmern ihn Rekorde nicht so sehr, diesmal meinte er mit feuchten Augen: „Ich spiele, seit ich ein Kind bin. Ich habe nicht gedacht, dass ich in der Lage wäre, so etwas zu schaffen.“
Insgesamt holte der 27-Jährige nach 2:16 Stunden Spielzeit zum zwölften Mal einen Titel bei einem Grand-Slam-Turnier. Dafür erhielt Nadal 1,5 Millionen Euro Preisgeld. Ferrer bekam nach der Niederlage in seinem ersten großen Endspiel die Hälfte. „Glückwunsch an Rafa, er hat all dies verdient“, sagte der Weltranglisten-Fünfte.
Nadal war als klarer Favorit in das Finale gegangen. Die Fakten sprachen angesichts einer 19:4-Bilanz gegen Ferrer klar für ihn. Die vergangenen acht Partien – alles Spiele auf Sand – hatte er für sich entschieden und Ferrer vor einem Jahr im Halbfinale von Paris regelrecht abgefertigt. In den Viertelfinals von Madrid und Rom hatte Nadal jüngst jedoch einige Mühe gegen den nur 1,75 Meter großen, dafür aber überaus fitten und flinken Ferrer.
Der 31-Jährige aus Valencia war ohne Satzverlust in das Endspiel eingezogen und stand dabei sechs Stunden weniger auf dem Platz als Nadal. Der Weltranglisten-Vierte musste am Freitag viereinhalb Stunden gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic ackern. Davon war im vierten spanischen Finale von Roland Garros nichts zu spüren. Als der Tennis-Arbeiter aus Mallorca Betriebstemperatur erreicht hatte, diktierte er vor allem mit seiner Vorhand die Partie. Selbst geriet der Linkshänder nicht so oft in die Defensive.
Ferrer konnte nur phasenweise dagegenhalten
Nach stundenlangem Regen, der erst am Vormittag aufgehört hatte, begann es im zweiten Satz wieder ein wenig stärker zu tröpfeln. Zu diesem Zeitpunkt lag Nadal bereits deutlich vorn. Ferrer konnte nur phasenweise dagegenhalten, auch wenn er zumindest nach außen nicht die von ihm selbst befürchtete Nervosität zeigte. Bolt sah sich das Geschehen unter grauem Himmel mit einer Sonnenbrille an.
Nach Nadals zweitem Break zum 4:3 und einem Doppelfehler von Ferrer nutzte er seinen ersten Satzball zur Führung und zog danach sofort auf 3:0 davon. Sein Landsmann hatte die Chance, auf 3:2 zu verkürzen, riskierte im bis dahin besten Ballwechsel der nur phasenweise hochklassigen Partie aber nicht genug. Vor allem mit dem zweiten Aufschlag konnte er kaum punkten.
Fanatiker stürmt den Platz mit bengalischer Fackel
Beim Stand von 5:1 für Nadal gab es einen Zwischenfall: Ein Zuschauer drang mit einer bengalischen Fackel auf den Court Philippe Chatrier vor. Sicherheitskräfte führten ihn ab, Nadal bedankte sich dafür per Handschlag. Zuvor hatten zwei andere Zuschauer mit einem Plakat gegen die Home-Ehe in Frankreich protestiert.
Beide Tennisprofis verloren kurzzeitig ihren Rhythmus. Der Weltranglisten-Vierte gab gegen die Nummer fünf in Satz drei eine 2:0-Führung wieder ab, während viele der 15.000 Fans Schirme aufgespannt hatten. Ferrer kam noch einmal heran, nach dem Break zum 3:5 war sein Widerstand jedoch gebrochen.