Marco Huck hat sich, sein Umfeld und seine Fans überrascht: Im dritten WM-Kampf gegen Ola Afolabi überzeugte der Titelträger im Cruisergewicht als Box-Stratege mit variablem Potenzial.
Berlin. Marco Huck hat das Boxen entdeckt. Der Cruisergewichtler aus Berlin verteidigte seinen WM-Gürtel nach Version der WBO zum elften Mal und offenbarte dabei ungeahnte Fähigkeiten. Opfer der Wandlung des 28-Jährigen als „Haudrauf“ verschrienen Kämpfers war der fünf Jahre ältere Brite Ola Afolabi, der zum dritten Mal nach 2009 und 2012 in Titelkämpfen an „Käpt’n“ Huck scheiterte. Vor 5000 begeisterten Zuschauern in der Berliner Max-Schmeling-Halle stand Samstagnacht nach zwölf Runden ein verdienter Huck-Punktsieg (117:111, 115:113, 114:114) fest. Der Remis-Wertung des niederländischen Punktrichters muss eine geheime Arithmetik zugrunde gelegen haben.
„In den ersten acht Runden war das der beste Marco Huck, den ich je gesehen habe“, staunte auch Manager Wilfried Sauerland nach dem kurzweiligen Kampf, in dem Afolabi nie ein Rezept gegen den kühl operierenden Titelverteidiger fand. „Drei, vier Runden war er vorne, ich war nicht mit Ola zufrieden“, urteilte Afolabi-Trainer Fritz Sdunek. Selbst der Geschlagene, der im Vorfeld kein gutes Haar an dem gebürtigen Bosnier Huck gelassen hatte, gab hinterher zerknirscht zu: „Huck war sehr aggressiv und stark. Der Beste hat gewonnen.“
Danach nahm der gebürtige Nigerianer seine mächtige Hornbrille ab und tupfte sich das blutunterlaufene rechte Auge. Auch Huck, der klarer, häufiger und härter traf, trug an der rechten Hand eine leichte Blessur davon, „sonst hätte ich ihn vielleicht umhauen können“. Er glänzte sogar mit variablen Schlag-Kombinationen. Eine äußerst seriöse Vorbereitung war nach Eigen-Analyse der Grund für Hucks Wandlung. Der kaum ältere Promoter Kalle Sauerland attestierte einen gewissen „Reifeprozess“.
„Ich wollte zeigen, dass ich boxen kann“
Im September oder Oktober soll es laut Sauerland senior in Stuttgart zum Rematch zwischen Huck und dem 42-jährigen Firat Arslan kommen, der im vergangenen Jahr höchst umstritten gegen Huck verloren hatte. Der Kampf war – wie so manche von Hucks Auftritten – mit dem Prädikat „Rummelboxen“ versehen worden. Nach der souveränen Vorstellung am Samstag prophezeite Sauerland junior seinem Boxer „eine große Zukunft“. Vielleicht wagt der Cruisergewichtler ja mal wieder den Ausflug ins Schwergewicht, der ihm allerdings gegen Alexander Powetkin nicht so gut bekam.
Der überzeugende Erfolg tat nicht nur dem Hauptdarsteller („Ich wollte zeigen, dass ich boxen kann“) gut. Nach zwei Titelverlusten mit Arthur Abraham und Eduard Gutknecht waren auch der 71-jährige Trainer Ulli Wegner und seine Methoden in die Kritik geraten. Seit Samstag ist er wohl wieder mehr der Jupp Heynckes der deutschen Boxtrainer als ein Auslaufmodell mit überschaubarer Zukunft als Übungsleiter.
„Erstmal ein schönes Bier“
Nach der bestandenen Prüfung freute sich der Huck-Coach in der Nacht „erstmal auf ein schönes Bier“. Er sei „richtig erleichtert - in letzter Zeit hatte es nicht so gut ausgesehen“, sagte Wegner. Auch der Sauerland-Clan dürfte nach dem gelungenen Abend für die Verhandlungen um die Fortführung des profitablen TV-Vertrages mit der ARD Argumente gesammelt haben.
Im Rahmen der Veranstaltung holte sich Ex-Europameister Gutknecht (Gifhorn) den vakanten Titel der WBA-Intercontinental-Meisterschaft im Halbschwergewicht durch einen Punktsieg über den Uruguayer Richard Vidal. In derselben Gewichtsklasse verteidigte Robert Woge (Bernburg) seinen IBF-Intercontinental-Titel durch einen Punktsieg über den Polen Dariusz Sek.