José Mourinho musste sich ein Pfeifkonzert bei seinem letzten Spiel für Real Madrid im Estadio Santiago Bernabeu anhören. „The Special One“ wird wohl wieder beim FC Chelsea anheuern.
Köln/Madrid. Am Ende einer Saison ohne Titel wurde José Mourinho förmlich vom königlichen Hofe gejagt. Ein lautstarkes Pfeifkonzert begleitete den Star-Trainer, als dieser am Samstag zum letzten Mal seinen Platz an der Seitenlinie des spanischen Fußball-Rekordmeisters Real Madrid einnahm. Dabei blieb sich „The Special One“ einmal mehr treu: Mit einem verspäteten Auftritt im Estadio Santiago Bernabéu sorgte der von Dutzenden Fotografen umringte Mourinho für eine kurzfristige Unterbrechung der schon angepfiffenen Begegnung gegen CA Osasuna aus Pamplona.
Bereits vor dem 4:2 (2:0)-Erfolg des Vizemeisters hatte der eigenwillige Portugiese mit einer Personalentscheidung für Gesprächsstoff gesorgt, die seine dreijährige Amtszeit in Madrid wohl wie keine Zweite beeinflusst hat. Für den verletzten Stammtorhüter Diego Lopez berief Mourinho Ersatzkeeper Jesús Collado in die Startelf, Welt- und Europameister Iker Casillas stand dagegen nicht einmal im Kader. Gleiches galt für Mourinho-Kritiker Pepe sowie Superstar Cristiano Ronaldo.
Spanische Medien hatten über einen finalen Seitenhieb des Coaches spekuliert, was dieser in seinem letzten Interview in Diensten Reals vehement abstritt. „Die Schlagzeilen sind verlogen und bösartig“, sagte Mourinho dem TV-Sender Punto Pelota vor der Begegnung. Das Trio habe unter der Woche nicht trainiert gehabt und sich selbst als nicht fit bezeichnet. Nach dem Sieg am Samstag revanchierte sich Mourinho auf seine ganz eigene Weise bei den Journalisten – er blieb der Pressekonferenz fern.
Seit der Degradierung des viermaligen Welttorhüters Casillas zur Nummer zwei war das Verhältnis Mourinhos zur Mannschaft zunehmend angespannt, Klub-Ikone Casillas gilt nach dem Abgang der Altstars Raúl und Guti als Spieler mit der meisten Macht und den besten Kontakten zur Vereinsführung im Kader.
Mit seinen umstrittenen Entscheidungen hatte sich „Mou“ bei den Königlichen jedoch nicht nur Feinde gemacht. Besonders aus Reals Ultra-Szene erntete er bei seinem Abschied auch Applaus: „Mou Te Queremos“ – zu deutsch „Mou, wir wollen dich“ – war auf einem Spruchband zu lesen.
Trotz aller Querelen der vergangenen Wochen fand Mourinho vielleicht auch deshalb versöhnliche Worte zum Abschied. „Ich wünsche allen Beteiligten von Real Madrid alles Gute für die Zukunft. Ich bedanke mich für die Unterstützung vieler Fans und respektiere die Kritik anderer. Hala Madrid!“, wurde der 50-Jährige auf der Klub-Webseite zitiert.
Nach drei Jahren in der spanischen Hauptstadt zieht es Mourinho zur kommenden Spielzeit aller Voraussicht nach zurück zum FC Chelsea. Von 2004 bis 2007 hatte der Trainer an der Stamford Bridge mit den Blues unter anderem zwei Meisterschaften (2005, 2006) gewonnen. Bei Real gilt der Italiener Carlo Ancelotti (Paris St. Germain) als Wunschnachfolger.
Deutlich emotionaler fiel bei Meister FC Barcelona der Abschied von Abwehrspieler Eric Abidal aus. Der von einer Krebserkrankung genesene Franzose wurde in seinem letzten Spiel für Barca eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt und vom Publikum sowie seinen Mitspielern im Camp Nou ausgiebig gefeiert. Zur Krönung einer grandiosen Saison siegten die Katalanen gegen den FC Malaga 4:1 (3:0) und sicherten sich die Punkte Nummer 98 bis 100. Damit stellte Barca Reals Rekord aus der Vorsaison ein.
Aufsteiger Celta Vigo verhinderte derweil den sofortigen Wiederabstieg durch einen 1:0 (1:0)-Sieg gegen Espanyol Barcelona. Dadurch rutschte Deportivo La Coruna nach seinem 0:1 (0:1) bei Real Sociedad San Sebastian von Platz 17 noch auf Rang 19 ab und muss ebenso absteigen wie RCD Mallorca und Real Saragossa. San Sebastian sicherte sich den vierten Platz, der zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigt.