Mit einem launigen Spruch redet Karl-Heinz Rummenigge vor dem Pokalfinale des FC Bayern scheinbar den VfB Stuttgart klein. Die Schwaben nehmen das nicht so ernst - im Gegenteil.
München/Stuttgart. Karl-Heinz Rummenigge legt großen Wert darauf, nur ja nichts Unbedachtes zu sagen, doch dieser eine Satz, der wird ihn verfolgen, zumindest bis Sonnabend. Dann hat der FC Bayern wieder ein Endspiel, diesmal um den DFB-Pokal, es geht dabei nun auch um nichts Geringeres als das erste Triple im deutschen Fußball. Gegner ist der VfB Stuttgart, und Rummenigge hat gesagt, er glaube, „wir haben mit 1,8 Promille trotzdem noch eine Chance“.
Das klingt zunächst mal ziemlich herablassend. Fredi Bobic hat diesen Satz gehört. Rummenigge sagte ihn in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag bei der Siegesfeier der Münchner nach dem „German Endspiel“ der Champions League, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern wollte witzig sein und die Leute zum Feiern animieren. Bobic, Vorstand Sport des VfB Stuttgart, nahm den Satz deshalb auch ziemlich gelassen auf: „Wenn man weiß, wie überschwänglich man nach einem großen Titelgewinn ist, kann man das nachsehen. Das war ein emotionaler Ausrutscher, den nehme ich schmunzelnd auf.“
Tatsächlich wird der FC Bayern keinen Gegner unterschätzen, so lange Jupp Heynckes noch Trainer ist. Am Dienstag wird das Training wieder aufgenommen beim Champions-League-Sieger, und für Sonntag ist eine Feier geplant mit den Anhängern. Präsident Uli Hoeneß erklärte, die Münchner hätten eine „Wahnsinnssaison“ gespielt - „ganz egal wie das Spiel am Sonnabend ausgeht“. Aber als siebte Mannschaft in Europa das Triple zu holen und mit Mannschaften wie Manchester United und dem FC Barcelona gleichzuziehen, das hat auch etwas.
Der Dreifach-Triumph in nationaler Meisterschaft, nationalem Pokal und Europapokal der Landesmeister/Champions League ist neben ManUnited (1999) und Barca (2009) auch schon Celtic Glasgow (1967), Ajax Amsterdam (1972), dem PSV Eindhoven (1988) sowie 2010 mit dem Endspielsieg gegen den FC Bayern Inter Mailand gelungen. Allerdings wären die Münchner auch nicht die erste deutsche Mannschaft mit dem Triple: Die Frauen des VfL Wolfsburg haben das gerade vorgemacht, auch der 1. FFC Frankfurt (2002 und 2008).
„Wir wollen das Triple, wir müssen gesund bleiben“
Trainer und Mannschaft des FC Bayern aber wollen jetzt ohnehin alles. Arjen Robben, Siegtorschütze am Sonnabend, war im Nachgang des Endspiels darum bemüht, den Bayern tolle Feiertage aufzuschwatzen, doch Trainer Jupp Heynckes, Inbegriff der Seriosität, betonte: Erst nach dem Endspiel in Berlin dürften die Spieler die „Puppen tanzen lassen so lange sie wollen“. Und außerdem macht es sich schöner, mit drei Trophäen zu feiern und ohne den Schönheitsfleck einer Niederlage gegen den VfB Stuttgart, den Tabellenzwölften der abgelaufenen Bundesliga-Saison.
Vor allem Heynckes hat darauf gedrängt, dass nach der Rückkehr aus London nicht groß gefeiert wird. Vom Wetter her war der Sonntag dann auch der beste Tag, um das nicht zu tun: sechs Grad, Regen, zum Teil kräftiger Wind. Auf dem Rollfeld am Flughafen München wollten die Münchner deshalb auch nicht viel sagen, sie drängten in den Bus. „Wir wollen das Triple gewinnen, also müssen wir gesund bleiben“, begründete Thomas Müller die Hast. „Wir haben noch ein Spiel, und das wollen wir auch gewinnen“, betonte Bastian Schweinsteiger. Fredi Bobic übrigens hat auch einen Satz gesagt, der ihn noch verfolgen könnte.
„Wenn wir verlieren, ist es die Normalität“
Der Sieg des FC Bayern im „German Endspiel“, der „macht es noch einfacher für uns“, behauptet er. Seine Erklärung: Jetzt, da der FC Bayern auch die „beste Mannschaft in Europa“ sei, sei er erst recht „haushoher Favorit“ für das Spiel am Samstag. Und der VfB könne noch unbeschwerter aufspielen. „Wenn wir verlieren“, sagte Bobic, „ist es die Normalität. Wenn wir das Spiel ausgeglichen gestalten oder sogar gewinnen, können wir alle zu Helden werden.“ Allerdings: Jupp Heynckes wird dafür sorgen, dass der FC Bayern am Sonnabend stocknüchtern sein wird.