Die TSG 1899 Hoffenheim will die zusätzliche Chance auf den Klassenverbleib in der Relegation gegen den 1. FC Kaiserslautern mit allen Mitteln nutzen. Trainer Markus Gisdol ist vor dem Hinspiel optimistisch, aber auch angespannt.

Zuzenhausen. Vor den Alles-oder-Nichts-Spielen gegen den 1. FC Kaiserslautern gibt sich Markus Gisdol ungewohnt einsilbig. Die Erleichterung über den in letzter Minute abgewendeten Direktabstieg in die Zweitklassigkeit ist beim Trainer der TSG 1899 Hoffenheim längst neuer Anspannung gewichen. „Wir schauen nicht mehr nach rechts und links. Es geht nur noch geradeaus. Wir wollen dieses kleine Fußball-Wunder jetzt auch vollenden“, verkündete Gisdol am Dienstag die Marschroute für die Duelle um den Klassenverbleib.

Im mit 30 150 Zuschauern ausverkauften Hinspiel am Donnerstag (20.30 Uhr/ARD live) will der vor dem dramatischen 2:1-Sieg in Dortmund bereits abgeschriebene Bundesligist die Weichen für die sechste Saison im Fußball-Oberhaus stellen. „Wir müssen die Freude mitnehmen und es laufen lassen“, erklärte Gisdol.

Das Selbstvertrauen im Kraichgau ist groß, der Respekt vor den Roten Teufeln allerdings auch. „Wir werden nichts geschenkt bekommen“, prophezeite Gisdol, „aber wir haben auch nichts zu verlieren. Wir waren doch schon zweimal tot gesagt. In Bremen hätte nach 80 Minuten keiner mehr einen Pfifferling auf uns gegeben, genauso in Dortmund in der Halbzeit. Deshalb können wir nur noch gewinnen.“

Entsprechend groß ist die Euphorie im Umfeld des Vereins. Gisdol hofft: „Wir müssen das nutzen und alles mobilisieren. Wir brauchen jeden Zuschauer, jede Stimme und jede Emotion. Wir müssen aus unserem Stadion einen Hexenkessel machen. Die Jungs brauchen das!“

Größeren Druck als vor dem siegreichen Saison-Finale in Dortmund empfindet der Coach nicht. Im Gegenteil: Der märchenhafte Endspurt mit vier Punkten in Bremen und beim BVB wirkt positiv nach und gibt Auftrieb. „Das packst du in drei Tagen nicht weg, es ist ein unglaublich schönes Gefühl“, berichtete Gisdol.

Die Bilanz spricht für den Erstligisten, der in bisher sechs Pflichtspielen gegen die Pfälzer nie den Kürzeren zog. Hinzu kommt die wiederentdeckte Nervenstärke in Extremsituationen. Kein Wunder also, dass Gisdol fröhlich verkündete: „Wenn ich Kaiserslautern wäre, hätte ich mir nicht gewünscht, gegen Hoffenheim zu spielen.“

Für das erste Duell steht ihm das gleiche Personal wie zuletzt in Dortmund zur Verfügung. Mittelfeldspieler Tobias Weis fehlt weiterhin wegen einer Bauchmuskelzerrung, dafür steht erneut Robin Szarka im Kader. Der 21-Jährige, der in Dortmund sein Bundesligadebüt gab, erhielt am Dienstag einen Profi-Vertrag bis zum 30. Juni 2015.

„Die Verlängerung seines Vertrages stellt ein weiteres Signal für unsere zukünftige Ausrichtung dar“, erklärte Alexander Rosen, Leiter Profifußball bei der TSG. Die Leistungsträger David Abraham, Sejad Salihovic, Sebastian Rudy und Kevin Volland kämpfen mit kleineren Blessuren, sind aber spielbereit. „Das Erlebte macht auch Schmerzen vergessen. Da kann man auf die Zähne beißen“, meinte Gisdol.

FCK hätte 300.000 Tickets verkaufen können

Die Euphorie in der Pfalz kennt vor den Relegationsspielen indes keine Grenzen. Kaiserslautern hätte nach eigenen Angaben für das Rückspiel um einen Platz in der Bundesliga auf dem Betzenberg 300.000 Karten verkaufen können. Die Stadt Kaiserslautern hat nur knapp 100.000 Einwohner.

FCK-Vorstandschef Stefan Kuntz ist optimistisch, dass sich die Anhänger der Roten Teufel trotz der großen Rivalität zum Bundesligisten aus Hoffenheim ordentlich benehmen werden. „Ich glaube, alle Fans sind sich der Verantwortung bewusst. Wir können uns deutschlandweit präsentieren und wollen uns positiv nach außen darstellen“, sagte Kuntz, der den eigenen Klub in den beiden Spielen eher als Außenseiter sieht.

Trainer Franco Foda sieht die Chancen seiner Mannschaft bei „50:50“: „Man hat gesehen, dass wir auf den Punkt topfit waren, wenn es darauf ankam.“