Während Schalke und Frankfurt enorm unter Druck stehen, wollen der HSV und Freiburg ihre Außenseiterchancen an diesem Sonnabend nutzen.
Frankfurt/Main. Die einen machen die Schotten dicht, die anderen demonstrieren Selbstvertrauen – und der Rest setzt auf das Prinzip Hoffnung. Vor dem Finale um das „große und kleine Europa“ am Sonnabend könnte die Gemütslage in den Reihen der Kandidaten konträrer nicht sein. Bei Schalke 04 und Eintracht Frankfurt geht vor den letzten 90 von insgesamt 3060 Bundesliga-Minuten dieser Saison die Angst um, ausgerechnet im Schlussspurt doch noch zu Verlierern zu werden. Der HSV und der SC Freiburg kokettieren indes mit der Möglichkeit, nicht mehr für möglich Gehaltenes zu erreichen.
Druck ist in diesen Tagen vor allem auf Schalke das Schlüsselwort. Das weiß vor dem „Endspiel“ der Königsblauen um die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation beim Konkurrenten SC Freiburg (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) auch Bundestrainer Joachim Löw. „Freiburg hat nichts zu verlieren, Schalke dagegen muss es schaffen. Die Schalker haben den Anspruch, in der Champions League zu spielen“, sagte der 53-Jährige, der das brisante Spiel vor Ort im ausverkauften Freiburger Stadion (24.000 Plätze) verfolgen wird.
Aufgrund der wirtschaftlich angespannten Situation der Schalker ist die Teilnahme an der Champions League fast schon Pflicht. Trainer Jens Keller setzte angesichts der Bedeutung des Finals im Breisgau auf ungewöhnliche Maßnahmen.
Am Donnerstag und Freitag trainierte sein ansonsten so volksnahes Team abgeschottet von den Fans. Die volle Konzentration gilt Freiburg, nachdem am vergangenen Sonnabend durch die Niederlage gegen den VfB Stuttgart (1:2) der erste Matchball für den Einzug in die Champions-League-Quali überraschend vergeben wurde. „Sicherlich ist eine Anspannung zu spüren, aber die Mannschaft ist nicht nervös, sondern konzentriert und zuversichtlich. Im Fußball ist immer ein enormer Druck zu spüren, wir sind aber alle optimistisch“, sagte Keller.
Der Tabellenvierte Schalke (52 Punkte) braucht bei Verfolger Freiburg (51) ein Unentschieden, um in die Play-offs zur europäischen Königsklasse einzuziehen. In diesem Fall darf der Tabellensechste Eintracht Frankfurt (50) jedoch nicht mit mehr als vier Toren Unterschied gegen den VfL Wolfsburg gewinnen.
Im Gegensatz zu Schalke können die Freiburger, nur gewinnen. Und wie. Mit dem 15. Sieg der Runde könnten die Himmelsstürmer von der Dreisam das Wunder perfekt machen und laut wie nie an das Tor zur Champions League klopfen.
Kultcoach Christian Streich nimmt den Druck von seinen Profis. „Ein schlechtes Ende gibt es in diesem Jahr nicht mehr“, sagte der 47-Jährige, der bei seinen Spielern „keine besondere Spannung“ erkennt. Ein Streich-Fan der besonderen Art sitzt auf der Tribüne: Löw. „Ich habe viele begeisternde Spiele der Freiburger gesehen. Dabei war die Handschrift von Streich bei seiner Mannschaft sehr oft klar zu erkennen“, schwärmte der Bundestrainer.
Aufsteiger Eintracht Frankfurt (50 Zähler) könnte prekärerweise nach 33 Spieltagen auf einem der ersten sechs Plätze und einer tollen Saison aus den internationalen Rängen purzeln. Die Situation vor dem Spiel gegen Wolfsburg sei „nervenaufreibend“, gibt Vorstandsboss Heribert Bruchhagen zu. Eintrachts Ehrenspielführer Jürgen Grabowski würde ein Scheitern am letzten Spieltag als „fatal und schlimm“ bewerten. Den Hessen würde ein „Dreier“ für die Europa-League-Qualifikation reichen. Sogar ein Uentschieden, wenn Verfolger HSV (48) gegen Bayer Leverkusen nicht gewinnt oder bei einem Sieg eine Tordifferenz von 13 Treffern nicht aufholt.
Der HSV will seine Minimalchance nutzen und zündete in den vergangenen Tagen Störfeuer. „Ich glaube fest daran, dass noch etwas geht. Wir befinden uns in einer angenehmen Situation. Der Druck liegt mehr bei der Eintracht“, sagte Keeper René Adler, während auch Coach Thorsten Fink vor dem Showdown um Platz sechs stichelte: „Wir haben nicht viel zu verlieren, Frankfurt dagegen schon.“ HSV-Kapitän Rafael van der Vaart kündigte im Scherz an, seinen alten Kumpel Ivica Olic (Wolfsburg) „anzurufen“. Hamburgs Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow sagte, die Europa League sei „wirtschaftlich nur begrenzt interessant“.