Abu Dhabi. Artikel 6.6.2 des Technischen Reglements der Formel 1 besagt, dass zu jeder Zeit eines Grand-Prix-Wochenendes mindestens ein Liter Benzin an Bord eines Rennwagens sein muss. Sebastian Vettel wurde am Abend des Qualifikationstrainings nach vierstündiger Anhörung vom dritten Platz ans Ende des Feldes strafversetzt, weil die Rennkommissare im Tank des Red Bull RB8 des Weltmeisters 350 Milliliter Sprit zu wenig maßen.
Vettel hatte sein Auto nach der letzten schnellen Runde auf der Strecke abgestellt, weil ihn sein Renningenieur Guillaume Rocquelin per Funk gebeten hatte: "Stopp den Wagen." Vettel hielt in Kurve 18, etwa 400 Meter von der Box entfernt. Die offizielle Version, dass die Ingenieure einen Schaden im Renault-Motor befürchteten und einen erneuten Wechsel des frisch eingebauten Triebwerks vermeiden wollten, hatten die Kommissare zunächst akzeptiert und den Fall als "höhere Gewalt" eingestuft. Erst bei einer genaueren Untersuchung des Autos fanden die Stewards den leeren Tank. Nur 0,85 Liter hatte Vettels Auto noch im 200-Liter-Tank, 1,2 Liter hätten es sein müssen - 0,2 Liter für den Weg zurück in den Parc fermé eingerechnet. "Es ist frustrierend und ärgerlich", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Aber das Urteil ist fair. Es steht so in den Regeln, und wir sind für den Motor verantwortlich."
Verschwörungstheorien, dass Vettel zugunsten eines spannenden Saisonfinales eingebremst werden könnte, wiesen alle Beteiligten zurück. Ob der Red-Bull-Kommandostand zu hoch gepokert hatte und absichtlich zu wenig Sprit eingefüllt hatte oder ob es sich um einen Rechenfehler des Teams handelte, ist nicht bekannt. "Sie haben sich schlicht und einfach verrechnet", glaubt RTL-Experte Christian Danner. "Das kann passieren, das ist menschlich."
Die gleiche Panne war schon McLaren und Lewis Hamilton beim Großen Preis von Spanien im Mai geschehen. Der trainingsschnellste Brite war damals vom letzten Startplatz als Achter ins Ziel gekommen.