Weil Kapitän Lahm und Hummels fehlen, wird die Viererkette neu zusammengesetzt. Westermann hat nur Außenseiterchancen.
Frankfurt/Main. Die Prämien sind ausgehandelt, die lästigen Nebengeräusche erst einmal verstummt - aber die Probleme in der Abwehr bleiben: Bundestrainer Joachim Löw richtet nach der Unruhe der vergangenen Tage rund um die Nationalmannschaft den Blick entschlossen nach vorne, ist aber beim wichtigen WM-Qualifikationsspiel der DFB-Auswahl am Freitag (20.45 Uhr/ZDF und im Liveticker auf abendblatt.de) in Dublin gegen Irland wieder einmal zum Improvisieren gezwungen.
Die Ausfälle des gesperrten Kapitäns Philipp Lahm und des verletzten Mats Hummels zwingen den 52-Jährigen in seiner ohnehin zuletzt nicht gerade stabilen Defensive zu erneuten Umstellungen. Diesmal bereiten sogar beide Außenbahnen der Viererkette erhebliche Sorgen. In seiner sechsjährigen Amtszeit hat der Bundestrainer bereits 23 Spieler auf links oder rechts eingesetzt, nur Lahm verfügt auf beiden Seiten über Weltklasse-Format - ansonsten ist Löw weiter auf der Suche nach der Ideallösung.
Man habe schon „einen gewissen Engpass“, räumte er deshalb offen ein. Auch sein Assistent Hansi Flick sprach am Mittwoch in Frankfurt/Main von „einer Sache, die uns schon länger begleitet. Wir haben da einfach nicht die Masse an Spielern, die wir uns wünschen.“
Entsprechend wurde im Training auf dem Nebenplatz der Frankfurter Arena „der Fokus auf die Defensivarbeit gerichtet. Wir haben an den Basics gearbeitet, weil wir gesehen haben, dass wir zuletzt nicht immer optimal standen“, betonte Flick. Allerdings dürfe man nicht alles nur auf die Viererkette schieben, ergänzte er, „das fängt schon vorne an. Auch da müssen wir gut verschieben und eine gute Ordnung haben.“
In Irland soll es auf der rechten Seite in Abwesenheit von Lahm und des verletzten Lars Bender wohl wieder einmal Innenverteidiger Jerome Boateng richten, auch wenn Flick noch Benedikt Höwedes und den nachnomminierten HSV-Kapitän Heiko Westermann als Optionen ins Spiel brachte. Doch auch sie wären allenfalls Notlösungen.
Links dürfte erneut Marcel Schmelzer mangels Alternativen erste Wahl sein, obwohl der Dortmunder in der DFB-Auswahl in seinen bisherigen acht Einsätzen den Beweis seiner internationalen Klasse schuldig blieb. Löw vertraut dem 24-Jährigen aber dennoch. Im Abwehrzentrum werden in Dublin Per Mertesacker, zuletzt in der DFB-Auswahl meist im Schatten von Hummels, und Holger Badstuber, derzeit beim FC Bayern linker Verteidiger, zum Einsatz kommen.
Für Löw ist es durchaus ein Risiko, gegen einen der vermeintlichen „Hauptkonkurrenten“, wie Ersatz-Kapitän und Rückkehrer Bastian Schweinsteiger das Team von Giovanni Trapattoni bezeichnet, eine derart uneingespielte Abwehr ins Rennen zu schicken - doch ihm bleibt nichts anderes übrig.
Die Iren wittern schon ihre Chance. „Wenn wir ihre Abwehr unter Druck setzen, ist es möglich, ihnen Probleme zu bereiten. Die Abwehr scheint der Mannschaftsteil zu sein, in dem sie nicht ganz so stark sind“, sagte Trapattonis Assistent Marco Tardelli.
Die DFB-Auswahl wiederum hat vor dem Team von Trapattoni, den sowohl Flick als auch Schweinsteiger als „absoluten Taktikfuchs“ bezeichneten, „Respekt, aber keine Angst“, wie der Löw-Assistenz verdeutlichte. Schweinsteiger sprach von einem „echten Prüfstein“, von einem Kontrahenten „mit großem Herz. Die werden uns alles abverlangen.“
Auch Lukas Podolski erwartet einen „unangenehmen Gegner mit verrückten Fans. Aber wir reisen dahin und wollen die drei Punkte mitnehmen. Wir haben die nötige Qualität“, unterstrich der England-Legionär vom FC Arsenal. Der 27-Jährige war vor seinem 104. Länderspiel froh, dass am Mittwoch nicht wieder über die jüngsten Randgeschichten wie etwa die Kritik von Uli Hoeneß diskutiert wurde. Überhaupt forderte er, „die EM und die Themen der letzten Tage“ beiseite zu lassen, „wir haben wichtige Ziele, darauf sollten wir den Fokus legen und nicht immer auf die kleinen Nebenkriegsschauplätze“.
So könnten sie spielen:
1 Neuer - 20 Boateng, 17 Mertesacker, 14 Badstuber, 3 Schmelzer - 6 Khedira, 7 Schweinsteiger - 13 Müller, 8 Özil, 10 Podolski - 11 Klose.