Alonsos Ausrutscher in der ersten Kurve beschert dem Formel-1-Weltmeister in Suzuka einen leichten Sieg. Nur noch vier Punkte Rückstand.
Suzuka. Glückstrunken liebkoste Sebastian Vettel seinen Dienstwagen und bedankte sich mit einem japanischen "Arrigato" für ein perfektes Formel-1-Wochenende. In seinem wieder erstarkten Red Bull war der Doppelweltmeister zuvor beim Großen Preis von Japan in Suzuka zu einem Start-Ziel-Sieg gerast und hatte den Rückstand auf den schon in Kurve eins ausgeschiedenen WM-Spitzenreiter Fernando Alonso auf vier Punkte verkürzt. "Das ist einfach fantastisch. Ich bin überglücklich. Viel besser kann es nicht laufen", jubelte Vettel nach dem dritten Sieg auf seiner Lieblingsstrecke. Der dritte Titel in Serie ist für den Hessen fünf Rennen vor Schluss wieder in greifbarer Nähe.
Unmittelbar nach seinem souveränen Erfolg vor Felipe Massa (Ferrari) und Kamui Kobayashi (Sauber) rief der 25-Jährige über den Boxenfunk seinem Team zu: "Danke für dieses Auto, wirklich danke dafür!" Wie schon in der Qualifikation war die WM-Konkurrenz auch im Rennen chancenlos. Die Red-Bull-Vorstellung erinnerte stark an die dominante Vorsaison, als sich Vettel bereits in Suzuka - im fünftletzten Saisonrennen - dank eines auch damals überlegenen Autos den Titel gesichert hatte. "Man kann wieder mit uns rechnen", sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko.
Mit dem dritten Saisonsieg machte Vettel in der Tat einen großen Schritt in Richtung Titel-Hattrick, weil Alonso seinen Ferrari nach einer Kollision mit Kimi Räikkönen (Lotus) nach wenigen Metern abstellen musste. "Es ist traurig, wenn du nicht einmal über die erste Kurve hinauskommst", haderte der Spanier, der nach dem Rennen in Spa bereits zum zweiten Mal innerhalb von fünf Wochen ohne Punkte blieb.
Schon am kommenden Sonntag in Südkorea könnte Alonso seine Führungsposition an Vettel verlieren. "Man freut sich nicht darüber", äußerte Vettel Mitgefühl, räumte jedoch ein: "Aber es hilft natürlich, was die Meisterschaft angeht."
Mit seinem 24. Grand-Prix-Erfolg zog Vettel mit Formel-1-Legende Juan Manuel Fangio gleich. "Das ist was ganz Besonderes", sagte Vettel ehrfurchtsvoll. "Man hat Angst, es auszusprechen, deswegen überlasse ich es euch. Ich glaube, wenn man als kleines Kind von der Formel 1 träumt, ist das sehr weit weg." Vettel brauchte nur fünf Jahre für seine Siege, Fangio war sieben Jahre unterwegs, hatte damals aber mit gerade mal sechs bis acht Saisonrennen weit weniger Möglichkeiten zu punkten.
Von einem wichtigen Schritt im WM-Rennen wollte Vettel aber selbst nichts wissen. "Wir sollten nicht von der Meisterschaft quatschen", warnte Vettel. "Natürlich sieht es jetzt zwar etwas besser aus, aber es ist noch ein weiter Weg. Jedes Wochenende kann unterschiedlich sein."
Das Japan-Wochenende kam Vettel indes wie ein Traum vor. Mit Sieg, Poleposition und schnellster Rennrunde glückte ihm ein ganz spezieller Hattrick. "Ich hoffe, dass es so weitergeht", sagte der Titelverteidiger, dem als erstem Fahrer in dieser Saison zwei Siege in Serie glückten. Nach Informationen des Fachblatts "Auto, Motor und Sport" hat Red-Bull-Designer Adrian Newey die entscheidenden Sekundenbruchteile bei der Aerodynamik gefunden. Das Team soll am Heckflügel ein sogenanntes "Doppel-DRS-System" installiert haben.
Für Mercedes verlief der Japan-Grand-Prix dagegen enttäuschend. Nico Rosberg schied wie Alonso bereits in der ersten Runde aus, nachdem der chronische Renn-Rüpel Romain Grosjean einen Unfall mit Vettels Teamkollegen Mark Webber verursacht hatte, in dessen Folge Williams-Fahrer Bruno Senna in Rosberg hineinfuhr. Rosbergs Teamkollege Michael Schumacher verpasste drei Tage nach seiner Rücktrittserklärung zum Saisonende als Elfter knapp einen Zähler. Der um zehn Positionen nach hinten strafversetzte Rekord-Weltmeister hatte vom 23. Startplatz aus ohnehin nur minimale Chancen auf Punkte. "Der Speed auf den Teilen der Strecke, wo man überholen kann, war nicht ausreichend", haderte Schumacher. Formel-1-Chefpromoter Bernie Ecclestone hat Schumacher derweil zum sofortigen Aufhören geraten: "Gott bewahre, dass einem so großartigen Fahrer in den verbleibenden Rennen etwas passiert, weil er sich schon zu sehr auf sein Leben danach freut", sagte er englischen Medien.
Nico Hülkenberg, der wegen eines Getriebewechsels fünf Startplätze verloren hatte, belegte einen guten siebten Rang. Timo Glock (Wersau) wurde im Marussia wegen einiger Ausfälle 16.
Held der japanischen Fans war am Sonntag aber Sauber-Pilot Kobayashi, der ausgerechnet vor eigenem Publikum zum ersten Mal überhaupt aufs Podium fuhr und wie ein Sieger gefeiert wurde. Noch weit nach Rennende hallten immer wieder "Kamui"-Rufe über die wie immer voll besetzten Suzuka-Tribünen. Das beeindruckte auch Sieger Vettel, der Kobayashi gratulierte: "Das letzte Mal, dass wir zusammen auf dem Podest standen, war in der Formel 3. Das ist großartig"