Trainer Emanuel Steward lobt nach dem K.-o.-Sieg gegen Tony Thompson seinen Schützling Wladimir Klitschko den Boxer: “Ich bin heute sehr zufrieden.“
Bern. Emanuel Steward hatte nach dem K.-o.-Sieg seines Schützlings Wladimir Klitschko gegen Tony Thompson keine Zeit für große Reden. Schon um fünf Uhr am Sonntagmorgen reiste der Trainer, der am Kampfabend 68 Jahre alt geworden war, in seine Heimat USA zurück. Von seinem Champion verabschiedete er sich mit einem Küsschen. Ein paar interessante Antworten hatte er vorher dennoch gegeben.
Hamburger Abendblatt: Herr Steward, Sie kritisieren häufig das aus Ihrer Sicht zu risikoarme Boxen Wladimirs. Heute war er aggressiver als normal. Sind Sie deshalb zufriedener als sonst?
Emanuel Steward: Ich bin heute sehr zufrieden. Tony Thompson ist unheimlich schwer zu treffen, er steht in der Defensive sehr stabil und weiß genau, was er tun muss, um die Schläge wegzupendeln. Deshalb musste Wladimir heute etwas aggressiver und roher boxen als gewöhnlich. Das hat er gut gemacht. Die Rechte in der fünften Runde war der Schlüssel zum Sieg. Er hat Thompson mit seiner Power überrumpelt.
"Schneller, stärker, besser": Klitschko sucht Gegenwehr
Hatten Sie auch das Gefühl, dass Thompson im Vergleich zum ersten Duell vor vier Jahren langsamer und weniger aggressiv wirkte?
Steward: Er war sicherlich nicht ganz so stark und schnell wie damals, aber das hat einen einfachen Grund. Ihm fehlten in den vergangenen vier Jahren die Herausforderungen gegen Gegner auf Weltklasseniveau. Er hat sich nicht weiterentwickeln können. Wladimir dagegen hat viele starke Gegner geboxt und ist zu einem noch kompletteren, dominanteren Boxer geworden. Diesen Unterschied hat man heute gesehen.
Viele Kritiker sprechen von einer schwachen Ära im Schwergewicht, weil es keine Gegner gibt, die den Klitschko-Brüdern gefährlich werden. Sehen Sie einen, der es schaffen könnte?
Steward: Mich ärgert bei dieser Diskussion immer, dass Wladimir nicht den Respekt bekommt, den er verdient. Er ist auf dem Weg, einer der ganz Großen im Schwergewicht zu werden. Ich habe fünf Schwergewichtsweltmeister betreut, habe die großen Epochen miterlebt, und ich bin sicher, dass Wladimir für jeden der großen Stars vergangener Zeit eine große Bedrohung dargestellt hätte. Seine körperlichen Voraussetzungen sind enorm, seine Schlagkraft in Einzelschlägen ist größer als die jedes anderen Schwergewichtlers. Er hat einen großartigen Rekord und ist seit 16 Jahren, als er in Atlanta Olympiagold gewann, ein Champion seines Sports. Ob es Gegner gibt, die ihm gefährlich werden können, bleibt abzuwarten. Jedenfalls wird das Management alles tun, um spätestens 2013 wieder einen richtig großen Kampf auf die Beine zu stellen.