Der Deutsche Olympische Sportbund nominiert 389 Athleten für die Olympischen Sommerspiele. Es ist das kleinste Aufgebot seit 1990.
Frankfurt am Main/Hamburg. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat seine Olympiamannschaft für die Sommerspiele in London (27. Juli bis 12. August) aufgestellt. Sie wird wahrscheinlich aus 389 Athleten bestehen. Unter den bislang 380 namentlich Nominierten sind 173 Frauen und 207 Männer. Hinzu kommen 16 Sportler, sechs Frauen und zehn Männer, die zwar akkreditiert sind, jedoch nicht im olympischen Dorf wohnen dürfen und nur im Austausch mit anderen Athleten in den Wettkämpfen eingesetzt werden können. Begleitet wird die Mannschaft von 279 Betreuern, inklusive Trainern, Ärzten und Funktionären. Das Aufgebot ist das kleinste seit der Wiedervereinigung 1990. Speerwurfweltmeister Matthias de Zordo, Hochsprungrekordlerin Ariane Friedrich und der ehemalige Kugelstoßeuropameister Ralf Bartels, alle drei lange verletzt, gehören trotz verpasster Norm zum Team. Das Motto der Mission lautet "Wir für Deutschland".
Die Anreise nach London gestalten die 23 Fachverbände individuell, die Rückkehr soll geschlossen angetreten werden. Am Abend des 13. August legt die MS "Deutschland" in London ab und traumschifft das deutsche Olympiateam sicher in den Hamburger Hafen. Die Ankunft ist für Mittwoch, den 15. August, um 10 Uhr am Cruise Terminal der HafenCity vorgesehen, wo die Mannschaft - auf einer Showbühne - von den Hamburgern begeistert empfangen werden soll. Von dort werden die Olympioniken um 13 Uhr mit fünf Barkassen über mehrere Schleusen und an zahlreichen Bürogebäuden vorbei zu Bürgermeister Olaf Scholz ins Rathaus gebracht. Es ist erst das zweite Mal, dass es einen zentralen Empfang für eine deutsche Olympiamannschaft gibt. Vor zweieinhalb Jahren sind die Wintersportler nach den Spielen im kanadischen Vancouver gemeinsam in München eingetroffen.
Unter den 389 deutschen Sportlern für London haben 29 Hamburger das Olympiaticket vom DOSB erhalten, darunter 15 Hockeyspieler und erstmals wieder zwei Leichtathleten. Springreiterin Janne-Friederike Meyer, 31, die Mannschaftsweltmeisterin, dürfte es nach dem CHIO in Aachen am Montag bekommen. Das Team Hamburg/London wird am 10. Juli ab 18 Uhr im Block-Bräu an den Landungsbrücken bei einem Sportforum von NDR 90,3, dem "Hamburg Journal" und dem Hamburger Abendblatt offiziell verabschiedet. Das Abendblatt stellt im Folgenden die nominierten Hamburger vor.
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Beachvolleyball
Die zweimaligen Europameisterinnen Sara Goller, 28, und Laura Ludwig, 26, starten zwar für Hertha BSC Berlin, wohnen und trainieren aber seit fünf Jahren in Hamburg. Die aktuellen Sechsten der Weltrangliste haben bei ihrer zweiten Olympiateilname (Platz neun 2008 in Peking) Medaillenchancen - wenn vor allem Sara Gollers Nerven halten. Ihr Potenzial deutete das Paar zuletzt beim Grand Slam in Rom an. Goller/Ludwig bezwangen auf ihrem Weg ins Finale die amtierenden Weltmeister und Olympiasieger, scheiterten jedoch im Endspiel gegen die schwächer eingeschätzten Kuhn/Zumkehr aus der Schweiz.
Hockey-Herren
Die deutschen Herren, die 2008 in Peking Olympiasieger wurden, sind auch in diesem Jahr wieder ein heißer Anwärter auf die Goldmedaille. Im 18-köpfigen Kader, den der in Hamburg lebende Bundestrainer Markus Weise berufen hat, stehen mit Torhüter Nico Jacobi (25, Uhlenhorster HC), den Mittelfeldspielern Moritz Fürste (27, UHC), Oliver Korn (28, UHC) und Tobias Hauke (24, Harvestehuder THC) sowie Stürmer Florian Fuchs (20, UHC) fünf Spieler aus Hamburger Klubs. Während Jacobi nur als Ersatz für Stammkeeper Max Weinhold (RW Köln) eingeplant ist, zählen die vier anderen Hamburger zur Stammformation. Vorrundengegner des Vizewelt- und Europameisters sind Belgien (30. Juli, 22.15 Uhr), Südkorea (1. August, 22.15 Uhr), Indien (3. August, 14.45 Uhr), die Niederlande (5. August, 17 Uhr) und Neuseeland (7. August, 22.15 Uhr). Die ersten beiden erreichen das Halbfinale, Belgien und die Niederlande sind die härtesten Konkurrenten. In der anderen Gruppe ist Weltmeister Australien Favorit, Großbritannien und Spanien kämpfen um Platz zwei, Argentinien, Südafrika und Pakistan gelten als Außenseiter.
Hockey-Damen
Den deutschen Damen werden als Vizeeuropameister immerhin Chancen auf das Erreichen des Halbfinales eingeräumt. Im Team des in Hamburg lebenden Bundestrainers Michael Behrmann stehen zehn Spielerinnen aus Hamburger Klubs: die Torhüterinnen Yvonne Frank (32, UHC) und Kristina Reynolds (28, Klipper THC), die Mittelfeldspielerinnen Janne Müller-Wieland, 25, Kristina Hillmann, 20, Jana Teschke, 21, Jennifer Plass (26, alle UHC) und Christina Schütze (28, Club an der Alster) sowie die Angreiferinnen Lisa Hahn, 22, Marie Mävers (21, beide UHC) und Céline Wilde (22, Klipper). In ihrer Gruppe treffen die Deutschen auf die USA (29. Juli, 22.15 Uhr), Australien (31. Juli, 22.15 Uhr), Südafrika (2. August, 17 Uhr), Argentinien (4. August, 22.15 Uhr) und Neuseeland (6. August, 9.30 Uhr). Hinter Topfavorit Argentinien kämpft Deutschland mit Australien und Neuseeland um Rang zwei. In der anderen Gruppe sind Gastgeber Großbritannien und Europameister Niederlande favorisiert, aber auch die asiatischen Teams aus Japan, China und Südkorea sind gefährlich. Belgien ist Außenseiter.
Leichtathletik
Weitsprungeuropameister Sebastian Bayer, 26, vom HSV fliegt als Medaillenkandidat nach London, wenn er gesund bleibt. Die Anlage im Olympiastadion kann er am 13. Juli schon mal beim Diamond-League-Meeting testen. Diskuswerfer Markus Münch, 26, von der LG Wedel/Pinneberg will sich als 16. der Weltjahresbestenliste für das Finale der besten zwölf qualifizieren. Er bereitet sich in Kienbaum bei Berlin auf seinen ersten Olympiaeinsatz vor.
Rudern
Der größte Hamburger Goldfavorit sitzt im Deutschland-Achter: Eric Johannesen, 23, vom Ruder Club Bergedorf. Das Weltmeisterboot ist seit fast vier Jahren in inzwischen 34 Rennen ungeschlagen. Bastian Seibt, 34, Der Hamburger und Germania RC, und Lars Wichert, 25, RC Allemannia, werden im Leichtgewichtsvierer Medaillenchancen eingeräumt. Vor vier Jahren konnte das Boot wegen Erkrankung der Crew nicht im olympischen Endlauf starten. Die Rudernationalmannschaft bereitet sich vom 9. bis 19. Juli in Ratzeburg vor. Die Wettbewerbe in London beginnen am 28. Juli.
Rhythmische Sportgymnastik
Nicole Müller, 17, vom SV Nettelnburg-Allermöhe startet mit der deutschen Gruppe in London. Eine Platzierung unter den ersten sechs ist das Ziel. Müller lebt und trainiert im Sportinternat Fellbach bei Stuttgart.
Schwimmen
Für Markus, 22, und Steffen Deibler, 24, vom Hamburger Schwimm-Club sind es nach Peking die zweiten Olympischen Spiele. 2008 schieden beide in ihren Vorläufen aus. Steffen Deibler will über 100 Meter Schmetterling in den Endlauf, Bruder Markus darf über 200 Meter Lagen von einer Medaille träumen. Beide Deiblers werden darüber hinaus zu Staffeleinsätzen kommen. Die unmittelbare Wettkampfvorbereitung der Schwimmnationalmannschaft findet vom 16. Juli an am Hamburger Olympiastützpunkt im Dulsbergbad statt.
Segeln
Der Norddeutsche Regatta-Verein (NRV) schickt aus Hamburg aus seinem Olympiateam Kathrin Kadelbach, 28, und Friederike Belcher, 30, im 470er und Tobias Schadewaldt, 27, und Hannes Baumann, 29, im 49er ins olympische Segelrevier nach Weymouth. Kadelbach/Belcher sind für eine Überraschung gut, Schadewaldt/Baumann haben das Boot und die Fähigkeiten, um eine Medaille zu segeln.