Die beiden Schwimm-Giganten Michael Phelps und Ryan Lochte feierten bei den US-Trials für die Olympischen Spiele ihr kleines Privat-Duell.
Omaha. Michael Phelps nahm kein Blatt vor den Mund. Dilettantisch nannte der Schwimm-Superstar seine Leistung über 100 m Schmetterling bei den US-Trials. Mehr noch, „die ersten 50 Meter waren ziemlich beschissen, der Schlussspurt ziemlich schrecklich“, haderte der Rekord-Olympiasieger. So etwas hört die Konkurrenz kurz vor den Olympischen Spielen in London gerne. Dass Phelps trotzdem in Jahresweltbestzeit von 51,14 Sekunden gewonnen hatte, eher nicht.
Sein Dauerrivale im „Katz-und-Maus-Spiel“ (Phelps), der Fünffach-Weltmeister Ryan Lochte, wurde „nur“ Dritter und verpasste über die für ihn ungewohnte Distanz hinter Tyler McGill die Olympia-Qualifikation. Zuvor hatte Lochte über 400 m Lagen gegen Phelps triumphiert, dieser hatte über 200 m Freistil und 200 m Lagen eindrucksvoll gekontert.
„Das zeigt, dass ich wieder in der Lage bin, ein solches Programm auf einem hohen Niveau abzuspulen“, sagte der 27 Jahre alte Phelps mit Blick auf die Wettkämpfe in London (27. Juli bis 12. August). Fünf Einzel-Tickets hat Phelps in Omaha gelöst. Hinzu kommen drei Staffel-Starts, so dass er wie vor vier Jahren wieder in acht Disziplinen auf Goldjagd gehen könnte. In Peking nutzte er alle Chancen und schrieb Geschichte.
+++ 2. Nominierungsrunde bringt ein Traumpaar und eine Premiere +++
Ob Phelps aber tatsächlich achtmal an den Start gehen wird, ist noch lange nicht entschieden. „Damit habe ich nichts zu tun, das ist seine Sache“, sagte Phelps auf der Pressekonferenz der Trials und deutete auf seinen Trainer, seinen „Maestro“ Bob Bowman: „Wir machen das, was wir glauben auch machen zu können.“
Bowman pflichtete seinem Schützling bei und betonte, dass über das Programm noch zu sprechen sei. „Ich kann in jedem Fall sagen, dass er definitiv noch nicht vollkommen erholt ist“, sagte er: „Er fühlte sich nicht so, als er hätte er schon die Geschwindigkeit - umso besser finde ich es, dass er ein paar ordentliche Zeiten geschwommen und noch Raum für Verbesserungen hat.“
Phelps selbst formulierte seine Ziele für London vielsagend: „Etwas, das spannend für mich ist, und etwas, das mich motiviert.“ Sollte das „etwas“ unerwartet doch nicht reichen, ist da ja immer noch Lochte. „Wenn London kommt, werde ich völlig ausgeruht sein und hoffentlich auch viel schneller“, sagte der 27-Jährige Lochte, der die achttägigen Ausscheidungs-Wettkämpfe als „Training“ bezeichnete. Eine Kampfansage an seinen Dauerkonkurrenten: Lochte und Phelps treten in London wohl über 200 m und 400 m Lagen sowie über 100 m Freistil gegeneinander an, in der Staffel geht es zusammen gegen den Rest der Welt.
Der dritte Trumpf der USA für London ist das erst 17 Jahre alte Wunderkind Missy Franklin. Die „weibliche Phelps“ dominierte die Trials und qualifizierte sich als erste US-Amerikanerin für sieben Rennen bei ihrer Olympia-Premiere. „Ich kann das gar nicht glauben“, sagte Franklin nach ihrem Sieg über 200 m Rücken: „Es ist überwältigend, aber gleichzeitig so aufregend.“ Auch das wird die Konkurrenz nicht gerne hören.