Spanische Fans feierten ihre Titelverteidigung ausgelassen. DIe wirtschaftlichen Probleme des Landes gerieten dabei in Vergessenheit.
Madrid. Spanien hat mit einer gewaltigen Fußball-Fiesta den EM-Titel der Nationalmannschaft gefeiert und für eine Nacht die wirtschaftlichen Probleme des Landes vergessen. Zehntausende Fans machten in der Hauptstadt Madrid am Cibeles-Brunnen, wo ansonsten Real seine Titel feiert, die Nacht zum Tage. Überall wehten spanische Flaggen, bengalische Fackeln machten aus der Nacht endgültig eine „rote“ Party. An fünf riesigen Leinwänden hatten die Anhänger der „Roten Furie“ in der Fan-Zone rund um das Bernabeu-Stadion den 4:0-Finaltriumph gegen Italien verfolgt.
Auch König Juan Carlos hatte mitgefiebert. „Ich habe mit ihm telefoniert. Er war begeistert und freut sich, wenn er uns in Empfang nehmen kann“, sagte Nationaltrainer Vicente del Bosque nach dem Sieg in Kiew. Kronprinz Felipe und seine Frau Letizia hatten die „Europawelteuropameisterschaft“, den historischen dritten Titelgewinn in Folge, begeistert vor Ort verfolgt.
Im ganzen Land hatten direkt nach Schlusspfiff Autokorsos den Verkehr lahmgelegt, die „Campeones“-Sprechchöre hallten durch die Nacht, die weitgehend friedlich verlief. Rot und Gelb war an jeder Straßenecke, an jedem Balkon, an jeder Kneipe und jeder Tankstelle zu sehen - und nicht zuletzt auch in den bemalten, glücklichen Gesichtern.
+++ 4:0! Die "Furia Roja" schreibt dreifach Geschichte +++
„Die Mannschaft hat erreicht, dass Millionen Spanier glücklich sind. Dieser Erfolg ist ein Zeichen“, sagte Ministerpräsident Mariano Rajoy und spielte damit auch auf die alarmierende Finanzkrise an.
Spaniens fragiles Bankensystem benötigt derzeit europäische Unterstützung in Höhe von 100 Milliarden Euro. Rajoy erklärte, er wolle an der offiziellen EM-Party am Montag in Madrid teilnehmen, obwohl sein Zeitplan „wegen des europäischen Durcheinanders“ gerade etwas eng gestrickt sei.
Die Mannschaft wird um 15.00 Uhr in Madrid zurückerwartet. Um 20.30 Uhr soll die gewaltige Jubelfeier am Cibeles-Brunnen beginnen. (sid/abendblatt.de)