Hauptsponsor VW öffnet noch einmal den Geldhahn. Doch da die letzten Transfers floppten, steht selbst der mächtige Magath unter Druck.

Wolfsburg. Felix Magath lehnte sich entspannt in einem schwarzen Ledersessel zurück und plauderte in einer TV-Sendung über seine ambitionierten Ziele mit dem VfL Wolfsburg: Meister werden und das Champions-League-Finale erreichen. Zwei Niederlagen später ist von solchen Visionen keine Rede mehr. Die Wölfe stecken mitten im Bundesliga-Abstiegskampf. Hauptsponsor VW ist tief besorgt und dreht noch einmal den Geldhahn auf. Magath darf in der Winterpause erneut auf Einkaufstour gehen - alleinverantwortlich, versteht sich. Doch nach den vielen Transfer-Flops steht auch der mächtige Trainermanager unter Druck.

„Je schlechter die Ergebnisse, desto größer der Druck, etwas zu tun“, sagte Magath der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung. Ob das Team in der Winterpause mit „zwei, vier oder fünf neuen Spielern nachgebessert wird“, könne er noch nicht sagen. Es ist ein bekannter Reflex des Felix Magath: Wenn es nicht läuft, wird eingekauft. Und beim Tabellen-13. läuft derzeit herzlich wenig.

Der Aufsichtsrat gab bereits grünes Licht für Neuverpflichtungen und stellt sich auf ein teures Vergnügen ein. „Unser Umbruch wird wohl größer ausfallen als gedacht“, sagte Aufsichtsrats-Boss Francisco Javier Garcia Sanz, gleichzeitig auch Vorstandsmitglied bei VW. Der Wolfsburger Autokonzern pumpt angeblich etwa 100 Millionen Euro pro Jahr in den Klub.

Seine geplante Einkaufstour hat Magath anscheinend im Einzugsgebiet des Ligakonkurrenten 1. FC Nürnberg begonnen. Nach Berichten Nürnberger Zeitungen traf sich Magath am Dienstag in der Nürnberger Innenstadt mit dem Berater von Abwehrspieler Philipp Wollscheid. Interesse an dem 21 Jahre alten Innenverteidiger sollen auch der deutsche Meister Borussia Dortmund sowie Bayer Leverkusen haben. Außerdem hat Magath nach Informationen der "Wolfsburger Nachrichten" auch Klub-Außenverteidiger und US-Nationalspieler Timothy Chandler auf seiner Liste möglicher Einkäufe.

Geld dürfte genügend vorhanden sein, doch das war auch im Sommer nicht das Problem. Trotzdem probierte es Magath mit prominenten Schnäppchen wie Hasan Salihamidzic, Thomas Hitzlsperger, Sotirios Kyrgiakos oder Alexander Hleb. Damals verteidigte der 58-Jährige seine ungewöhnliche Transferpolitik mit den Worten: „Ich habe diese Spieler geholt, um uns zu stabilisieren. Wir wollen in den Europapokal, und dafür benötige ich Spieler, die sofort einsetzbar sind und die keine Eingewöhnungszeit brauchen.“

Doch das Gegenteil ist der Fall. Sie alle konnten die Erwartungen nicht erfüllen, weshalb Magath nach dem 1:5 bei Meister Borussia Dortmund der Kragen platzte: „Der eine oder andere Spieler hat offenbar nicht die Qualität, unsere Ziele zu erreichen.“ Damit kritisiert sich Magath quasi selbst, denn elf von 13 Spielern, die in Dortmund auf dem Platz standen, hat er selbst verpflichtet.

Mittlerweile stehen 33 Profis im VfL-Kader, im Winter werden noch ein paar hinzukommen. Das dürfte die Stimmung innerhalb des Teams nicht gerade verbessern. Schon jetzt regt sich intern leiser Widerstand gegen den Reflex des Trainers, alle Schuld auf die Mannschaft abzuwälzen.

Hinter vorgehaltener Hand, so berichtete das Fachmagazin kicker, murren die Spieler über die ständigen Personal- und Systemwechel, das harte Training und das fehlende taktische Rüstzeug. Magath kann diese Vorwürfe nicht mehr hören. Die Spieler seien immer auf der Suche nach irgendwelchen Alibis für schlechte Leistungen, erklärte der ehemalige Nationalspieler.

Sportlich steht der VfL aktuell sogar schlechter da als vor einem Jahr unter Steve McClaren. Auch dem glücklosen Engländer gewährte der damalige Manager Dieter Hoeneß im Winter für 16 Millionen Euro neue Spieler. Sie brachten aber weder die Mannschaft sportlich voran, noch retteten sie McClaren den Job. Magath muss ein ähnliches Schicksal vorerst nicht befürchten. „Magath ist der Richtige für uns“, betonte Garcia Sanz. (sid/abendblatt.de)