Der 27 Jahre alte Niederländer wurde an der Leiste operiert – Flügelstürmer fällt erneut mindestens zehn Tage aus

München. 312 Spiele hat Arjen Robben in seiner Karriere als Fußballprofi bisher bestritten. Die Zahl klingt auf den ersten Blick für einen 27-Jährigen ganz imposant. Doch bei genauerem Hinsehen hat der Flügelstürmer des FC Bayern München nur selten über 90 Minuten gespielt. So stark seine Leistungen auf dem Rasen sind, so schwach ist offenbar sein Körper.

Nun muss er schon wieder von der Tribüne aus zuschauen – nach 213 Minuten in dieser Saison. Robben wurde am Freitag an der Leiste operiert. „Wir tun gut daran, dass wir jetzt auch Arjen Robben stärken in einer Situation, die sicherlich im Moment nicht so angenehm für ihn ist“, sagte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im vereinseigenen Internetsender.

In zehn Tagen soll Robben laut Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt wieder trainieren können. Den Vereinsarzt hatte Robben am Donnerstag schnellstens aufgesucht, nachdem für ihn die Länderspielreise abrupt beendet war. „Auf dem Boden einer Schambeinentzündung hat sich in den vergangenen Tagen eine weiche Leiste entwickelt“, teilte Müller-Wohlfahrt mit. Robbens Vater und Berater Hans geht sogar davon aus, dass seine Pause länger währt. „Arjen braucht zehn Tage absolute Ruhe“, sagte er gegenüber der niederländischen Nachrichtenagentur ANP.

So oder so: Robben dürfte die lateinische Begriffe im Bulletin schon so leicht über die Lippen gehen wie den Ärzten selbst. Der filigrane Kicker ist verletzungsanfällig wie kaum ein anderer Spieler seiner Qualität. Nach fünf Wochen Pause wegen einer Schambeinentzündung hatte Robben erst vor zwei Wochen beim 3:0 im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen seine Rückkehr auf den Rasen gefeiert. Nach einem Kurzeinsatz in der Champions League gegen Manchester City (2:0) spielte Robben in Hoffenheim (0:0) die zweite Hälfte durch.

Statt auf dem geliebten Rasen mit dem Ball zu spielen muss Robben jetzt wieder an den Reha-Geräten an der Säbener Straße Reha-Arbeit leisten. Der Klub will diesmal nichts riskieren. „Er muss wieder fit werden, daran wird gearbeitet. Und dann werden wir wieder große Freude an ihm haben“, sagte Rummenigge.

Die hatten die Verantwortlichen des FC Bayern in der vergangenen Saison nur selten. Wegen eines Muskelrisses bei der Weltmeisterschaft in Südafrika fiel Robben die komplette Hinrunde aus. Seine Verletzung löste einen wochenlangen Streit zwischen dem niederländischen Verband und dem FC Bayern aus.

Umso glücklicher waren die Münchner, dass Robben diesmal vorzeitig von der Länderspielreise zurückgekehrt war. Rummenigge lobte die „große Sensibilität“ des niederländischen Verbandes. Doch mit der Diagnose samt Operation hatte der Bayern-Chef auch nicht gerechnet. Die niederländischen Ärzte dagegen schon. Die niederländischen Medien berichten am Freitag, dass ein Radiologe im Krankenhaus in Ede am Mittwoch die Schwere der Leistenverletzung erkannte und daraufhin die Verbandsärzte unterrichtete.

Schon in der Saison 2003/2004 verpasste Robben wegen Oberschenkel- und Knieproblemen viele Spiele. Nach seinem Transfer zum FC Chelsea in der folgenden Saison brach sich der Niederländer in der Vorbereitung den Mittelfußknochen und kehrte erst nach Monaten zurück. Drei Jahre später folgte eine Knieoperation. Im Oktober 2007 zog er sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu, im Januar 2008 einen Bänderriss.

Wo stünde Robben heute, wenn er die Verletzungen nicht gehabt hätte? Darüber will Bayern-Präsident Uli Hoeness nicht nachdenken. Er weiß nur, dass er ihm einen neuen Vertrag anbieten möchte. Der Kontrakt des Niederländers, seit 2009 beim FC Bayern, endet am 30. Juni 2013. Hoeneß Kalkül hängt auch mit Robbens Verletzungsanfälligkeit zusammen. Robben fühlt sich bei Müller-Wohlfahrt sehr gut aufgehoben. Aber am liebsten würde sowohl Robben als auch der FC Bayern auf dessen exzellenten Dienste weitestgehend verzichten.