Der Niederländer brach am Mittwoch das Training ab, fällt für die EM-Quali-Spiele schon wieder aus. Er sagt: “Ich weiß nicht, woran ich bin.“

München/Katwijk. Eigentlich wollte Arjen Robben nach den ganzen Diskussionen in München vor allem seine Ruhe, doch auch im beschaulichen Katwijk an der Nordseeküste wurde der „Dauerpatient“ von seinen Problemen eingeholt. Nach nur 20 Minuten war seine erste Übungseinheit im Trainingslager der niederländischen Nationalmannschaft schon wieder beendet. Offenbar ist die Schambeinentzündung doch noch nicht komplett ausgeheilt, und der Superstar macht sich wegen seines anfälligen Körpers Gedanken über seine Zukunft als Fußballprofi. Denn nur wenige Stunden später stand fest: Robben fällt für die beiden EM-Qualifikationsspiel gegen Moldawien und Schweden aus.

Das teilte der niederländische Fußballverband (KNVB) am späten Mittwochabend auf seiner Webseite mit. Medizinische Untersuchungen hätten ergeben, dass an einen Einsatz mit der „Elftal“ am kommenden Freitag und Dienstag nicht zu denken sei. Eine konkrete Diagnose lieferte der Verband nicht. Klar ist nur, dass Robben bereits am Donnerstag das Nationalteam wieder verlassen wird. „Das ist etwas, worüber ich mir Sorgen mache. Ich weiß nicht, woran ich bin“, sagte Robben. „Ich muss jetzt auf alle Fälle dafür sorgen, dass die Verletzung nicht chronisch wird. Ruhe hilft auch nicht.“ Am 20. August war er gegen den Hamburger SV zum letzten Mal von Beginn an für den FC Bayern aufgelaufen, das ist inzwischen fast sieben Wochen her. Die Schambeinentzündung ist für den 27-Jährigen das neueste Kapitel einer unendlichen Verletzungsgeschichte.

Gegen Manchester City und zuletzt bei 1899 Hoffenheim wurde Robben zwar wieder eingewechselt. Er spielte aber nach eigener Einschätzung „nicht gut“ und verschwand nach den Spielen sichtlich frustriert. Die Zeit in der holländischen Heimat bei der „Elftal“ sollte ihn eigentlich aufbauen, doch schon nach einer kurzen Joggingeinheit abseits des Mannschaftstrainings musste sich Robben wieder auf die Bank setzen – und wenig später alle Hoffnungen auf einen Einsatz in den beiden letzten EM-Qualifikationsspielen begraben.

Zumal der niederländische Fußballverband KNVB und Bondscoach Bert van Marwijk im Fall Robben sicher ganz besonders vorsichtig sein werden. Nach der WM in Südafrika hatte es einen monatelangen Streit mit dem FC Bayern über eine Muskel-Verletzung des Flügelflitzers gegeben. Robben musste die gesamte Vorrunde der vergangenen Saison pausieren, Bayern forderte eine Millionen-Entschädigung und bekam schließlich die Einnahmen aus einem Spiel gegen die niederländische Nationalmannschaft versprochen.

Das soll am 22. Mai 2012 in München stattfinden. Man darf gespannt sein, wie sich die Lage von Arjen Robben bis dahin sportlich und gesundheitlich entwickelt. In München ist mit Blick auf die ohne den Superstar herausgespielte Erfolgsserie nämlich eine Diskussion darüber entbrannt, ob der Großverdiener nicht verzichtbar in der Stammelf ist. Es gibt immer wieder Gerüchte, dass der Solist in dem unter dem neuen Trainer Jupp Heynckes zusammengewachsenen Team isoliert ist und wegen seiner Alleingänge auf dem Spielfeld in der Kritik steht.

Die Führung des Fußball-Rekordmeisters steht jedoch klar zu Robben. Präsident Uli Hoeneß bezeichnete die Diskussion als „Witz des Jahres“ und erklärt unlängst, dass er den 2013 auslaufenden Vierjahresvertrag mit dem Niederländer bald verlängern wolle. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge ergänzte in „Sport Bild“: „Für mich ist ganz klar: Wenn wir unsere großen Ziele erreichen wollen, dann geht das nur mit Arjen.“ Wenn er denn irgendwann mal spielen kann ... (dapd)