Dortmund war beim 0:3 in Marseille die besser Mannschaft, machte aber die Tore nicht. Leverkusen quälte sich zu einem 2:0 gegen den KFC Genk.

Leverkusen/Marseille. Frust bei Meister Borussia Dortmund, Aufatmen bei „Vize“ Bayer Leverkusen: Die deutschen Klubs haben am zweiten Spieltag der Fußball-Champions-League Licht und Schatten geboten. Nach der 2:0 von Bayern München am Dienstag gegen Manchester City gewann am Mittwoch auch Bayer Leverkusen mit 2:0 (1:0) gegen den belgischen Meister KRC Genk sein erstes Heimspiel in der Königsklasse seit sechseinhalb Jahren, überzeugte aber nur bedingt. Dortmund ging dagegen beim französischen Vizemeister Olympique Marseille nach katastrophalen Abwehrfehlern mit 0:3 (0:1) ein.

„Wir hatten ganz viele dominante Phasen, insbesondere zu Beginn der zweiten Halbzeit waren wir absolut am Drücker. Die Gegentore waren sehr skurril, aber wir haben uns die Niederlage letztlich selber zuzuschreiben“, analysierte BVB-Trainer Jürgen Klopp frustriert. Innenverteidiger Neven Subotic sah es ähnlich: „Wir haben nicht gut gespielt und es auch nicht verdient, einen Punkt hier mitzunehmen. Wäre das Spiel noch drei Stunden gegangen, wir hätten kein Tor gemacht.“

Mit nur einem Punkt steht der BVB in der Gruppe F nun mit dem Rücken zur Wand. Marseille (6) führt vor dem FC Arsenal (4), Olympiakos Piräus (0) ist nach dem 1:2 beim FC Arsenal Letzter. Bayer ist nach dem Erfolg durch die Tore von Lars Bender (29.) sowie des zehn Minuten zuvor eingewechselten Michael Ballack (90.+1) in der Gruppe E mit drei Zählern dagegen Zweiter hinter dem FC Chelsea (4). Nach dem 2:0 gegen die Rheinländer kam der Klub aus London zu einem 1:1 beim FC Valencia (2). Genk (1) ist Letzter.

Die Borussen wurden vier Tage nach dem vielversprechenden Last-Minute-Sieg am vergangenen Samstag in der Bundesliga beim FSV Mainz (2:1) durch Tore des Ghanaers Andre Ayew (20. und 68., Foulelfmeter) und Loic Remy (62.) auf den Boden der Tatsachen zurück. Marseilles Jordan Ayew sah in der Nachspielzeit Gelb-Rot wegen unsportlichen Verhaltens. Der BVB, der sich im Auftakspiel beim FC Arsenal mit einem 1:1 begnügen musste, muss nun in den beiden Spielen gegen Piräus unbedingt punkten, um noch eine Chance aufs Achtelfinale zu haben.

Die Borussia versuchte selbstbewusst schon in der Anfangsphase, die Begegnung zu kontrollieren, leistete sich aber einige Fehlpässe und brachte den Tabellen-13. der Ligue 1 frühzeitig ins Spiel. Ayew nutzte bei seinem platzierten Flachschuss aus spitzem Winkel einen Ausrutscher von Neven Subotic. Den Borussen fehlte es besonders im Mittelfeld an Ideen und Konsequenz gegen einen nach einem schwachen Saisonstart in der Liga verunsicherten Gegner, der aus einer stabilen Abwehr mit Kontern zum Erfolg kommen wollte. Dem BVB gelang es in der ersten Halbzeit in keiner Phase, Dominanz und Souveränität auf den Platz des Stade Velodrome zu bringen. Es bedurfte schon einiger Korrekturen von Coach Klopp in der Halbzeitpause, um die Schwarz-Gelben wieder auf Kurs zu bringen.

Zumindest in der Offensive wurden die Borussen gefährlicher. Zu Beginn der zweiten Hälfte sahen die 2000 mitgereisten BVB-Fans Einbahnstraßen-Fußball ihrer Mannschaft - jedoch ohne den ersehnten Ausgleichstreffer. Wesentlich effektiver präsentierten sich die Franzosen, die eine verunglückte Kopfball-Rückgabe von Nationalspieler Mats Hummels durch Remy zum 2:0 nutzten. In einer schwachen wie unglücklichen Vorstellung des BVB passte der Foulelfmeter von Ayew nach einem Foul von Sebastian Kehl am Remy ins Bild.

Leverkusen agierte im Angriff durchaus ansprechend, wirkte in der Abwehr aber ungeordnet und anfällig. Bayer, Champions-League-Finalist von 2002, war die Verunsicherung anzumerken, erst das Führungstor hatte eine befreiende Wirkung.

Die Gäste, derzeit Tabellenfünfter der belgischen Liga, versteckten sich keineswegs und besaßen selbst einige gute Gelegenheiten zum Torerfolg, obwohl Bayer lange Zeit deutlich mehr Ballbesitz hatte. Stellungs- und Staffelungsfehler ermöglichten Genk immer wieder Konterangriffe. Im zweiten Durchgang spielte das Dutt-Team zu verhalten, sodass der belgische Champion immer mehr aufkam.

Insgesamt zeigte Bayer gegenüber der trostlosen Vorstellung am vergangenen Samstag beim 0:3 bei Bayern München eine deutliche Leistungssteigerung. Das erste Champions-League-Heimspiel seit März 2005 war aber nicht ausverkauft - offenbar die Quittung für die jüngste Misserfolgsserie. (sid)