Der 19-jährige Dortmunder soll am Mittwoch erstmals von Beginn an auflaufen. Die Münchner Kollegen konnten am Montag schon wieder lachen.

Stuttgart. Gegen 23.00 Uhr am Sonntag kamen die geschlagenen Helden in das Hotel „Le Méredien“ gegenüber dem Hauptbahnhof von Stuttgart. Still waren die acht Nationalspieler des FC Bayern. Alle hatten sie in der Startelf der Münchner gestanden, die mit dem peinlichen 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach in die Saison gestartet waren. „Das ist verständlich, dass nach einer Niederlage erst einmal Traurigkeit herrscht“, sagte Ilkay Gündogan, der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund, der für den Länderspiel-Klassiker gegen Brasilien (Mittwoch, Anstoß 20.45 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) erstmals im Kader der deutschen Nationalmannschaft steht.

Ein kleiner Flachs gegenüber den Münchner Kollegen ist erlaubt, speziell wenn die eigene Mannschaft gleich zum Bundesliga-Auftakt groß gefeiert wurde. Aber heftiges Nachtreten mit triumphalem Unterton verbietet sich, der Konkurrenzkampf der Bundesliga ruht bis Donnerstag im nationalen Interesse. Ein bisschen Trost für die geschlagenen Favoriten war angebracht, anerkennende Worte gab es für den Gladbacher Marco Reus, der vom DFB in einem Auto mit Philipp Lahm und Thomas Müller nach Stuttgart kutschiert worden war. Er war der einzige Sieger der am Sonntag beschäftigten elf Nationalspieler, da auch die Leverkusener Andre Schürrle und Simon Rolfes mit dem Frust eines 0:2 in Mainz angereist waren.

„Bei der Mannschaftsbesprechung haben die Bayern wieder gelacht“, berichtete Gündogan am Montag bei der Pressekonferenz im Mercedes-Benz-Museum. Um 11.30 Uhr hatte Löw das Teamgespräch angesetzt. Thema: Das Duell gegen den fünfmaligen Weltmeister ist der Startschuss in die Saison, die im Juni mit der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine gekrönt wird. Löw schürt den internen Konkurrenzkampf, wobei aber stets die Kollegialität gewahrt werden muss.

Gegen die Brasilianer, die bei der Copa America, dem traditionellen Südamerika-Turnier, schon im Viertelfinale an Paraguay wegen vier verschossener Elfmeter scheiterten, lässt der Bundestrainer seine beste Formation beginnen, die er in Stuttgart zur Verfügung stehen hat. Lediglich auf Sami Khedira und Mesut Özil, die mit Real Madrid in den USA und China spielten, und auf den Bremer Per Mertesacker nach längerer Verletzungspause verzichtete der Freiburger bei der Nominierung. Der 19-jährige Mario Götze darf sich Hoffnungen auf sein Debüt in der Startelf machen, nachdem er am Freitag beim 3:1 des BVB gegen Hamburg glänzend aufspielte und sich vor Lob kaum retten konnte.

Thomas Müller würde anstelle von Özil auf die Zehner-Position rücken. In der Sturmspitze könnte Mario Gomez den Vorzug vor Miroslav Klose erhalten, weil für den Münchner die Saison schon begonnen hat, während Klose sich mit Lazio Rom noch in der Vorbereitung befindet. „Einige Spieler suchen noch ihren Rhythmus“, sagte Löw. Ob die Bayern ihn allerdings gegen Gladbach gefunden haben, ist anzuzweifeln. Fest steht sicherlich, dass Cacau vom Tabellenführer Stuttgart in dem neuen Stadion seines VfB gegen sein Heimatland mit einer Einwechslung rechnen darf.

Der Termin der Partie wird zwar von Christian Seifert, dem Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga, wegen des frühen Saisonzeitpunkts kritisiert, daran stört sich der Deutsche Fußball-Bund (DFB) aber nicht. Die Teamleitung der Nationalmannschaft ist stolz darauf, Brasilien endlich einmal für ein Testspiel verpflichtet zu haben. In 190 Länder wird das Match im Fernsehen übertragen, 600 Medienvertreter haben sich akkreditiert. Deutschland gegen Brasilien, die Paarung hat einen Klang wie Donnerhall im Weltfußball, zwei komplett unterschiedliche Fußball-Stile prallten früher aufeinander, wobei der DFB gegen kein anderes Land eine so schlechte Bilanz aufzuweisen hat wie gegen die Südamerikaner (3 Siege/5 Remis/12 Niederlagen).

Zuletzt traf die Nationalelf vor sechs Jahren beim Confed-Cup in Nürnberg (2:3) auf die „Zauberer vom Zuckerhut“, die dieser Bezeichnung wieder entsprechen möchten. Zweimal, 2006 und 2010, schied Brasilien bei den WM-Turnieren mit vielen europäisch geprägten Profis vorzeitig aus. Der neue Trainer Mano Menezes versucht einen Neuaufbau mit vielen jungen Spielern um den 33-jährigen Ex-Leverkusener und Ex-Münchner Lucio. „Für die Nationalmannschaft gibt es nie einen schlechten Zeitpunkt. Die Vorfreude auf das Spiel ist bei uns allen groß“, sagte Gündogan, der im Laufe der Begegnung wie auch Reus zu seinem Debüt kommen könnte.

Nur die Nationalspieler, die am Freitag und Sonnabend ihre Bundesligaspiele bestritten hatten, absolvierten am Montag voll. Die Hälfte des Aufgebots, exakt elf der 22 Profis, musste sich nur bei einem Regenerationstraining bewegen. Mit nur einer gemeinsamen Einheit aller Spieler am Dienstag, bereitet Löw sein Team auf das Duell gegen den Weltranglisten-Zweiten vor. So richtig passend scheint der Termin wohl doch nicht zu sein.