Bundestrainer Löw setzt im DFB-Team auf Blockbildung. Zwölf Spieler kommen aus München oder Dortmund. Vom HSV ist nur noch Aogo dabei.
Hamburg. Dennis Aogo, Marcell Jansen, Heiko Westermann und Piotr Trochowski. Namen, die in den vergangenen Jahren regelmäßig zum Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw gehörten. Als sich die deutsche Nationalmannschaft am Sonntag in Stuttgart traf, war Dennis Aogo nun jedoch der letzte HSV-Mohikaner. Jansen hat seinen Stammplatz beim HSV und im Kader der DFB-Elf längst verloren, wurde von Löw im Sommer bereits "angezählt". "Es wird nicht mehr so sein, dass ein paar gute Spiele schon reichen werden, um zum Turnier zu kommen", erklärte der Bundestrainer die Länderspiel-Karriere Jansens fast schon für beendet.
Ähnlich geht es Heiko Westermann, der trotz Kapitänsbinde beim HSV zuletzt keine Führungsrolle übernehmen konnte. Zu groß sind seine Probleme in der Innenverteidigung, die am Freitag erneut von der Dortmunder Offensive schonungslos aufgedeckt wurden. Im Nationaltrikot setzt Löw auf den Dortmunder Mats Hummels, den Schalker Benedikt Höwedes und das Bayern-Duo Jerome Boateng, Holger Badstuber. Kommt Bremens Per Mertesacker nach überstandener Verletzung wieder in Fahrt, hat auch er wohl die Nase vor Westermann. Die Geschichte von Piotr Trochowski, der von Hamburg nach Sevilla wechselte, ist schnell erzählt. Schwache Leistungen im vergangenen Jahr und ein üppiges Überangebot für Löw haben seine Chancen auf eine Rückkehr gen Null sinken lassen.
Beim DFB setzt man wieder auf Blockbildung. Genauer gesagt auf den Bayern- und den Dortmund-Block. Die beiden Spitzenteams der Bundesliga stellen an diesem Mittwoch im Testspiel gegen Brasilien (20.45 Uhr) zwölf Spieler (8x Bayern, 4x BVB). Ist Dortmunds Linksverteidiger Marcel Schmelzer wieder fit, muss künftig auch Dennis Aogo um seine Nominierung fürchten.
Generell hat Löw inzwischen vor allem im Mittelfeld die Qual der Wahl. Für seine Doppelsechs im defensiven Mittelfeld stehen ihm in Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos (beide Bayern), Sami Khedira (Real Madrid/diesmal nicht nominiert), Sven Bender, Ilkay Gündogan (beide Dortmund) und Simon Rolfes (Leverkusen) gleich sechs Spieler für zwei Plätze zur Verfügung. Nicht minder qualitativ ist die Auswahl im offensiven Mittelfeld. Selbst beim Fehlen von Mesut Özil (Real Madrid) liest sich Löws Auswahl für Brasilien schillernd. Mario Götze (Dortmund), den Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer jüngst mit Weltfußballer Lionel Messi verglich, wird gegen die "Selecao" wohl sein Startelfdebüt feiern. Neben ihm hat Bayerns Thomas Müller die zentrale Rolle inne, DFB-Dauerbrenner Lukas Podolski (Köln) darf sich auf der linken Seite neues Selbstvertrauen holen. Als Alternativen stehen Leverkusens Neuzugang André Schürrle und Mönchengladbachs Marco Reus bereit. Nicht nominiert, aber weiter dicht dran ist zudem Doppeltorschütze Kevin Großkreutz vom deutschen Meister Borussia Dortmund.
Dass die Kennung "Hamburger SV" aus dem Aufgebot des DFB künftig ganz verschwindet, muss aber nicht zwangsläufig befürchtet werden. Schließlich schickt sich auf der rechten Abwehrseite des HSV Dennis Diekmeier an, eine tragende Rolle im Neuaufbau der Hamburger zu übernehmen. Jogi Löw hat ihn bereits auf dem Zettel, doch für eine Nominierung muss der 22-Jährige in den kommenden Wochen und Monaten stabile Leistungen zeigen.
Der Kader der DFB-Auswahl gegen Brasilien
Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Tim Wiese (Werder Bremen)
Abwehr: Dennis Aogo (Hamburger SV), Holger Badstuber (Bayern München), Mats Hummels (Borussia Dortmund), Philipp Lahm (Bayern München), Christian Träsch (VfL Wolfsburg), Jerome Boateng (Bayern München), Benedikt Höwedes (Schalke 04)
Mittelfeld: Simon Rolfes (Bayer Leverkusen), Sven Bender (Borussia Dortmund), Mario Götze (Borussia Dortmund), Ilkay Gündogan (Borussia Dortmund), Cacau (VfB Stuttgart), Toni Kroos (Bayern München), Thomas Müller (Bayern München), Lukas Podolski (1. FC Köln), Marco Reus (Borussia Mönchengladbach), Andre Schürrle (Bayer Leverkusen), Bastian Schweinsteiger (Bayern München)
Angriff: Mario Gomez (Bayern München), Miroslav Klose (Lazio Rom)