Nach Präsident Uli Hoeneß ist Rummenigge der zweite Bayern-Verantwortliche, der DFB-Boss Theo Zwanziger für seine Nähe zu Blatter attackiert.

Frankfurt. Der FC Bayern gibt im Fifa-Streit keine Ruhe: Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge vom deutschen Fußball-Rekordmeister hat DFB-Präsident Theo Zwanziger wegen dessen Unterstützung für Fifa-Boss Joseph S. Blatter heftig kritisiert. "Die Politik, die er gegenüber dem Fifa-Präsidenten Sepp Blatter verfolgt, finde ich nicht sehr klug: Blatter stets zu verteidigen, obwohl die ganze Welt weiß, wie es wirklich ist. Die Fifa ist ein Korruptionsstadel - dafür gibt es genug Beweise -, das wird auch Zwanziger nicht ändern", sagte Rummenigge dem Fachmagazin kicker und fügte hinzu: "DFB-Präsident Zwanziger muss aufpassen."

Rummenigge ist nach Präsident Uli Hoeneß der zweite Bayern-Verantwortliche, der Zwanziger für seine Nähe zu Blatter attackiert. Zwanziger will als Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees die Korruption im Weltverband bekämpfen und die WM 2022 in Katar überprüfen lassen. Allerdings hat der Jurist aus Altendiez weiter volles Vertrauen in Blatter. "Er ist viel zu klug, um sich korrumpieren zu lassen. Damit würde er sich nämlich in Abhängigkeiten begeben, erpressbar werden und genau das kann er nicht wollen. Aber er ist auf jeden Fall ein sehr guter Netzwerker und Strippenzieher", sagte Zwanziger zuletzt nach den Attacken von Hoeneß.

Rummenigge sieht in Blatter allerdings nur noch einen "König ohne Reich." "Das Reich ist nicht mehr von ihm abhängig, sondern von Kontinentalfürsten, die ihn gewählt haben. Irgendwann kommt der neue König", sagte Rummenigge, der sicher ist, dass Uefa-Präsident Michel Platini bei der Fifa auf Blatter folgen wird: "Man kann davon ausgehen, dass er irgendwann kommen wird. Ich persönlich werde nicht aufhören, den Finger in die Wunde zu legen."

Im Zuge der Fifa-Präsidentenwahl am 1. Juni hatte Bayern-Präsident Hoeneß die Haltung von Zwanziger zu Blatter angemahnt. Der DFB hatte Blatter trotz der anhaltenden Bestechungsvorwürfe im Fifa-Exekutivkomitee seine Stimme gegeben. "Die Haltung des DFB in dieser Sache stört mich. Herr Zwanziger ließ keinen Zweifel daran, dass man Blatter wählen wird. Ganz nach dem Motto: Augen zu und durch. Ich bin enttäuscht, dass der DFB vor diesen unseriösen Machenschaften die Augen verschließt und nicht gegen Blatter Druck macht. Wegschauen heißt auch akzeptieren. Wer das tut, ist mitschuldig", hatte Hoeneß erklärt.


Lesen Sie auch: Hoeneß attackiert Blatter

Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat die Abteilung "Attacke" wiedergefunden, nachdem es zuletzt eher ruhig um den ehemaligen Lautsprecher der Bundesliga geworden ist. Hoeneß hat DFB-Boss Theo Zwanziger aufgrund der Unterstützung für den skandalumwitterten Fifa-Präsidenten Joseph Blatter attackiert. «Die Haltung des DFB in dieser Sache stört mich. Herr Zwanziger ließ keinen Zweifel daran, dass man Blatter wählen wird. Ganz nach dem Motto: Augen zu und durch. Ich bin enttäuscht, dass der DFB vor diesen unseriösen Machenschaften die Augen verschließt und nicht gegen Blatter Druck macht. Wegschauen heißt auch akzeptieren. Wer das tut, ist mitschuldig», sagte er der Sport Bild.

Schon seit Tagen gibt es Differenzen zwischen den Protagonisten der Bundesliga und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). Wegen Blatter droht nun sogar eine Zerreißprobe. Auf dem 61. FIFA-Kongress in Zürich hatte sich der DFB um Boss Zwanziger trotz der anhaltenden Korruptionsvorwürfe gegen Blatter und das 24-köpfige Exekutivkomitee auf die Seite des Schweizers geschlagen und für die Wiederwahl gestimmt. Hoeneß ist allerdings der festen Überzeugung, dass Blatter die Amtszeit bis 2015 nicht überstehen und zuvor von UEFA-Präsident Michel Platini abgelöst wird.

Hoeneß sieht in dem Franzosen Michel Platini den idealen Nachfolger Blatters. «Die Uhr von Sepp Blatter und seiner Combo tickt. Es ist für mich keine Frage 'ob', sondern nur noch 'wann' er seinen Posten räumen muss. Da ist ein Prozess im Gang, der nicht mehr aufzuhalten ist», sagte Hoeneß. «Ich hätte ein gutes Gefühl, wenn er bereit wäre, die Position als Fifa-Präsident zu übernehmen. Ich bin hundertprozentig sicher, wenn Platini morgen zur Wahl antreten würde, dass er gewählt würde», sagte Hoeneß.

Der Boss des DFB reagierte nciht gerade entzückt auf die Vorwürfe. «Was mich in der Tat etwas wundert, ist, dass ausgerechnet Hoeneß erneut öffentlich Kritik übt, ohne vorher einmal persönlich mit mir gesprochen zu haben. Er war ja schon bei der WM in Südafrika ein polarisierender, öffentlicher Kritiker, recht hat er damit nicht behalten und nicht unbedingt an Ansehen gewonnen», sagte Zwanziger und unterstrich: «Niemand beim DFB hat die Augen verschlossen.»

Vielmehr will Zwanziger bei einem Runden Tisch am 21. Juni mit Vertretern des Verbandes und der Deutschen Fußball Liga (DFL) diskutieren, wie man die FIFA davon überzeugen kann, die doppelte WM-Vergabe an Russland (2018) und Katar (2022) zu überprüfen. Bei der Vergabe der WM an Katar sollen Beträge in zweistelliger Millionenhöhe in die Taschen einzelner Exko-Mitglieder geflossen sein, auch über Bestechungsgelder vor dem Votum für Russland wird hinter den Kulissen weiter getuschelt.

Hoeneß ist deshalb der Überzeugung, dass in Kürze weitere Enthüllungen den ohnehin schon angeschlagenen Blatter in die Bredouille bringen werden. «Das war erst der Anfang der Geschichte. Das war doch alles erst die Spitze des Eisbergs. Ich bin überzeugt, dass nun alle Missstände scheibchenweise ans Licht kommen werden. Nachdem wichtige FIFA-Funktionäre wie Jack Warner, Chuck Blazer, Bin Hammam und viele andere involviert sind, werden noch Dinge rauskommen, die wir uns noch gar nicht vorstellen können», sagte Hoeneß.

Auch bei den übrigen Bundesligisten wächst die Überzeugung, dass es Blatter und seinen Exko-Kollegen an Integrität mangelt. «Es ist schon auffällig, wie viele Skandale im Exekutivkomitee und damit im Umfeld von Blatter offenbar stattgefunden haben. Ich habe daher meine Zweifel, ob mit Blatter die notwendigen Reformen des Systems eingeleitet werden können», sagte Wolfsburgs Geschäftsführer Thomas Röttgermann in einer Sport-Bild-Umfrage.

(sid/abendblatt.de)