Ein Kommentar von Christian-A. Thiel
Das sport-politische Deutschland schickt sein bestes Aufgebot nach Durban. Bundespräsident Christian Wulff für den guten Eindruck, Katarina Witt als schönstes Gesicht und Franz Beckenbauer als Geheimwaffe, die weiß, wie man ein internationales Großereignis in die Heimat holt. München hat in den letzten Stunden vor der Vergabe der Olympischen Winterspiele 2018 seine Hausaufgaben gemacht. Glaubt man den Auguren, liegen die Bayern nach holprigem Start mit dem südkoreanischen Favoriten Pyeongchang nahezu gleichauf.
Seit die Auseinandersetzung mit den Garmischer Wutbürgern vor Gericht geklärt wurde, hat das Projekt München 2018 Aufwind bekommen. Sogar die Zustimmung im Lande kletterte auf fast 80 Prozent. Anders als die verkorksten Bewerbungen von Berlin und Leipzig haben die Münchner diesmal fast alles richtig gemacht. Sie blieben bodenständig, verzichteten auf Allüren und überzeugten mit einem nachhaltigen Konzept.
Der Rest liegt in den Händen der Herren (und einiger Damen) der Ringe, die morgen in Durban über die Olympiastadt 2018 entscheiden - sofern sie nicht unter Hausarrest stehen oder anderweitig gegen sie ermittelt wird. Die Kriterien der Vergabe werden am Ende des Tages nicht objektiv nachprüfbar sein. Doch während München fröhliche Spiele in einem natürlichen Umfeld verspricht und das französische Annecy als klassischer Außenseiter ohne große Chancen ins Rennen geht, locken die Koreaner mit einem Argument, das im IOC immer verstanden wurde: viel Geld.