Der abstiegsbedrohte Zweitligist aus Karlsruhe hat Trainer Uwe Rapolder entlassen. Als Nachfolger werden drei alte Bekannte gehandelt.

Karlsruhe. Erst wurde der Mittelfinger hochgestreckt, jetzt geht der Daumen runter: Die Verantwortlichen des abstiegsgefährdeten Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC haben die Konsequenzen aus der „Stinkefinger-Affäre“ um Trainer Uwe Rapolder gezogen und den Coach nur 99 Tage nach seiner Verpflichtung entlassen. Ein Nachfolger soll bereits am Mittwoch präsentiert werden. Als Kandidaten gelten die früheren KSC-Trainer Winfried Schäfer und Edmund Becker sowie der Ende Dezember beim Drittligisten VfR Aalen entlassene Rainer Scharinger.

Rapolder soll während der 1:4-Niederlage im Kellerduell gegen den FC Ingolstadt am vergangenen Sonntag den eigenen Fans nach einer knappen Stunde Spielzeit den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt haben. Zuvor war der 52-Jährige offenbar übel beschimpft worden. Noch kurz vor seinem Rauswurf hatte Rapolder den Vorfall bestritten. „Ich habe es nicht getan. Aber wenn ich in der Emotion irgendeine Geste gamacht haben sollte, dann möchte ich mich dafür entschuldigen“, erklärte der Coach am Dienstag.

Die Reue kam allerdings zu spät. „Die Mannschaft darf nicht durch eine solche Aktion belastet werden. Wenn es so war, dann ist es inakzeptabel“, sagte Klubchef Ingo Wellenreuther: „Im Verhältnis zwischen Trainer und Fans hatte sich zu viel hochgeschaukelt. Wir standen derart im Fokus, dass wir eine Gefährdung für den gesamten Verein befüchtet haben.“

Wellenreuther betonte allerdings, dass der Vorfall vom Sonntag nicht der alleinige Grund für die Trennung von Rapolder war. „Die Entscheidung war eine Reaktion auf das Wochenende und die letzten drei Spiele. Ausschlaggebend war die Gesamtbetrachtung“, erklärte der Präsident, der den Zusammenhalt im Abstiegskampf beschwor: „Wenn wir den Klassenerhalt schaffen wollen, müssen wir alle eine Einheit sein.“

Rapolder, für den Co-Trainer Josef Zinnbauer den Waldlauf der Profis am Dienstag überwachte, hatte seinen Posten beim KSC am 22. November angetreten. Zuvor hatte sich der Klub Ende Oktober von Markus Schupp getrennt. Vor Rapolder, der am 13. Dezember 2009 bei der TuS Koblenz entlassen worden war, stand Markus Kauczinski beim ehemaligen Europacup-Teilnehmer als Interims-Coach an der Seitenlinie.

Rapolder, der von den Karlsruhern mit einem laut Wellenreuther auch weiterhin gültigen Vertrag bis zum Saisonende ausgestattet wurde, konnte die sportliche Misere allerdings nicht beenden. Wie bei Rapolders Dienstantritt stehen die Badener derzeit auf dem Relegationsplatz.

Die Heimpleite gegen Ingolstadt hatte Rapolder durch eine personelle Fehlentscheidungen selbst mitverschuldet. Rapolder wollte nach dem 0:2 zur Pause die Wende erzwingen und brachte gleich drei neue Spieler. Da Serhat Akin aber bereits in der 60. Minute aufgrund einer Verletzung ausgewechselt werden musste, spielten die Gastgeber eine halbe Stunde in Unterzahl. Nach dem Schlusspfiff wurde Rapolder beim Gang in die Kabine erneut von den eigenen Anhängern beschimpft.

Es ist nicht die erste Entlassung in der Karriere des Trainers Rapolder. Bereits bei seinen vorangegangenen Stationen in Koblenz und Köln musste der Schwabe vorzeitig seinen Hut nehmen.