Mehr als tausend Ehrengäste feierten in der Handelskammer die Gewinner der 5. Sportgala, die 25.000 Abendblatt-Leser wählten.
Hamburg. Wenn Sieger gewinnen, kommt Freude auf. So wie gestern Abend im fantasievoll illuminierten Börsensaal der Handelskammer. Mehr als tausend Ehrengäste aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens spendeten jenen herzhaft Applaus, die 2009 wahrhaft Meisterliches vollbrachten. Die 5. Sportgala bewies, dass die Hansestadt in vielen Disziplinen oben ist - eben auch auf ausgefallenem Parkett. Neben dem Senat, dem Gastgeber und dem Hamburger Sportbund sind der Energieversorger Vattenfall Europe, das Hamburger Abendblatt sowie Hamburg 1 Paten der Aktion.
Triumphe gehören dazu, große Gefühle ebenso. Um 20.31 Uhr erhob sich das Publikum kollektiv und bescherte einer Sportikone Ovationen, die für ein Lebenswerk geehrt wurde, dessen unternehmerische Wurzeln in Hamburg liegen. "Günter Netzer nahm sich selbst stets zurück, um andere stark zu machen", sagte Laudator Wolfgang Niersbach, der Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes, in einer launigen, rhetorisch brillanten und herzergreifenden Rede. Kleiner Seitenhieb an seinen Freund: "Du warst ein fauler Hund und hast andere für dich laufen lassen." Als Profi, Manager, Fernsehgrande, vor allem jedoch als Mensch habe Netzer Beeindruckendes auf die Beine gestellt (siehe auch Bericht links).
Das galt für die anderen Hauptpersonen der von Oliver Welke und Ulrich Pingel gekonnt moderierten Gala keinen Deut weniger. Mehr als 25 000 Abendblatt-Leser und eine zehnköpfige, hochkarätig besetzte Jury hatten ihr Votum abgegeben - mit Bedacht und Fingerspitzengefühl.
Wie auch für Ruder-Weltmeisterin Helke Nieschlag, deren Leistung von Fernsehstar Susann Atwell gewürdigt wurde. „Entscheidend ist es, das Boot am Laufen zu halten“, verriet die Preisträgerin in bescheidener Manier. Dafür gab es Sonderbeifall. Ebenso geehrt und bejubelt wurde Guillaume Gille, französischer Handball- Champion in Diensten des HSV. Als Laudator trat mit Pascal „Pommes“ Hens ein Mitspieler ans Mikrofon, der 2008 selbst als Sieger oben auf der Bühne stand. Gilles (33) weltmeisterlicher Kommentar: „Bei uns stimmt die Mischung zwischen alten Säcken wie mir und jungen Talenten.“
Nach einem verbalen Doppelpass zwischen Bürgermeister Ole von Beust („Ich mache auch Sport und gehe zweimal wöchentlich acht Kilometer um die Außenalster!“) und der per Homevideo zugeschalteten Basketballkoryphäe Dirk Nowitzki, einer Diabolo-Show sowie einer Pause, die zum munteren Kommunizieren genutzt wurde, trat erneut gespannte Stille ein. Dann stand ein Team im Rampenlicht, das im vergangenen Jahr meisterlich in Schuss war, ohne Meister zu sein – der FC St. Pauli. Selten waren die Männer so vornehm gewandet wie an diesem Rosenmontag: weiße Oberhemden und überwiegend schwarze Sakkos. „Erste Klasse“ brachte es Werbe-Guru Holger Jung in seiner Laudatio auf den Punkt. Nicht gering war der Gänsehaut-Faktor, und mancher Zuschauer fragte sich: Was soll erst passieren, wenn die Jungs im Mai tatsächlich den Aufstieg in die Bundesliga schaffen?
Für die Wahl gab es auch Beifall vom HSV-Vorsitzenden Bernd Hoffmann und seinem Vorgänger, dem früheren Präsidenten Dr. Peter Krohn. „Diese Entscheidung spricht vielen Hamburgern aus dem Herzen“, freute sich Handelskammer-Präses Frank Horch. Gesprächsstoff zuhauf also für das Nachspiel, welches einen Saal weiter zelebriert wurde. Bei Fusion aus Birnen, Bohnen und Speckchips, Poularde Pancetta, mit Koriander gewürztem Pangasiusfilet und dem einen oder anderen Gläschen 2006er Rosso Piceno Superiore kam man sich genussvoll näher. Und gegen Mitternacht, als es immer noch beschwingt zur Sache ging, herrschte Einigkeit: Es war ein gewinnender Abend. Für alle.