Am Schreibtisch prägte er die große Zeit des HSV: In seiner Amtszeit von 1978 bis 1986 führte Günter Netzer (65) den Traditionsklub zu drei deutschen Meisterschaften und zum Europapokalsieg der Landesmeister. Auch für seine großen Verdienste um den HSV wurde Netzer, der mit Frau Elvira nach Hamburg kam, mit dem Ehrenpreis der Hamburger Sportgala ausgezeichnet.

Die Laudatio auf Netzer hielt gestern Wolfgang Niersbach. Der DFB-Generalsekretär, der als Rheinländer schweren Herzens auf den Karneval am Rosenmontag verzichtete, nutzte seinen Auftritt auf beeindruckende Art und Weise, um seinen Freund zu würdigen. "Ich persönlich würde den Ehrenpreis dem Menschen Günter Netzer verleihen, er ist ein Geschenk. Wir freuen uns wechselseitig auf jede Begegnung."

Logisch, dass bei alten Kumpanen die Frotzeleien nicht fehlen durften. Als besonderes Geschenk hatte sich Niersbach ein Foto mit Netzer zu dessen aktiver Zeit besorgt, der sich gerade gelangweilt an einer Eckfahne abstützt - um die "Lauffreude" des einstigen Mittelfeldstrategen zu illustrieren.

Dabei hatte sich Netzer die Auszeichnung für das Lebenswerk natürlich redlich verdient. Schließlich war er als Fußballer ein Weltstar. Er prägte die große Zeit von Mönchengladbach. Zwei Mal wurde Netzer mit der Borussia Meister. Legendär wird der Pokalsieg 1973 über Köln bleiben. Zu Beginn der Verlängerung wechselte er sich quasi selbst ein und erzielte bei seinem ersten Ballkontakt mit einem Schuss in den Winkel den Siegtreffer zum 2:1.

Nach seinem Wechsel 1973 zu Real Madrid blieb Netzer ein Siegertyp - auch mit Real wurde er Meister und Pokalsieger. Zudem gilt Netzer als Dirigent der wohl besten Nationalmannschaft, die 1972 Europameister wurde.

Auch nach seiner Manager-Karriere ist Netzer ein Erfolgstyp geblieben. Mit der Schweizer Firma Infront kümmert er sich um den Erwerb der TV-Rechte von Top-Veranstaltungen. Zudem analysiert er seit 13 Jahren die Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft für die ARD. Gemeinsam mit Moderator Gerhard Delling wurde er dafür mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

Nach der WM in Südafrika wird Netzer diese Tätigkeit allerdings beenden. In einem Abendblatt-Interview erklärte er: "Ich möchte nicht mit dem Lasso von der Bühne geholt werden." Aber zuvor, hofft Niersbach, beweist Netzer noch einmal mehr seine Multitasking-Fähigkeiten: "Eine Steigerung wäre es, wenn du als Kolumnist in der Bild am Sonntag kritisieren würdest, wie du als Kommentator des Länderspiels in der ARD am Abend zuvor warst ..."