Ein kurioses Spiel: Zunächst dominierten der FC Bayern auf Schalke, dann trafen Jurado und Höwedes aus dem Nichts zum Schalker 2:0-Sieg.
Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 hat die angekündigte Aufholjagd des FC Bayern München gestoppt und kann im Tabellenkeller nach dem Prestigeerfolg erstmal durchatmen. Der spanische Spielmacher José Manuel Jurado (58.) und Benedikt Höwedes (67.) bescherten den „Königsblauen“ am Sonnabendabend den umjubelten 2:0 (0:0)-Sieg gegen den Rekordmeister, der die Tabellenspitze mit dem schon um 14 Punkte enteilten Spitzenreiter Borussia Dortmund zwei Spieltage vor dem Ende der Hinrunde völlig aus den Augen verloren hat. Der BVB könnte sich am Sonntag mit einem Sieg in Nürnberg sogar noch weiter absetzen. Schalke-Trainer Felix Magath kann nach einer turbulenten Woche und dem ersten Knappen-Heimsieg gegen die Münchner seit dem 13. März 2005 die kommenden Tage etwas gelassener angehen.
Beide Mannschaften wechselten auf zwei Positionen. Magath brachte für den am Dienstag im Champions-League-Spiel in Lissabon ohnehin gesperrten und grippegeschwächten Jefferson Farfan den spanischen Regisseur Jurado, von dem zunächst wenig zu sehen war. Der nach dem
0:5 in Kaiserslautern ins Regionalliga-Team abgeschobene Jermaine Jones wurde durch Ivan Rakitic ersetzt. Christian Pander saß zum ersten Mal nach 17 Monaten Verletzungspause wieder auf der Bank, feierte in der zweiten Hälfte sein Comeback.
Bei den seit fünf Ligaspielen auswärts sieglosen Münchnern stand Kapitän Mark van Bommel nach neun Wochen erstmals in der Startelf. Der Niederländer wurde nach einer nicht geahndeten Attacke gegen Lukas Schmitz zum Buhmann (41.) der Schalke-Fans. Für den formschwachen Daniel van Buyten rückte Anatoli Timoschtschuk in die Innenverteidigung. Hinten links musste Danijel Pranjic Platz machen für Diego Contento.
Das Duell Vizemeister gegen Titelverteidiger nahm unter dem geschlossenen Arena-Dach nur gemächlich Fahrt auf. Der Rekordmeister, der nur eines der letzten 15 Pflichtspiele gegen Schalke verloren hatte, bemühte sich um Ballkontrolle und Spielkultur. Die besseren Chancen hatten zunächst aber die auf Konter lauernden „Königsblauen“. Ein Kopfball von Klaas-Jan Huntelaar (9.) strich jedoch ebenso einen halben Meter über das Tor wie ein Distanz-Schuss von Rakitic (13.).
Nach gut 20 Minuten wurde es auch vor dem Tor von Manuel Neuer etwas lebhafter. Doch der Schalke-Keeper musste bei Franck Ribérys Versuch aus 17 Metern noch nicht eingreifen. Nur eine Minute später nahm Bastian Schweinsteiger mit einem Seitfallschuss Maß, verfehlte nach einer Flanke von Thomas Müller das Gehäuse aber ebenfalls. Mario Gomez hätte die Bayern nach einem Tempogegenstoß über Ribéry und Schweinsteiger dann in Front bringen müssen, doch der zuletzt so treffsichere Stürmer verpasste sein 16. Tor im zwölften Pflichtspiel auf fünf Metern kläglich.
In der Schlussphase der ersten Hälfte brannte es lichterloh im Schalker Strafraum. Und Neuer bewies, warum er Deutschlands Nummer eins ist: Erst fischte er einen Schlenzer von Toni Kroos (34.) aus dem Eck, dann wehrte er gegen den völlig frei vor ihm auftauchenden Bayern-Profi reaktionsschnell mit dem Fuß ab. Nur Sekunden später hatte Neuer dann das Glück des Tüchtigen, als Schweinsteiger nur den Pfosten traf. Die vergebenen Chancen sollten sich rächen.
Kurz nach dem Wechsel verhinderte Jörg Butt zunächst den möglichen Bayern-Rückstand mit einer guten Parade gegen Rakitic. Auf der Gegenseite wehrte Neuer einen 25-Meter-Knaller von Kroos ab. Danach präsentierte sich die Gastgeber wesentlich druckvoller, während das Team von Louis van Gaal immer mehr abtauchte. Jurado verwandelte mit seinem zweiten Saisontor die mit 61 673 Fans vollbesetzte Arena nach toller Vorarbeit von Landsmann Raúl dann in ein Tollhaus. Spätestens mit dem Treffer von Höwedes hatten die Schalke-Fans ihrem Team das Debakel von Kaiserslautern endgültig verziehen.