Nach der sportlichen Talfahrt in der Bundesliga spricht in Bremen niemand von einem möglichen Wunder in der Champions League bei Tottenham.

London. Der Glaube an ein Werder-Wunder ist längst begraben, die Hoffnung praktisch schon gestorben. Nach vier Pflichtspielen ohne Torerfolg, dem Absturz auf den zwölften Tabellenplatz und einer für Bremer Verhältnisse geradezu lebhaften Trainerdiskussion im Umfeld ähnelte der Flug nach London zum Champions-League-Spiel der Hanseaten am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) gegen Tottenham Hotspur der Reise zu einer Beerdigung. Viel gesprochen wurde jedenfalls nicht, als die zuletzt desolate grün-weiße Truppe die Hansestadt verließ.

Trainer Thomas Schaaf schwieg zunächst beharrlich und grübelte über die angespannte Personalsituation. Neun seiner Spieler können an der mit 36.310 Zuschauern bereits ausverkauften White Hart Lane nicht auflaufen, stattdessen stehen Drittliga-Youngster wie Dominik Schmidt und Felix Kroos vor ihrem Profidebüt - und das in der Königsklasse.

„Da brauchen wir nicht mehr von der Champions League zu reden, wir sind ja keine Träumer“, meinte Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs zur misslichen Situation. Statt den Fokus ganz auf das Kerngeschäft Bundesliga legen zu können, müssen die Norddeutschen mit einer weiteren Niederlage rechnen. Die würde dann auch rechnerisch das vorzeitige Aus besiegeln, noch bevor Titelverteidiger Inter Mailand am 7. Dezember im Weserstadion gastiert. Und da wäre dann bei einer weiteren Pleite sogar die weitere Teilnahme an der Europa League verspielt.

Nicht einbrechen, nicht abgeschlachtet werden - das wäre angesichts der rasanten sportlichen Talfahrt der vergangenen Wochen fast schon ein Erfolgserlebnis. Und ein Lebenszeichen eines Teams, das zuletzt alles andere als eine Mannschaft war und damit auch ihren Coach in beispiellose Bedrängnis gebracht hatte. Mittlerweile ist erste Selbstkritik zu vernehmen. Nationalspieler Aaron Hunt: „Nicht der Trainer ist das Problem, sondern wir sind es.“

Um eine Wende zum Besseren einzuleiten, scheint der Tottenham allerdings genau der falsche Gegner zu sein. Der Traditionsklub aus dem Londoner Norden konnte mit einem Sieg gegen Inter den Top-Favoriten von der Spitze verdrängen und ist für deutsche Profiklubs bislang eine äußerst undankbare Adresse: In sechs Heimspielen landeten die „Spurs“ fünf Siege, allesamt ohne Gegentor. Nur Bayern München ertrotzte einmal ein 1:1 - vor 27 Jahren.

Und seitdem der Ex-Hamburger Rafael van der Vaart die Regie im Mittelfeld übernommen hat, konnte das Team von Coach Harry Redknapp auch an Spielkultur deutlich zulegen. Der Niederländer, Ende August von Real Madrid auf die Insel gewechselt war, warnt dennoch vor Bremen: „Die Qualität bei Werder ist da, auch wenn es nicht so läuft. Wenn wir nicht dagegenhalten, könnten wir Probleme bekommen. „

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen

Tottenham: Gomez - Hutton, Gallas, Kaboul, Assou-Ekotto - Lennon, Jenas, Modric, Bale - van der Vaart - Crouch - Trainer: Redknapp.

Bremen: Wiese - Fritz, Mertesacker, Prödl, Schmidt - Bargfrede, Jensen - Kroos, Hunt, Marin - Almeida - Trainer: Schaaf.

Schiedsrichter: Olegario Benquerenca (Portugal)